Sustainable Economy Summit 2023 - Nachbericht

Der Sustainable Economy Summit beleuchtete die Rolle der Wirtschaft als Treiber einer sozial-ökologischen Transformation. Bei der Premiere vom 11. bis 13. Dezember in Berlin ging es um positive Narrative, Planungssicherheit für Unternehmen, aber auch um mögliche Transformationsschmerzen, regulatorische Anforderungen und Chancen.

Etwas verdutzt reagierte Prof. Klaus Lutz auf die Antwort seiner Gesprächspartnerin Antje von Dewitz. Der BayWa-Aufsichtsratsvorsitzende und Präsident des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags sagte, dass man in China keine Lieferketten-Due-Dilligence machen könne. Selbstbewusst wollte er sich das aus dem Publikum bestätigen lassen. Doch von Dewitz grätschte dazwischen, ihre Firma Vaude zeige, dass es doch gehe.

Schon zuvor hatte Lutz im lebhaftesten Podium des Sustainable Economy Summit gegen „bürokratischem Irrsinn aus Europa“ gepoltert, was von Dewitz mit dem Vorwurf konterte, wenn die IHK ausschließlich gegen Regulierung wettere, trage das dazu bei, „dass Probleme nicht gesehen werden.“ Dieser Schlagabtausch entkräftete mögliche Befürchtungen, der Gipfel könne zu harmonisch – und damit langweilig – werden.

Gipfeltreffen der nachhaltigen Wirtschaft und der Politik

Der Sustainable Economy Summit, der von einem Trägerkreis aus 13 Wirtschaftsverbänden organisiert wurde, stand unter dem Motto „Unternehmen als Motor für die sozial-ökologische Transformation“. Diesen Gedanken formulierte Alexander Bonde (Deutsche Bundesstiftung Umwelt) in seinen Eröffnungsworten: „Je besser wir zeigen, was [in Sachen Nachhaltigkeitstransformation] alles geht, desto weniger Argumente haben die, die nicht wollen.“

Die Schirmherrschaft durch das BMWK, Podiumsgäste aus der Bundespolitik und ein Veranstaltungsort mitten im Berliner Regierungsviertel unterstrichen: Der Gipfel wollte Vertreter der Wirtschaft und der Politik an einen Tisch bringen. Dafür hätten Letztere allerdings in größerer Zahl den Weg über den Pariser Platz finden müssen – oder zumindest nach ihren Kurzauftritten zum Zuhören bleiben.

Sustainable Economy Summit - Michael Kellner

Forderungen in beide Richtungen

Angesichts der Haushaltsdebatte war es nicht verwunderlich, dass sich Wirtschaftsminister Habeck vertreten ließ. An seiner Stelle appellierte der Parlamentarische Staatssekretär und Mittelstandsbeauftragte Michael Kellner an die anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer: „Mischen Sie sich ein, auch das gehört zum gesellschaftlichen Zusammenhalt in unserem Land“. Mit Blick auf Branchen unter Transformationsdruck – Stahlindustrie, Ernährung, Energie – sagte er „Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gehen Hand in Hand und sind kein Nischenthema mehr.“

An die Politik gerichtet wurde dagegen immer wieder der Ruf nach Planungssicherheit. So sagte etwa Jürgen Reinert von SMA Solar: „Wir konnten über Jahre nicht damit rechnen, welche Förderungen kommen.“ Für Jochen A. Berner von ZF Friedrichshafen ist Planungssicherheit „ein wichtiger Punkt, wenn es darum geht, mutige unternehmerische Entscheidungen zu treffen, in Zukunftstechnologien zu investieren und in großem Maße Mitarbeitende umzuschulen.“

Sustainable Economy Summit - Fishbowl

Bewegung in Richtung „Level Playing Field“ für Nachhaltigkeit?

Maja Göpel betonte am Dienstag auf der Bühne, dass ein konsequent umgesetzter CO2-Preis und der Abbau klimaschädlicher Subventionen eine starke Lenkungswirkung hätten. Da konnte sie noch nicht ahnen, dass nur einen Tag später mit der Einigung im Haushaltsstreit einige dieser Forderungen Realität werden. So wird der CO2-Preis - wie ursprünglich geplant und wegen der Energiekrise ausgesetzt - steigen, Kerosin auf Inlandsflügen künftig besteuert und die EU-Plastikabgabe auf die Inverkehrbringer umgelegt. Dr. Katharina Reuter (Geschäftsführerin der Sustainable Economy gGmbH und des Bundesverbands Nachhaltige Wirtschaft): „Das sind wichtige Punkte, die zu einem Level Playing Field, also fairen Marktbedingungen für Nachhaltigkeit und Klimaschutz, beitragen.“

Wie geht es weiter?

In der Summe seiner Teile konnte der Gipfel zeigen: Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit können sehr wohl Hand in Hand gehen. Und ein nicht unerheblicher Teil der Wirtschaft kann und will.

Jetzt geht es für den Summit darum, die positiven Narrative des nachhaltigen Wirtschaftens noch stärker aus der Blase der ohnehin Überzeugten herauszutragen. Marc Mundstock vom Veranstaltungsort Axica malte in seiner Abschlussrede eine Vision auf: 6.000 Menschen, die bei einem der nächsten Summits über den Pariser Platz flanieren und sich über nachhaltiges Wirtschaften austauschen - schöne Vorstellung.