Das Pariser Abkommen, ein Meilenstein der globalen Klimaverhandlungen, hat klare und ambitionierte Ziele: die Begrenzung der globalen Erwärmung auf maximal 1,5°C, die Förderung von Klimaschutzmaßnahmen und die Finanzierung nachhaltiger Investitionen. Ein Blick auf die Bilanz nach zehn Jahren zeigt, dass der Weg zur Umsetzung dieser Ziele noch weit ist.
Das 10-jährige Jubiläum des Klimaabkommens war das Thema bei der Eröffnungs-Keynote der diesjährigen ChangeNow, dem größten Festival zu Lösungen unseres Planeten, das vom 24. bis 26. April in Paris stattfand. Das Jubiläum zog sich als roter Faden durch die drei Tage. Insgesamt habe ich ChangeNow das fünfte Mal besucht. Dieses Jahr war sie wieder – wie bereits in den ersten Jahren nach Launch im Jahr 2017 – im imposanten Grand Palais, das zur Weltausstellung 1900 erbaut wurde.
The most impactful event for the planet
So beschreibt sich die ChangeNow selbst. Schauen wir auf die Fakten, dann wird schnell klar: besser kann man es nicht formulieren. An der ChangeNow kommt niemand vorbei, der an einer nachhaltig positiven Zukunft arbeitet. An drei Tagen kommen viele der besten und inspirierendsten Speaker:innen der Welt, die wichtigsten Entscheider:innen aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft sowie die wirkungsvollsten Start-Ups und Investor:innen nach Paris. Kurz: 40.000 Teilnehmende, aus 140 Ländern, rund 1.000 Lösungsanbieter:innen und über 10.000 Unternehmen.
Eine der Erweiterungen dieses Jahr war die Einbettung vieler COP-Organisationen und Akteur:innen, was mich zu meiner Einleitung bringt. Bei der Eröffnung des Festivals waren sowohl Laurent Fabius, President der COP21 und Hauptarchitekt des Pariser Klimaabkommens, als auch Ana Toni, CEO der COP30 und Vizeministerin für Climate Change des Ministeriums für Umwelt und Klimawandel aus Brasilien auf der Bühne. Der Bogen war damit gespannt für die Road to Belem, wo die nächste COP vom 10. bis 21. November 2025 stattfinden wird.
Konkrete Lösungen für eine nachhaltige Zukunft
ChangeNOW 2025 präsentierte mehr als 1.000 innovative Projekte und Technologien, die in den Bereichen Klimaschutz, Biodiversität, Kreislaufwirtschaft und soziale Gerechtigkeit ansetzen. Start-ups, NGOs und Forschungsinstitute zeigten, wie nachhaltiges Handeln in der Praxis funktioniert – von klimafreundlicher Landwirtschaft bis zu innovativen Recyclingmethoden.
Die Bühne für junge Unternehmen war ein zentraler Bestandteil der Messe. 120 Start-ups wurden für ihre innovativen Ideen ausgezeichnet und erhielten Zugang zu Investor:innen, Mentor:innen und internationalen Netzwerken – ein wichtiger Schritt, um ihre Lösungen auf die nächste Ebene zu bringen.
Inspirierende Speaker aus aller Welt
Mehr als 500 Redner:innen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Aktivismus teilten ihre Visionen und Erfahrungen. Besonders beeindruckend waren die Keynotes zu den Fortschritten seit dem Pariser Klimaabkommen von 2015 sowie die Diskussionen über die Rolle großer Unternehmen im Wandel. Wer einen Eindruck dieses imposanten Programms bekommen will, dem empfehle ich den Blick auf die Website und die Videos der Sprecher:innen auf den Hauptbühnen, die kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.
Side Events und Impact Job Fair
Sicherlich inspiriert von den Olympischen Spielen gab es dieses Jahr weit mehr offizielle Side Events an weiteren Plätzen in der Stadt, die den Austausch und die Vernetzung zusätzlich förderten, zum Beispiel Road to COP 30, Woman for Change, Sport for Change oder Youth for Change. Ein Highlight war die „Odyssee des Wassers“ an den Ufern der Seine, eine öffentlich zugängliche Ausstellung, die das Thema Wasser und Nachhaltigkeit auf künstlerische Weise erlebbar machte.
Neben Innovationen und Diskussionen stand auch die Vernetzung im nachhaltigen Arbeitsmarkt im Mittelpunkt. Die Impact Job Fair bot zahlreiche Möglichkeiten für Fachkräfte und Unternehmen, sich zu vernetzen und gemeinsam an einer grüneren Zukunft zu arbeiten. Die Job Fair fand am dritten und letzten Tag statt, der sich mehr den Familien, Schüler:innen und Studierenden öffnete.
Workshops für Kinder zu Klimaschutz, Biodiversität und Ozeanen sowie eine Kletterwand und handwerkliche Aktivitäten machten Nachhaltigkeit erlebbar und förderten den generationenübergreifenden Austausch. Auf einem B2B-Festival ist das eine wichtige Ergänzung, um mehr Menschen jeden Alters für das Thema zu begeistern.
Highlights der ChangeNow 2025
Die Energie der Menschen. Das Event in diesem großartigen Gebäude schlägt alles, was ich bisher kennengelernt habe.
Das Side Event „Power in the Workplace“ im Pariser Climate House, mit Fokus auf Green Teams und Employee Engagement. Ein „kleines“ Event mit 100 Teilnehmer:innen und vielen globalen Aktivisten:innen sowie Initiativen wie Creatives for Climate, Work for Climate, Green Team Netzwerk Deutschland und Le Collectifs.
Immer mehr deutsche Akteur:innen, die in Paris sichtbar werden. Wirkungsvolle Auftritte von Aussteller:innen wie Verso als einem der deutschen Marktführer für ESG-Software oder Plastic Fischer, denen sogar der Sprung in die Tagesschau gelang.
Die Paris CSO Reception von futur.io, eine kleine feine Runde von etwa 100 CSOs und Aktivist:innen. Mit Impulsen von Ulrike Sapiro (CSO von Henkel), Barbara Martin Coppola (former CEO von Decathlon) oder Patricia Torres (Sustainability Expert von Bloomberg).
Beeindruckende Speaker:innen, auch aus Deutschland: Luisa Neubauer, Antje von Dewitz (Vaude), Christian Knoll (Ecosia) oder Nadine Santiago (Weleda). Und viele internationale Größen wie Paul Polman (Ex-CEO Unilver), Otto Scharmer (MIT Boston), Mary Robinson (Gründungsmitlied von The Elders zusammen mit Nelson Mandela), Paul Watson (Gründer Sea Shepard), Ninawa Huni Kui (Häuptling eines indigenen Volkes im Amazonas) oder Bertrand Picard (Gründer der Solar Foundation).
Der Launch der Initiative „Make Science Great again“. Ein Aufruf von Ingmar Rentzog, Gründer von We don’t have time, einer der größten Media Plattformen für Klima Aktivist:innen, an alle gegen die Vereinnahmung der Wissenschaft und dem Eliminieren von Fakten und Wahrheit.
Fazit: Sandkörner im Getriebe ernst nehmen
Eine Veranstaltung wie diese lebt von Sponsorengeldern und Unternehmen, die sich Sichtbarkeit erkaufen. Konkret findet man also auf vielen Bühnen gekaufte Speaker:innen oder Panelplätze, die eher wenig inspirierend sind und meist von großen Beratungsfirmen kommen. Ganz nach dem Motto: same same but not different.
Die Gerüchteküche lebte während der drei Tage auf, als Medien über folgendes berichtete: Les Echos-Le Parisien, ein Unternehmen von Bernard Arnault, hat 55 Prozent von ChangeNow erworben. Dem Unternehmen gehört aber auch das Medium Le Crayon, das ebenfalls an der Veranstaltung teilgenommen hat. Le Crayon ist eine Plattform, die Klimaleugner:innen beherbergt und offen rechtsextremen, antifeministischen und rassistischen Aktivist:innen Sendezeit einräumt.
In diesem Jahr war zu letztem Thema nichts zu sehen, aber die Tatsache, dass man sich den Zutritt zu solchen Veranstaltungen erkaufen kann, sollte scharf beobachtet werden. Nach Aussagen des Gründerteams der ChangeNow gibt es keine Beeinflussung von dieser Seite und diese sei auch nicht zu befürchten. Ich schenke dem Glauben und feiere umso mehr die „Make Science Great Again“ Initiative, die versucht sich, genau gegen solche Missstände der subtilen Unterwanderung zu wehren.