„Nachhaltigkeit darf keine Parallelstruktur sein“
Nachhaltigkeit bleibt Wettbewerbsfaktor
Nachhaltigkeit hat zumindest gesellschaftlich und politisch im Moment keine Konjunktur. Was hat Sie veranlasst, gerade jetzt das Impact Festival auszurichten?
Ehrlich gesagt: Genau jetzt braucht es dieses Festival. Wenn ein Thema Gegenwind bekommt, heißt das ja nicht, dass es weniger relevant wird – meistens bedeutet es, dass wir an einem kritischen Punkt stehen und wir uns jetzt klar positionieren müssen. Viele Unternehmen wissen sehr genau, dass der Weg zurück in eine fossile Komfortzone keine echte Option ist. Auch wenn es politisch oder medial manchmal so wirkt, als sei das jetzt wieder „einfacher“.
Im TechQuartier sehen wir täglich, wie groß der Bedarf an Austausch, Orientierung und vor allem echten, umsetzbaren und nachhaltigen Lösungen und Innovationen ist. Das Thema Nachhaltigkeit ist nicht verschwunden, es ist nur leiser geworden. Und genau das ist der Moment, in dem wir Haltung zeigen müssen. Und ganz praktisch: Wenn viele auf Pause drücken, braucht es Menschen und Orte, die trotzdem auf Play drücken. Das Impact Festivak ist genau dieser Ort – ein Leuchtturm, der trotz Gegenwind sichtbar bleibt und zeigt, wohin wir eigentlich wollen.
Viele Unternehmen wissen sehr genau, dass der Weg zurück in eine fossile Komfortzone keine echte Option ist.
Welches Potenzial sehen Sie für Unternehmen in Nachhaltigkeit generell und bei GreenT ech im Speziellen?
Green Tech ist nicht „nice to have“, sondern längst ein wirtschaftlicher Wettbewerbsfaktor. Energieeffizienz, Kreislaufmodelle, neue Materialien, CO₂-Transparenz – das sind Stellhebel, die direkt über Kostenstrukturen, Resilienz und Innovationsfähigkeit entscheiden.
Und das wird oft unterschätzt: Green Tech ist kein reines Nachhaltigkeitsthema, sondern echte Technologieentwicklung. Da entsteht gerade einer der spannendsten Zukunftsmärkte Europas – mit gewaltigen Chancen für Unternehmen, die jetzt einsteigen und nicht erst dann, wenn der regulatorische Druck wieder zunimmt. Unternehmen, die das jetzt verstehen und konsistent umsetzen, holen sich Innovationsvorsprünge und sichern sich Talent, Kapital und Marktanteile. Kurz: Green Tech ist nicht der grüne Anstrich, sondern der Motor.
Ist nachhaltige Unternehmensführung in Ihren Augen nach wie vor ein strategischer Wettbewerbsvorteil? Inwiefern entscheidet sie über die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen?
Es wäre grob fahrlässig, das zu unterschätzen. Nachhaltigkeit hat vielleicht gerade nicht die besten Schlagzeilen, aber sie bleibt einer der härtesten Business Driver. Sie entscheidet über Finanzierung, Lieferfähigkeit, Compliance, Reputation und Innovationsfähigkeit. Das ist kein „Soft Topic“ sondern Unternehmensrealität.
Nachhaltigkeit ist Business Driver
Aus meiner Sicht ist dabei etwas ganz zentral: Nachhaltigkeit darf keine Parallelstruktur sein – keine Abteilung, die neben dem Kerngeschäft herläuft. Wenn sie dort liegt, landet sie automatisch in der Kategorie „optional“. Und das ist gefährlich. Nachhaltigkeit muss fest in der Unternehmensstrategie verankert sein: in Zielen, Prozessen, Investitionsentscheidungen. Nur dann entsteht daraus ein echter Wettbewerbsvorteil.
Nachhaltigkeit darf keine Parallelstruktur sein – keine Abteilung, die neben dem Kerngeschäft herläuft.
Und was die Start-ups angeht: Ja, die Euphorie um Green Start-ups war mal lauter. Aber die, die heute am Markt bestehen, sind extrem robust. Die haben technologische Tiefe, reale Use Cases und echte Nachfrage. Die Lautstärke hat abgenommen, aber die Relevanz nicht.
Green Start-ups galten als Innovationsmaschinen, im Moment ist es etwas ruhig um sie geworden. Was bleibt von der Begeisterung?
Die Begeisterung ist absolut noch da – sie hat nur eine neue Form angenommen. Während die erste Welle sehr laut, visionär und marketinggetrieben war, erleben wir heute eine Phase, die viel stärker auf Substanz, Technologie und echte Anwendungsfälle ausgerichtet ist. Die Start-ups, die jetzt erfolgreich sind, sind technologisch tief, lösungsorientiert und bereit für den Markt.
Das ist keine Stille – das ist Reife. Viele Green Start-ups arbeiten gerade sehr fokussiert an konkreten Industrie-Cases, an Pilotierungen, an Skalierung. Und genau diese „ruhige Phase“ ist oft die, in der die wirklich relevanten Dinge entstehen.
Einmalige Chance für Europa
Welche Chancen bietet Nachhaltigkeit deutschen und europäischen Unternehmen, gerade im Blick auf den fossilen Backlash in den USA?
Die Chancen sind enorm. Europa hat zwar manchmal das Image, zu langsam und risikoavers zu sein, aber bei Nachhaltigkeit sind wir innovativ, technologisch stark und regulatorisch stabil. Während die USA gerade politisch hin- und herschwanken, bauen wir hier etwas Dauerhaftes auf, das auf einem globalen Level echte Wettbewerbsvorteile mit sich bringen kann.
Impact Festival 2025 Wann: 26. und 27. November Wo: Messe Frankfurt Haufe ist auch dabei. Es wird drei Vorträge geben: |
Und ehrlich gesagt: Wenn irgendwo ein Vakuum entsteht, etwa weil die USA gerade auf der Bremse stehen, dann ist genau das der Moment, in dem europäische Unternehmen mutig voranschreiten können. Wer jetzt auf Play drückt, kann nicht nur Marktanteile, sondern auch Innovationsführerschaft gewinnen.
Und genau hier setzt das Impact Festival an: Es ist der Ort, der diese Innovationen sichtbar macht, die richtigen Akteure zusammenbringen will, politische Diskurse anschiebt und Nachhaltigkeit eben wieder ins Rampenlicht rückt – damit die Chancen, die Europa gerade bietet, auch wirklich genutzt werden.
Können sich Nachhaltigkeit und Green Economy unabhängig machen von regulatorischen Maßnahmen?
Regulierung setzt den Rahmen – das ist wichtig, um Mindeststandards zu definieren und Verlässlichkeit zu schaffen. Aber die wirkliche Chance liegt darüber hinaus: Unternehmen sollten Nachhaltigkeit nicht nur „weil Pflicht“, sondern weil es wirtschaftlich, innovativ und zukunftsweisend ist, umsetzen. Wir sehen das jetzt schon: Unternehmen, die Nachhaltigkeit als Business-Case verstehen, entwickeln Lösungen schneller als Regulierungen es vorgeben.
Und ganz ehrlich: Die spannendsten Dinge entstehen dort, wo Unternehmen nicht warten, bis Brüssel ihnen sagt, was sie tun müssen, sondern selbst auf Lösungen setzen und eine Vorreiterrolle für nachhaltige Innovationen einnehmen. Genau diese Haltung bringen wir auf dem Impact Festival zusammen – damit wir nicht länger nur über Regulierungspflichten, sondern echte Wertschöpfung sprechen.
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