Omnibus I ist kein ESG-Befreiungsschlag für den Mittelstand
Risiko für konsistente und verlässliche Rahmenbedingungen
Nachdem die Mehrheitskoalition der großen Fraktionen keine Einigung erzielen konnten, hat das Europäische Parlament am 13. November mit den Stimmen der EVP und der rechten Parteien einem reduzierten Kompromiss zu Omnibus I zugestimmt. Dieser sieht vor, dass der Schwellenwert für die CSRD bei 1750 Mitarbeitenden und 450 Millionen Umsatz liegt. Klimatransitionspläne sollen gestrichen werden.
Das zeigt, wie herausfordernd es geworden ist, bei zentralen Zukunftsthemen tragfähige Kompromisse in der demokratischen Mitte zu finden – ein Risiko für konsistente und verlässliche Rahmenbedingungen, die Unternehmen dringend benötigen. Das Dossier geht jetzt in die Trilogverhandlungen zwischen EU-Kommission, Parlament und Rat der Mitgliedstaaten. Da der Rat und Kommission ambitioniertere Positionen vorgelegt hatten, bleibt abzuwarten, ob es zu einer Einigung kommt – und ob diese wie vorgesehen noch dieses Jahr erzielt werden kann.
ESG: Vereinfachung ja, aber nicht so
Die mit Omnibus I geplante bürokratische Vereinfachung ist grundsätzlich zu begrüßen und wird vielen Unternehmen Luft verschaffen. Aber: Es ist illusorisch zu glauben, dass kleinere und mittelständische Unternehmen tatsächlich entlastet werden. In der Realität verschwinden die Anforderungen nicht, sondern verlagern sich: Finanzinstitute verlangen weiterhin belastbare ESG-Informationen für Kredit- und Investitionsentscheidungen, Großunternehmen fordern entsprechende Daten ihrer Zulieferer – oft in individuellen, aufwendigen Fragebögen.
Für den Mittelstand bedeutet das: weniger Regulierung auf dem Papier, aber unverändert hoher Aufwand in der Praxis – es sei denn, Reporting-Prozesse werden professionalisiert und digitalisiert. Echte Entlastung entsteht nicht durch das Streichen gesetzlicher Pflichten, sondern durch einheitliche Datenmodelle und standardisierte Workflows. Freiwillige Rahmenwerke wie VSME können hier Orientierung geben, ersetzen jedoch nicht die Notwendigkeit, klare Prozesse, Verantwortlichkeiten und Systeme für ESG-Daten aufzubauen.
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