Tz. 21

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Verstöße gegen § 157 Abs. 1 Satz 2 AO führen regelmäßig zur Nichtigkeit gem. § 125 Abs. 1 AO (s. § 125 AO Rz. 3; ausführlich v. Wedelstädt in Gosch, § 125 AO Rz. 12 ff. m. w. N.). Nichtig ist ein Steuerbescheid beispielsweise, wenn sich aus ihm – auch durch Auslegung – nicht zweifelsfrei ergibt, ob er demjenigen, dem er bekannt gegeben wurde, als Steuerschuldner oder als Bekanntgabeempfänger für einen anderen Steuerschuldner bekannt gegeben werden sollte (BFH v. 05.10.1994, I R 31/93, BFH/NV 1995, 576 m. w. N.), oder wenn er entgegen § 157 Abs. 1 Satz 2 AO nicht mit hinreichender Deutlichkeit erkennen lässt, wer als Steuerschuldner in Anspruch genommen wird, oder wenn der Steuerschuldner nicht, falsch oder so ungenau bezeichnet, dass Verwechslungen nicht ausgeschlossen sind (h. M.; BFH v. 17.11.2005, III R 8/03, BStBl II 2006, 287 m. w. N.; AEAO zu § 122, Nr. 4.1.1). Ein derartiger Mangel ist, anders als ein bloßer Mangel bei der Bekanntgabe (§ 122 Abs. 1 AO), nicht heilbar, auch nicht dadurch, dass der "Empfänger" sich als Adressat angesehen hat (BFH. v. 16.06.1999, II R 36/97, BFH/NV 2000, 170). Fehlt im Steuerbescheid die Angabe des festgesetzten Steuerbetrags, ergibt sich die Nichtigkeit aus § 125 Abs. 2 Nr. 2 AO, weil der Steuerbescheid aus tatsächlichen Gründen nicht befolgt werden kann.

 

Tz. 22

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Ein Steuerbescheid oder ihm gleichzustellender Bescheid ist unwirksam, wenn er sich gegen eine Person oder eine Personenvereinigung richtet, die offensichtlich nicht oder weil verstorben nicht mehr als Steuerschuldnerin in Betracht kommt (st. Rspr., u. a. BFH v. 16.12.1997, VIII R 32/90, BStBl II 1998, 480; von Wedelstädt in Gosch, § 125 AO Rz. 14 m. w. N.). Kein Fall der inhaltlichen Unbestimmtheit und damit der Nichtigkeit ist es, wenn im Steuerbescheid ein Steuerschuldner eindeutig und zweifelsfrei aber zu Unrecht als solcher bezeichnet ist, weil er nicht Steuerschuldner ist; ist er als Steuerschuldner tauglich, ist der Steuerbescheid nur rechtswidrig und anfechtbar, aber nicht nichtig (BFH v. 16.12.1997, VIII R 32/90, BStBl II 1998, 480; BFH v. 16.06.1999, II R 36/97, BFH/NV 2000, 170; Seer in Tipke/Kruse, § 125 AO Rz. 16 und § 157 AO Rz. 13; von Wedelstädt in Gosch, § 125 AO Rz. 35 m. w. N.).

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