Schrifttum

Ulsamer/Müller, Strafrechtliche Konsequenzen der Entscheidung des BVerfG zur Vermögensteuer, wistra 1998, 1;

Bornheim, Halbteilungsgrundsatz und Steuerhinterziehung, StuW 1998, 146;

Dörn, Steuerhinterziehung in Schätzungsfällen?, NStZ 2002, 189;

Beckemper, Steuerhinterziehung durch Erschleichen eines unrichtigen Feststellungsbescheides, NStZ 2002, 518;

Seipl/Wiese, Strafrechtliche Folgen der Verfassungswidrigkeit der "Spekulationsbesteuerung", NStZ 2004, 542;

Joecks, der Strafrichter und das Verfassungsrecht, wistra 2006, 401;

Allgayer, Schutzwürdiges Vertrauen in die Verfassungswidrigkeit einer Norm? wistra 2007, 133;

Buse, Die untätige Ermittlungsbehörde, wistra 2008, 51;

Schützeberg, Die Schätzung im Besteuerungs- und im Strafverfahren, StBp 2009, 33;

Rolletschke, Steuerhinterziehung trotz überschießender Anrechnungsbeträge? wistra 2009, 332;

Buse, Umsatzsteuerhinterziehung auf Zeit, UR 2010, 325;

Gehm, Problemfeld Schätzung im Steuer- und Steuerstrafverfahren, NZWiSt 2012, 408;

Tormöhlen, Schätzung im Steuerstrafrecht, AO-StB 2013, 256;

Weidemann, Steuerschuldnerschaft und strafrechtliche Verantwortlichkeit bei Verbringung von Tabakwaren, wistra 2013, 422;

Juchem, § 370 AO – ein normativer Straftatbestand!, wistra 2014, 300.

 

Tz. 22

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Nach § 370 Abs. 1 AO müssen durch die Tathandlung ursächlich Steuern verkürzt werden (BGH v. 14.04.2011, 1 StR 112/11, wistra 2011, 269, zur Unbeachtlichkeit hypothetischer Kausalverläufe). Es handelt sich um ein Erfolgsdelikt (BGH v. 11.02.1989, 3 StR 450/88, wistra 1989, 184). Als Taterfolg der Hinterziehung nennt das Gesetz in erster Linie die Verkürzung von Steuern, wobei es keinen Unterschied macht, ob der Täter eine eigene Steuerschuld oder diejenige eines anderen verkürzt. Täter einer Hinterziehung kann auch ein Dritter sein (BGH v. 18.12.1975, 4 StR 472/75, BStBl II 1976, 445; BGH v. 06.10.1989, 3 StR 80/89, wistra 1990, 100: Hintermann und Strohmann als Hinterziehungstäter; BGH v. 08.11.1989, 3 StR 249/89, wistra 1990, 97: faktischer Geschäftsführer als Hinterziehungstäter). Allerdings deutet der 1. Senat inzwischen an, dass er in § 370 AO Züge eines Gefährdungsdelikts sieht, weil auch ein steuerlich erheblicher Vorteil in der Form eines Grundlagenbescheides Taterfolg sein könne, und § 370 Abs. 3 Satz 1 AO ohnehin nicht den Steuerausfall, sondern die fehlerhafte Festsetzungslage als Schaden beschreibt (BGH v. 10.12.2008, 1 StR 322/08, wistra 2009, 114; BGH v. 22.11.2012, 1 StR 537/12, NJW 2013, 1750; zur Kritik s. § 370 AO, Rz. 41). Obwohl § 370 AO an mehreren Stellen von der Verkürzung von Steuern spricht, darf nach Auffassung des BGH die Bezeichnung "Steuerverkürzung" im Schuldspruch einer Verurteilung wegen Steuerhinterziehung nicht verwendet werden, weil sonst eine Verwechslungsgefahr mit dem Ordnungswidrigkeitentatbestand nach § 378 AO besteht (BGH v. 24.01.2012, 1 StR 630/11, BFH/NV 2012, 909).

 

Tz. 23

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Bei § 370 AO handelt es sich um ein Blankettgesetz (BVerfG v. 15.10.1990, 2 BvR 385/87, wistra 1991, 175; BVerfG v. 29.04.2010, 2 BvR 871/04, 2 BvR 424/08, wistra 2010, 396; a. A. z. B. Juchem, wistra 2014, 300; Bülte, JuS 2015, 300: normativer Tatbestand). § 370 AO bildet nicht allein den gesetzlichen Tatbestand, denn unter welchen Voraussetzungen ein Steueranspruch vorliegt, ergibt sich aus den Steuergesetzen einschließlich des UZK. Gesetzlicher Tatbestand der Steuerhinterziehung ist folglich § 370 AO i. V. m. denjenigen Merkmalen, an die die einzelnen Steuergesetze die von ihnen angeordnete Steuerpflicht knüpfen. Durch die notwendige Inkorporation des (materiellen) Steuerrechts wird der Strafrechtscharakter der Vorschrift nicht verändert (BFH v. 20.04.1983, VII R 2/82, BStBl II 1983, 482). Die der Steuerverkürzung zugrunde liegende Steuerschuld ist allein nach dem materiellen Steuergesetz zu beurteilen (BGH v. 25.10.2000, 5 StR 399/00, wistra 2001, 22; BGH v. 06.07.2004, 5 StR 333/03, NStZ 2005, 106 zur Bedeutung der Gewinnermittlungsart; zur Frage des Zuflusses von Arbeitslohn nach § 11 Abs. 1 EStG bei Veruntreuung des Geldes durch Dritte: BGH v. 28.10.2015, 1 StR 465/14, NStZ 2016, 292). Im Rahmen des § 370 Abs. 6 AO wird § 370 AO durch die materiellrechtlichen Vorschriften des betreffenden Staates ausgefüllt (BGH v. 25.09.1990, 3 StR 8/90, wistra 1991, 29; BGH v. 19.04.2007, 5 StR 549/06, NStZ 2007, 595; BGH v. 19.08.2009, 1 StR 314/09, wistra 2010, 30).

 

Tz. 24

Stand: 22. Auflage – ET: 10/2018

Dass sich der Tatbestand der Verkürzung von Steuern nicht unmittelbar aus § 370 AO ablesen lässt, sondern sich vielfach erst im Wege der Auslegung der materiellen Steuerrechtsnormen ergibt, steht der durch Art. 103 Abs. 2 GG geforderten gesetzlichen Bestimmtheit des Straftatbestandes nicht entgegen (BVerfG v. 23.06.1994, 2 BvR 1984/94, NJW 1995, 1883; BVerfG v. 26.06.2008, 2 BvR 2067/07, NJW 2008, 3346). Ausreichend ist, dass die Steuerbarkeit in dem in Bezug genommenen Gesetz hinreichend umschrieben ist (BGH v. 16.05.1984, 2 ...

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