Die Verantwortung für eine wünschenswerte digitale Zukunft ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Unternehmen kommt jedoch aufgrund des Vorteils, den sie aus der Digitalisierung ziehen, eine besondere Rolle zu. Immer mehr Unternehmen nehmen daher ihre Verantwortung wahr und integrieren diese neuen gesellschaftlichen Ansprüche in ihr Unternehmenshandeln.

Corporate Digital Responsibility (CDR) bezeichnet die erweiterte Perspektive der verantwortungsvollen Unternehmensführung in der digitalen Welt. Sie setzt die Ansprüche der Ethik methodisch um und unterstützt bei der Organisation von Verantwortung im Unternehmen.[1]

Corporate Digital Responsibility (CDR) wird aktuell folgendermaßen definiert: CDR gehört als Bereich zu einer umfassenden Unternehmensverantwortung (Corporate Responsibility, CR) in einer zunehmend digitalisierten Wirtschaft und Gesellschaft. Es handelt sich um "freiwillige unternehmerische Aktivitäten im digitalen Bereich, die über das heute gesetzlich Vorgeschriebene hinausgehen und die digitale Welt aktiv zum Vorteil der Gesellschaft mitgestalten.".[2]

CDR bezieht sich einerseits auf die Beachtung digitaler Nachhaltigkeit (d. h. die Nachhaltigkeit von Daten und Algorithmen,[3] und andererseits auf Berücksichtigung der sozialen, ökonomischen und ökologischen Wirkungen digitalen Unternehmenshandelns in der Welt.[4]

CR richtet sich am Leitbild der Nachhaltigkeit aus und entsteht durch Übernahme von Verantwortung für wirtschaftliche, gesellschaftliche und ökologische Wirkungen sowie die Lösung der Zielkonflikte. Bei CDR wird die Perspektive um Wirkungen im digitalen Bereich erweitert.

Wesentliche Kernaspekte der CDR sind:

  • CDR ist freiwillig und geht über gesetzliche Verpflichtungen, wie z. B. des Datenschutzes, hinaus.
  • CDR entwickelt Corporate Responsibility weiter und kann sich auf ihre Methoden und Erkenntnisse abstützen.
  • CDR kann politische Verantwortung ergänzen, nicht ersetzen.
  • Handlungsfelder der CDR dienen als praktische Basis für die Entwicklung von Aktivitäten.
  • CDR-Strategien sind vielfältig und beruhen auf unternehmerischer Initiative.
  • Unternehmen prägen durch ihre CDR-Aktivitäten ihr Umfeld.
  • CDR bringt Wettbewerbsvorteile für die Unternehmen mit sich.
  • CDR für den Mittelstand ist in Entwicklung – noch gibt es keine Standards.
  • CDR ist ein Beitrag zur technologischen Souveränität Europas.

Unternehmen, die digital verantwortlich handeln möchten, beginnen mit der Kernfrage: Wie wirkt sich unsere digitale Transformation bzw. das neue Geschäftsmodell auf Kunden, Mitarbeiter, Gemeinschaft, Umwelt und Klima aus? Die betrachten also die vier Stakeholder-Perspektiven der Corporate Responsibility (CR).[5] Unternehmerische Verantwortung ist zwar nicht verhandelbar, jedoch sind die Erwartungen an die Umsetzung in einem Unternehmen abhängig von den vorhandenen Ressourcen und damit von der Unternehmensgröße.

Bisher gibt es keine Management-Standards für CDR. Unterschiedliche Richtlinienvorschläge liegen vor, z. B. für Digital- und E-Commerce-Unternehmen,[6] international tätige Konzerne[7] oder börsengehandelte Unternehmen.[8] Es ist zu erwarten, dass sich weitere Standards für Branchen oder Anwendungsfelder entwickeln. Für die Steuerberatungen bestehen solche Ansätze nach meiner Kenntnis bisher nicht. Jedoch engagieren sich auch die "Big Four" für das Thema, weshalb auch hier mit weiteren Entwicklungen zu rechnen ist.[9]

Sowohl CR als auch Nachhaltigkeitsmanagement gehören heute zum freiwilligen unternehmerischen Handeln von Steuerberatungen.[10] Umso mehr gilt dies für die Corporate Digital Responsibility, die eng mit der aktuell laufenden digitalen Transformation einhergeht, und weitere unternehmerische Potenziale birgt.

[1] Dörr, Praxisleitfaden Corporate Digital Responsibility: Unternehmerische Verantwortung und Nachhaltigkeitsmanagement im Digitalzeitalter, 2020, abrufbar unter https://www.springer.com/de/book/9783662605912 (abgerufen am 20.1.2021); Lobschat/Mueller/Eggers/Brandimarte/Diefenbach/Kroschke/Wirtz, Corporate digital responsibility, Journal of Business Research, in Schneider/Schmidtpeter (Hrsg), Corporate Social Responsibility, Verantwortungsvolle Unternehmensführung in Theorie und Praxis, abrufbar unter https://www.researchgate.net/publication/336262099_(abgerufen am 20.1.2021).
[2] BMJV, Corporate Digital Responsibility-Initiative: Digitalisierung verantwortungsvoll gestalten. Eine gemeinsame Plattform, abrufbar unter https://www.bmjv.de/SharedDocs/Downloads/DE/News/Artikel/100818_CDR-Initiative.pdf? (abgerufen am 20.1.2021).
[3] Stürmer/Abu-Tayeh/Myrach, Digital sustainability: basic conditions for sustainable digital artifacts and their ecosystems, Sustainability Science, 2017, 12:247–262, abrufbar unter https://link.springer.com/article/10.1007/s11625-016-0412-2 (abgerufen am 20.1.2021); Smart-Data-Begleitforschung, Corporate Digital Responsibility, Fachgruppe Wirtschaftliche Potenziale und gesellschaftliche Akzeptanz, 2018, abrufbar unter https://www.digitale-technologien.de/DT/Redaktio...

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