Rz. 36

Vor Erlass des Aufrechnungsaktes ist dem betroffenen Leistungsberechtigten rechtliches Gehör zu gewähren. Die Aufrechnung ist vom Träger der Grundsicherung für Arbeitsuchende schriftlich zu erklären und zu begründen (§ 35 SGB X). Gegen den Aufrechnungsakt besteht die Möglichkeit des Widerspruchs und der Anfechtungsklage (BSG, Urteil v. 9.3.2016, B 14 AS 20/15 R; BSG, Urteil v. 17.2.2015, B 14 AS 1/14 R; LSG Nordrhein-Westfalen, Urteil v. 25.4.2018, L 12 AS 1213/16). Widerspruch und Anfechtungsklage haben aufschiebende Wirkung. § 39 SGB II ist nicht anwendbar, weil dort die Aufrechnung nicht erwähnt ist (Bay. LSG, Urteil v. 21.6.2013, L 7 AS 329/13 B ER; LSG Berlin-Brandenburg, Urteil v. 30.7.2007, L 28 B 1053/07; LSG Hamburg, Urteil v. 8.2.2008, L 5 B 542/07; Conradis, in: Münder/Geiger, SGB II, § 43 Rz. 25; Merten, in: BeckOK; SGB II, § 43 Rz. 28; Kemper, in: Eicher/Luik/Harich, SGB II, § 43 Rz. 44). Die aufschiebende Wirkung hat zur Folge, dass bis zur Bestandskraft des Aufrechnungsbescheides keine Kürzungen der Leistungen zum Lebensunterhalt erfolgen dürfen.

 

Rz. 37

Allerdings hat der Grundleistungsträger die Möglichkeit, die sofortige Vollziehung anzuordnen (Conradis, in: Münder/Geiger, SGB II, § 43 Rz. 25; Kallert, in: Gagel, SGB II, § 43 Rz. 73). In diesem entfällt die aufschiebende Wirkung von Widerspruch und Anfechtungsklage. Der Leistungsberechtigte ist daher zur Vermeidung der sofortigen Vollziehung gehalten, die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung nach § 86 Abs. 1 Satz 1 Nr. 2 SGG gerichtlich zu erwirken.

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