Rentenstatistik: Trotz vieler Niedrigrenten wenig Altersarmut

Viele fürchten die Altersarmut. Neue statistische Zahlen alarmieren: Fast jede 2. neue Rente liegt unter dem Existenzminimum. Doch nur wenige Rentner sind wirklich arm. Fragen und Antworten zu Rente, Minijob und Altersarmut - für Sie zusammengefasst.

Die gesetzliche Rente soll die Leistung während des Arbeitslebens anerkennen. Gleichzeitig soll die Existenz im Alter gesichert werden. Dies war die ursprüngliche Idee des deutschen Rentensystems. Doch diese Rechnung geht immer seltener auf. Viele Rentner sind auf weitere Einkünfte angewiesen.

Wie hoch sind die Renten heute?

Der sogenannte Eckrentner, der 45 Jahre durchschnittlich verdient hat, kommt auf eine Monatsrente von 1.263 EUR (West) und 1.121 EUR (Ost). Am 1.7.2013 steigt der Betrag im Westen um 0,25 % auf gut 1.266 EUR und im Osten um 3,29 % auf gut 1.158 EUR.

Wie viele Rentner bekommen eine solche oder höhere Rente?

Eine Minderheit. Im Westen sind es bei den Männern etwa 35 %, bei den Frauen 3,2 %. Im Osten bekommt ein Viertel der Rentner mehr als 1.200 EUR, bei den Rentnerinnen sind es 3,7 %.

Wie sieht es bei den Mini-Renten aus?

Aktuell bekommen zwar 54,9 % aller neuen Rentner weniger als 700 EUR. Vor 10 Jahren galt dies aber für noch mehr: 56,9 %.

Trotz Mini-Renten keine Altersarmut - warum?

Im Regelfall kommt es heute bei Rentenbewilligung noch nicht zu einer Altersarmut. Denn bei den meisten Rentnern kommen andere Einkünfte hinzu: etwa das Einkommen des Partners oder eine eigene Betriebsrente, Zahlungen aus einer Lebensversicherung, eine Riester-Rente, eine Beamtenpension, bei Witwen auch eine Hinterbliebenenrente.

Wie hoch ist die Armutsquote bei den Senioren?

Bei den Ruheständlern liegt der Anteil jener, die auf Grundsicherung im Alter angewiesen sind, bei 2 %. Angesichts der aktuell gut 20 Mio. Rentner sind das etwa 400.000 Betroffene. Rechnet man jene hinzu, die als Selbstständige keine Rentenansprüche erworben haben und im Alter ebenfalls in Existenznot gefallen sind, dann liegt die Quote bei 2,5 %. Das ist deutlich weniger als in der Gesamtbevölkerung.

Wie kommt es zu den Niedrigrenten?

Es gibt 2 Gruppen von Rentner mit Niedrigrente:

  • Wer sein Leben lang immer nur zum Niedriglohn gearbeitet hat, lange arbeitslos war, erwirbt auch nur geringe Rentenansprüche.
  • Das gleiche gilt für jene, die aus anderen Gründen nur kurze Zeit in die Rentenkasse eingezahlt haben: Selbstständige und Hausfrauen, aber auch Beamte, die ihr Berufsleben als Angestellte starteten.

Wie hoch sind die Einkommen von Rentnerhaushalten?

Nach dem jüngsten Alterssicherungsbericht der Bundesregierung liegt das Haushaltsnettoeinkommen von Ehepaaren und Alleinstehenden über 65 Jahren im Gesamtdurchschnitt bei 1.818 EUR monatlich. Das Durchschnittseinkommen von Ehepaaren beträgt demnach 2.433 EUR, das von alleinstehenden Männern 1.560 EUR - alleinstehende Frauen haben mit 1.292 EUR deutlich weniger.

Wird die Altersarmut zunehmen?

Ja. Wegen gebrochener Erwerbsbiografien, Arbeitslosigkeit oder prekärer Beschäftigung werden mehr Bürger auf eine Niedrigrente zusteuern. Erst recht jene, die nicht mit einer Betriebs- oder Privatrente die Rentenlücke ausgleichen können. Hinzu kommt, dass das Rentenniveau aus Demografiegründen sinkt. Das soll die Rentenbeiträge für die junge Generation bezahlbar halten.

Was tut die Politik gegen Altersarmut getan?

Die schwarz-gelbe Koalition hatte sich vorgenommen, Minirenten durch Steuergelder bis auf maximal 850 EUR aufzustocken. Sie setzte das aber nicht um. Nun soll das in der nächsten Legislaturperiode nachgeholt werden. Alle Parteien haben sich das vorgenommen, mit höchst unterschiedlichen Rezepten. Die Oppositionsparteien setzten dazu vor allem auf höhere Löhne und Mindestlöhne, die später auch zu höheren Renten führen.

dpa

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