Zu schnell für den Radweg?
Sie sind grell und windschlüpfrig gekleidet, sie tragen coole Sportbrillen und sie sind vor allem eines: viel zu schnell für einen gemeinen Radweg. Jeder Autofahrer kennt das: Radfahrer, die trotz eines Radweges lieber die Straße benutzen. Manchmal sind es Rennradfahrer, die trainieren, manchmal auch nur Radfahrer auf Rennrädern, manchmal ganz normale Radfahrer.
Egal, um welchen Phänotyp es sich handelt gilt: Gibt es einen Radweg, besteht eine Pflicht, diesen zu nutzen (§ 2 Abs. 4 Satz 2 StVO), wenn ein entsprechendes Zeichen (Verkehrszeichen 237) darauf hinweist. Ansonsten droht im Falle eines Unfalls eine erhebliche Mitschuld.
Keine Wahlfreiheit für Fahrradfahrer
Diese Erfahrung machte auch ein Rennradfahrer, der statt des vorhandenen Fahrradweges die Straße benutzte, auf einer Ölspur stürzte und sich schwer verletzte. Das OLG Frankfurt sah ein ursächliches Mitverschulden des Fahrradfahrers an dem Unfall.
Da Fahrradwege ausschließlich für nicht motorisierte Fahrzeuge vorgesehen sind, sei dort nicht mit einer Ölspur zu rechnen. Der klagende Fahrradfahrer wäre demnach nicht zu Fall gekommen, wenn er ordnungsgemäß den Radweg benutzt hätte, argumentierte das Gericht.
Unangenehme Folge für den Kläger: Das Gericht sah eine Haftungsquote von 50 Prozent des Klägers für den materiellen Schaden, der sich auf etwa 5.658 Euro belief (OLG Frankfurt am Main, Urteil vom 28.10.2011, 24 U 134/11).
In falscher Richtung auf dem Radweg: Autofahrer trotzdem schadenersatzpflichtig
Fahrradfahrer, die in falscher Richtung auf dem Radweg fahren, sind für Autofahrer häufig ein genau so großes Ärgernis wie die Radweg-Verweigerer. Unfälle sind hier vorprogrammiert. Wer meint, in einem derartigen Fall müsse doch wohl der Radfahrer ausschließlich die Schuld tragen, irrt.
Autofahrer müssten immer damit rechnen, dass ein Radweg in falscher Richtung befahren werde, hat das OLG Hamm vor einigen Jahren entschieden. Kommt es zu einer Kollision zwischen Auto- und Fahrradfahrer, ist der Autofahrer unter Umständen schadenersatzpflichtig. Voraussetzung ist, dass die Kollision eingetreten ist, weil der Autofahrer nicht darauf geachtet hat, ob aus der „falschen“ Richtung eine Radfahrer kommt (OLG Hamm, Urteil vom 11.01.1996, 6 U 68/96).
Zebrastreifen schützt Radfahrer nicht wie Fußgänger
Anders als Fußgänger haben Fahrradfahrer auf dem Zebrastreifen keinen Vorrang. Wer als Fahrradfahrer nicht absteigt, sondern den Zebrastreifen fahrend überquert, muss gegenüber dem Autoverkehr warten. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob der Fahrradfahrer nur in Schrittgeschwindigkeit unterwegs ist oder in normalem Tempo. Kommt es zu einem Unfall, müssen sich Fahrradfahrer eine Mitschuld anrechnen lassen.
(LG Frankenthal, Urteil vom 24.11.2010, 2 S 193/10).
-
Wohnrecht auf Lebenszeit trotz Umzugs ins Pflegeheim?
1.5632
-
Brief- und Fernmelde-/ Kommunikationsgeheimnis: Was ist erlaubt, was strafbar?
1.497
-
Überbau und Konsequenzen – wenn die Grenze zum Nachbargrundstück ignoriert wurde
1.496
-
Gerichtliche Ladungen richtig lesen und verstehen
1.444
-
Wann muss eine öffentliche Ausschreibung erfolgen?
1.357
-
Wie kann die Verjährung verhindert werden?
1.043
-
Welche Maßnahmen drohen beim Ausbleiben der Partei?
1.040
-
Formwirksamkeit von Dokumenten mit eingescannter Unterschrift
1.0291
-
Voraussetzungen und Fristen für die Wiedereinsetzung
1.004
-
Verdacht der Befangenheit auf Grund des Verhaltens des Richters
1.000
-
Nicht angeschnallte Mitfahrer können für Drittschäden haften
16.09.2024
-
Kollision auf Autozug – muss die Haftpflichtversicherung zahlen?
02.09.2024
-
Cannabislegalisierung: Neuer THC-Grenzwert im Straßenverkehr
23.08.2024
-
Selbstgefertigte Tempo-30-Schilder – ist das zulässig?
23.08.2024
-
Höhe des merkantilen Minderwerts von Unfallfahrzeugen
20.08.2024
-
Rechts-vor-Links Ausnahme: Urteil des LG Lübeck zum abgesenkten Bordstein
05.08.2024
-
Lückenrechtsprechung ist nicht auf parkende Fahrzeuge anwendbar
31.07.2024
-
Darf ein Versicherer ein Unfallopfer bespitzeln und die Daten zurückhalten?
24.07.2024
-
Berührungsloser Unfall: Warum der auffahrende Motorradfahrer trotzdem haftet
22.07.2024
-
Wann Mitarbeiter für einen Unfall mit einem Firmenfahrzeug haften
04.07.2024