Manche Zeichnungen können relativ einfach angefertigt werden. Z.B. kann ein Parkplatz mit vielen senkrecht zueinander angeordneten Parkboxen oder eine geradeaus verlaufende Fahrbahn mit gleicher Breite mit einem Meßrad oder Maßband vermessen werden (Bild 1), vielleicht braucht man noch die eine oder andere Hilfslinie, die leicht mit einer Schnur erzeugt werden kann.

Bild 1: Gerade Fahrbahn und Einmessung eines Pkw mittels Triangulation

In vielen Fällen helfen heute Luftbilder (Orthophotos) dabei, gute und genaue Zeichnungen mit vergleichsweise wenig Aufwand vor Ort zu erzeugen (Bilder 2 und 3). Dies bedeutet aber nicht, dass der Sachverständige nun auf eine Besichtigung der Unfallstelle verzichten kann. Zum einen muss sich der Sachverständige davon überzeugen, dass das vorhandene Orthophoto auch den tatsächlichen baulichen Gegebenheiten entspricht. Es macht auf die an einem Verfahren Beteiligten sicherlich keinen besonders guten Eindruck, wenn sich der Verkehrsunfall in einem Kreisverkehr ereignet hat, der Sachverständige aber auf Grund eines veralteten Orthophotos von einer normalen Kreuzung als Unfallstelle ausgeht. Zum anderen muss sich der Sachverständige für eine qualitativ hochwertige Unfallrekonstruktion Informationen von der Unfallstelle beschaffen, die mit der derzeit verfügbaren Qualität eben allein anhand von Orthophotos (noch) nicht beschaffbar sind. Dies betrifft beispielsweise Feststellungen zur Qualität der Fahrbahnoberfläche, zu Steigungen und Gefälle, zu Bordsteinkantenhöhen, zu Sichtverhältnissen usw. Auch müssen an der Unfallstelle die wichtigsten Maße mit einem geeigneten Messgerät überprüft worden sein.

Bild 2: Luftbild/Übersicht

Bild 3: Luftbild/Detail

Den derzeitigen Stand der auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten für Sachverständige verfügbaren Technik stellt die 2D-Photogrammetrie dar (Bild 4). Mit diesem Verfahren können bei richtiger Anwendung Unfallstellen mit vertretbarem Aufwand in hoher Qualität vermessen werden. Ein wesentliches Merkmal der 2D-Photogrammetrie ist, dass die Fahrbahnoberfläche photorealistisch abgebildet wird. Damit werden sämtliche Spurenlagen sowie Eigenschaften und Besonderheiten der Unfallstelle maßlich korrekt abgebildet.

Bild 4: Messdatenerfassung für eine 2D-Photogrammetrie mit Auswertung

Die Entwicklung geht allerdings mit großen Schritten voran. In einigen Jahren werden vielleicht auch zu einigermaßen vertretbaren Preisen (zu geringer Stundensatz der Sachverständigen in gerichtlichen Verfahren) Methoden wie die 3D-Photogrammetrie, die Total Station oder auch 3D-Laserscanner zum Einsatz kommen.

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