Die Dimensionen, in denen sich die im internationalen Vergleich größten Legal-Tech-Plattformen bewegen, sind mittlerweile gewaltig. Im Hinblick auf die Statistiken handelt es sich um ein milliardenschweres Geschäft mit großem Wachstumspotenzial.[13] Das ehemalige Start-up des Berkeley-Absolventen Charley Moore "Rocket Lawyer" hat vor kurzem eine Investitionsspritze in Höhe von 223 Millionen US-Dollar erhalten, um die globale Expansion des 2008 gegründeten Unternehmens zu fördern.[14] "LegalZoom" – das womöglich größte Legal-Tech-Unternehmen der Welt erwirtschaftete im Jahr 2020 nach eigenen Angaben einen Umsatz von 500 Millionen US-Dollar.[15] Das Unternehmen ist im Juni 2021 an die Börse gegangen und wurde dort mit ca. 7,5 Milliarden US-Dollar bewertet. Im ersten Quartal soll der Umsatz um 27 Prozent gestiegen sein.[16] CEO Dan Wernikoff sagte im Interview mit dem Nachrichtensender CBNC plakativ: "[…] our mission is to democratize law".[17] Zugang zum Recht für alle – das ist ein erstrebenswertes Ziel. Ist das Recht und seine Beratung, wie wir sie heute kennen, etwa undemokratisch?

Einen Grund zur Beunruhigung gibt es aus anwaltlicher Sicht dennoch nicht. Der Markt für Rechtsdienstleistungen ist schließlich weniger global, sondern vielmehr national begrenzt. Zumindest der deutsche Rechtsdienstleistungsmarkt hat etwa dank zahlreicher Pro-Bono-Tätigkeiten sowie unterschiedlichster Finanzierungsmöglichkeiten einen gewissen "Demokratisierungsprozess" durchlaufen. Außerdem spielt die deutsche, vielleicht in Zukunft auch die europäische Rechtsprechung eine richtungsweisende Rolle. So wird sich in der SmartLaw-Entscheidung des BGH zeigen, ob automatisierte Arbeitsprozesse, etwa in Form von als Download verfügbare Testamentsvorlagen, in Einklang mit dem RDG zu bringen sind.[18]

Dennoch zeigt diese Entwicklung die Bedeutung von Legal Tech für die Weltwirtschaft und dürfte den in Deutschland marktbeherrschenden Unternehmen oder aufstrebenden Start-ups Wind in die Segel blasen. So waren Trends in der Technikbranche in der Vergangenheit oft zunächst im angloamerikanischen Raum zu beobachten, während man hierzulande noch abwartete. Es ist daher zu erwarten, dass sich auch hierzulande große Unternehmen wie Rocket Lawyer und LegalZoom etablieren werden.

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