Bei Kapitalgesellschaften ist die in den Geschäftsanteilen (GmbH) bzw. den Aktien (AG) verbriefte Mitgliedschaft frei vererblich, § 15 GmbHG.[5] Mit dem Erbfall fällt automatisch auch die Mitgliedschaft gemäß § 1922 Abs. 1 BGB dem Erben, gegebenenfalls der Erbengemeinschaft zur gesamten Hand (§§ 2032 ff BGB bzw. § 18 GmbHG, § 69 AktG), an.

Dieser freien Vererblichkeit steht es aber nicht entgegen, in der Satzung der Gesellschaft eine den individuellen Verhältnissen angepasste Regelung über die Nachfolge in Anteile eines versterbenden Gesellschafters zu treffen.[6] Dabei sind die verschiedenartigsten Bestimmungen denkbar und zulässig. Gemeinsam ist ihnen, dass sie unmittelbar die gesellschaftsrechtliche Behandlung des vererbten Geschäftsanteils betreffen und daher auch nicht durch letztwillige Verfügung abgedungen werden können.[7]

Bei der GmbH sind insbesondere die Einziehungsklausel und die Abtretungsklausel[8] recht weit verbreitet.[9] Auch die Kaduzierung[10] von Anteilen oder andere Beschränkungen der Rechte der Erben kann die Satzung vorsehen, so z. B. die Vinkulierung der Geschäftsanteile.[11] Denkbar und zulässig sind auch satzungsmäßige Regelungen, durch die die Mitgliedschaftsrechte des Erben inhaltlichen beschränkt werden. Solange durch diese Beschränkungen der Kernbereich des Mitgliedschaftsrechts nicht ausgehöhlt wird und sie sich sachlich rechtfertigen lassen, bestehen insoweit keine Bedenken. Bestimmungen, denen zufolge der Erbe beispielsweise sein Stimmrecht oder das Bucheinsichtsrecht nach § 51 a GmbHG nur durch einen Bevollmächtigten ausüben darf, wenn er Wettbewerber des Unternehmens der Gesellschaft ist, sind daher zulässig.[12]

[5] Palandt/Edenhofer, § 1922 Rn 23, § 2032 Rn 11: Da sich im AktG keine spezialgesetzliche Regelung findet, folgt die Vererblichkeit von Aktien aus der allgemeinen Vorschrift des § 1922 BGB; MünchKommBGB/Leipold, § 1922 Rn 44.
[6] BayObLG, Urteil vom 24.11.1988, 3 Z 111/88, WM 1989, 138, 142; Rowedder/Bergmann in Rowedder/Schmidt-Leithoff, GmbHG, § 15 Rn 116.
[7] Rowedder/Bergmann in Rowedder/Schmidt-Leithoff, GmbHG, § 15 Rn 116.
[8] BGH, Urteil vom 5.11.1984, II ZR 147/83, DB 1985, 268ff; Hachenburg/Zutt, GmbHG, § 15 Rn 106; Rowedder/Bergmann in Rowedder/Schmidt-Leithoff, GmbHG, § 15 Rn 118; Scholz/Winter, GmbHG, § 15 Rn 26.
[9] BGH, Urteil vom 20.12.1976, II ZR 115/75, BB 1977, 563; GmbHR 1977, 81ff; Rowedder/Bergmann in Rowedder/Schmidt-Leithoff, GmbHG, § 15 Rn 119; Scholz/Winter, GmbHG, § 15 Rn 24; Hachenburg/Zutt, GmbHG, § 15 Rn 108.
[10] Entsprechend § 21 GmbHG, vgl. Scholz, GmbHG, 10. Auflage 2006, § 15 Rn 29.
[11] Rowedder/Bergmann in Rowedder/Schmidt-Leithoff, GmbHG, § 15 Rn 117; Hinsichtlich eines evtl. Anspruchs auf Erteilung der Zustimmung vgl. auch: OLG Hamm, Urteil vom 6.4.2000, 27 U 78/99, NGZ 2000, 1185, 1186; OLG Düsseldorf, Urteil vom 23.1.1987, 7 U 244/85, ZIP 1987, 227 mwN.
[12] Rowedder/Bergmann in Rowedder/Schmidt-Leithoff, GmbHG, § 15 Rn 121.

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