Das BVerfG (FamRZ 2015, 1093 mit Anm. Fischer in FamRZ 2015, 1169 = FuR 2015, 466) hat in einem Beschluss zur Verfassungsmäßigkeit des temporären Ausschlusses des Umgangs erneut die Grundsätze aufgeführt, die in einem auf den Ausschluss des Umgangsrechts gerichteten Verfahren zu beachten sind. Es betont, dass das grundgesetzlich geschützte Umgangsrecht dem berechtigten Elternteil ermöglichen soll, sich von dem körperlichen und geistigen Befinden des Kindes und seiner Entwicklung fortdauernd persönlich zu überzeugen und dem Liebesbedürfnis Rechnung zu tragen. Eine Einschränkung des Umgangsrechts komme nur dann in Betracht, wenn nach den Umständen des Einzelfalles der Schutz des Kindes dies erfordere, um eine Gefährdung seiner seelischen oder körperlichen Entwicklung abzuwehren. Hierbei sei in den Blick zu nehmen, dass das Kind mit der Kundgabe seines Willens von seinem Recht zur Selbstbestimmung Gebrauch mache und seinem Willen mit zunehmendem Alter vermehrt Bedeutung zukomme. Ein gegen den ernsthaften Widerstand des Kindes erzwungener Umgang könne unter Umständen mehr Schaden verursachen als Nutzen, selbst wenn der Widerstand auf einer bewussten oder unbewussten Beeinflussung beruht. Nur dann sei auch das Außerachtlassen eines beeinflussten Willens gerechtfertigt, wenn die manipulierten Äußerungen des Kindes den wirklichen Bindungsverhältnissen nicht entsprechen.

 

Hinweis:

Der Grundrechtsschutz des Umgangsrechts ist auch durch die Gestaltung des Verfahrens sicherzustellen.

Auch das OLG Stuttgart (FamRZ 2015, 1727) stellt heraus, dass der Umgang (zumindest zeitlich befristet) ausgeschlossen werden kann, wenn das Kind (hier zwölf Jahre alt) den Umgang ernstlich verweigert, auch wenn diese Weigerung auf einer negativen Beeinflussung durch den anderen Elternteil beruht. Zwangsmittel gegen den Sorgeberechtigten seien im Regelfall nicht geeignet, den authentischen Widerstand gegen Umgangskontakte aufzulösen oder abzuschwächen, sondern könnten eher zu einer weiteren Verhärtung der Fronten führen.

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