Der Rechtsanwalt sollte bei Abschluss eines Anwaltsvertrags (mit Vergütungsvereinbarung) insbesondere auch die (Neu-)Regelungen des Fernabsatzes und des Verbraucherschutzes (§§ 312b, 312g BGB) beachten (zur Belehrungspflicht EuGH, Urt. v. 17.5.2023 – C-97/22, ZAP 2023, 520). Das gilt vor allem dann, wenn die Vergütungsvereinbarung z.B. per E-Mail oder außerhalb der Geschäftsräume des Rechtsanwalts (z.B. als Verteidiger in der JVA) abgeschlossen worden ist/wird. Ob auf Anwaltsverträge die Regelungen der §§ 312b, 312g, 355, 356, 357a BGB, Art. 246a, 246b EGBGB anwendbar sind, ist zwar nicht unbestritten. In der Rechtsprechung der LG und AG ist das z.T. verneint worden (vgl. LG Bochum, RVGreport 2017, 91 = AGS 2017, 370 für §§ 355, 312 BGB a.F.; AG Charlottenburg, Urt. v. 15.9.2015 – 216 C 194/15, NJW-RR 2016, 184 = AnwBl 2015, 495 für das FernabsatzG), der BGH hat das aber auf der Grundlage seiner Rechtsprechung zum Maklerrecht (BGH, Urt. v. 7.7.2016 – I ZR 30/15, NJW 2017, 1024 = MDR 2017, 200) anders gesehen (BGH, Urt. v. 23.11.2017 – IX ZR 204/16, ZAP 2018, 145 = NJW 2018, 690 = AGS 2018, 105; BGH, Urt. v. 19.11.2020 – IX ZR 133/19, ZAP 2021, 21 = AGS 2021, 90 = NJW 2021, 304 = MDR 2021, 89). Er geht davon aus, dass Anwaltsverträge den Regeln für den Fernabsatz unterfallen und als solche widerrufen werden können (s.a. AG Brandenburg, RVGreport 2018, 119; AG Düsseldorf, Urt. v. 16.11.2016 – 24 C 303/15, AnwBl 2017, 92; AG Kleve, Urt. v. 18.5.2017 – 35 C 434/16; AG Offenbach, Urt. v. 9.10.2013 – 380 C 45/13; aus der Literatur Ernst, NJW 2014, 817; Bräuer, AnwBl 2015, 970; El-Auwad, AnwBl 2017, 971; Kilian, AnwBl 2018, 224; Heuchemer, JurBüro 2020, 283, 286; zum Vertragsschluss in der JVA und zum Widerruf noch LG Bochum, a.a.O.). Das muss für den Rechtsanwalt auf jeden Fall Anlass sein, vorsorglich die sich aus den gesetzlichen Regelungen ergebenden Pflichten zu erfüllen (auch Härting, NJW 2016, 2937 f.). Das bedeutet, dass ihn u.a. Informationspflichten und auch die Pflicht zur Widerrufsbelehrung treffen (dazu Härting, a.a.O., mit einem Muster für eine Widerrufsbelehrung; eingehend zum Widerruf El-Auwad, AnwBl 2017, 971). Voraussetzung ist aber ggf., dass die Regelungen der §§ 312b, 312g BGB anwendbar sind, es sich also bei dem Mandanten nicht um einen Unternehmer handelt (Härting, a.a.O.).

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge