Die Zahl der angeordneten Nachlasspflegschaften ist aufgrund der demografischen Entwicklung der Bevölkerung in den vergangenen Jahren gestiegen. Diese Tendenz wird sich fortsetzen, nicht zuletzt auch, weil die Überschuldung vieler Erblasser zu entsprechenden Ausschlagungen der gesetzlichen Erben führen wird. Auch in der Rechtsprechung sind in letzter Zeit vermehrt Entscheidungen zum Nachlasspflegschaftsrecht zu verzeichnen. Das Rechtsgebiet verlagert sich vom Rand des Erbrechts zunehmend in den Blickpunkt des Interesses von Rechtsprechung und Literatur.

Das Nachlasspflegschaftsrecht ist dabei gesetzlich nur rudimentär geregelt (§§ 19601962 BGB) und wird ergänzt durch die entsprechende Anwendung des Vormundschaftsrechts sowie des FamFG. Das Zusammenspiel dieser Normen wirft oftmals Fragen auf, die in der Praxis nur unzulänglich geklärt sind und leider zu uneinheitlichen rechtlichen Umsetzungen bei den verschiedenen Nachlassgerichten führen. Dieses Handbuch möchte zur Klärung dieser Fragen beitragen.

Weiterhin soll es den Nachlasspflegern/innen und Nachlassrechtspflegern/innen eine Hilfestellung für die tägliche praktische Arbeit bieten. Der Nachlasspfleger kann, muss aber kein Jurist sein. Bei der Erfüllung seiner Aufgaben für die unbekannten Erben muss er vielfältige rechtliche, kaufmännische, organisatorische und genealogische Aspekte berücksichtigen. Diese werden weder im juristischen Studium noch in der Fachanwaltsausbildung umfassend vermittelt. Herausgeber und Autoren sind allesamt langjährige Berufsnachlasspfleger, die ihre gesammelte Erfahrung aus der Praxis, aber auch als Referenten zahlreicher gemeinsamer Fortbildungsveranstaltungen und Workshops, in dieses Buch eingebracht haben. Es handelt sich damit um gewachsenes und ausgetauschtes Wissen des Autorenkollektivs. Die örtliche Verteilung der Autoren über das Bundesgebiet trägt dazu bei, einen breiten Einblick in die Gerichtspraxis zu erhalten. Zudem sind in der Neuauflage auch die Probleme aus Beratungsanfragen von Mitgliedern des Bund Deutscher Nachlasspfleger (BDN) e.V. eingearbeitet worden, die den Herausgeber als Vorstand des Berufsverbands erreicht haben.

Die 2. Auflage ist erweitert um die Kapitel zur Nachlassverwaltung und zu sonstigen Pflegschaften. Der Teil der Nachlasssicherung wurde neu strukturiert und wesentlich erweitert. Er enthält jetzt einen lexikalischen A-Z-Teil, der dem Leser ein leichteres Auffinden ermöglichen soll. Hier finden sich nun auch Ausführungen zu den unternehmensrechtlichen Bezügen der Nachlasspflegschaft von Herrn Notar Dr. Dieter Stöhr, den wir als weiteren Autor gewinnen konnten.

Hinweise, Anregungen und Entscheidungseinsendungen unserer Leser und Leserinnen an den Herausgeber sind jederzeit willkommen.

Der Herausgeber und die Autoren danken Frau Nachlasspflegerin Alice Weinlich (M.A.) herzlich für die wertvollen Hinweise und die kritische Durchsicht der Manuskripte. Der weitere Dank gilt Frau Nachlasspflegerin Dipl.-Rechtspflegerin (FH) Sylvia Mednansky aus München und Herrn Rechtsanwalt und Nachlasspfleger Michael Doddek aus Leipzig für den ständigen kritischen Erfahrungsaustausch.

Münster, im Oktober 2016

Dr. Falk Schulz

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