Rz. 16

Die Beziehungen zwischen Deutschland und den VAE sind geprägt durch eine strategische Partnerschaft, die noch unter der Regierung des ehemaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder (1998 bis 2005) geschlossen wurde. Beide Länder streben auf vielen Gebieten – Politik, Gesundheit, Bildung – eine enge Kooperation an. Einen wesentlichen Beitrag dazu leisten die gegenseitigen Besuche hochrangiger Politiker. Für Deutschland sind die VAE mit Abstand der wichtigste Handelspartner in der arabischen Welt. Die Handelsbeziehungen sind durch die Exporte geprägt, doch seit Jahrzehnten durch ein extremes Ungleichgewicht gekennzeichnet: Deutschland bezieht kein Rohöl aus den VAE, so dass die Lieferungen der VAE nach Deutschland insgesamt gering ausfallen. Sie bestehen aus einigen industriellen Halbwaren wie z.B. Aluminium oder Aluminiumlegierungen und textilen Enderzeugnissen, die aus nationalen Produktionen stammen. Der überwiegende Teil setzt sich aber aus reexportierten Produkten verschiedener Art zusammen.

 

Rz. 17

Im Jahr 2016 exportierten die VAE Waren im Wert von rund 0,9 Mrd. EUR nach Deutschland. Die deutschen Exporte in die VAE erreichten 2016 rund 13,7 Mrd. EUR wobei sie im Jahr 2002 noch bei lediglich etwa 3,07 Mrd. EUR lagen und sich innerhalb von 15 Jahren somit mehr als vervierfachten. Der Schwerpunkt der deutschen Lieferungen liegt deutlich im Bereich der Investitionsgüter, wobei elektrotechnische Ausstattungen, Maschinen, Pkw, Nutzfahrzeuge, Kfz-Teile und vollständige Fabrikationsanlagen eine herausragende Rolle spielen. Eine Folge des schwachen Dollars und damit auch schwachen Dirhams jedoch zeigte sich in den geringen Ausfuhren von 2014, die 11,4 Mrd. EUR betrugen.

 

Rz. 18

Die Exportwirtschaft kämpft weiter mit den Folgen der Covid-19-Krise und dem Ölpreisverfall. Im Jahr 2020 rechnet die Weltbank für die VAE mit einem Rückgang der Gesamtexporte von 7,3 %. Die Importe sollen im gleichen Zeitraum um 4,5 % sinken.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2020 sind die deutschen Exporte in die VAE um 25,9 % gefallen. Ein deutlicher Rückgang war vor allem bei der Position HS 76 "Andere Transportmittel" zu beobachten (überwiegend Flugzeuge); da kam es zu einem Minus von 71,6 %. Wenn man die Position 76 aus den Gesamtexporten herausrechnet, ergab sich eine Verringerung von ca. 13 %.[3]

 

Rz. 19

Als offene Volkswirtschaft, Messestandort und Tourismusdrehscheibe waren die VAE eines der ersten Länder, das Covid-19-Fälle gemeldet hat. Auch wenn sehr rasch Maßnahmen ergriffen wurden, die zunächst die Reisefreiheit, in weiterer Folge die Bewegungsfreiheit auch zwischen den Emiraten beschränkt haben, gibt es kaum Unterstützungsmaßnahmen für die Privatwirtschaft. Ein 65 Mrd. EUR schweres Stimuluspaket dient vor allem zur Stützung der Banken durch Herabsetzung von deren Eigenkapitalerfordernissen und Steigerung der Fähigkeit, Kreditausfälle ihrer Kunden hintanzuhalten. Für die Privatwirtschaft gab es besicherte Darlehen zum Nulltarif und die Senkung von Gebühren und die Aufhebung von Strafen. Kurzarbeit oder direkte Transferzahlungen an Selbstständige gibt es nicht. Für die ausländische Bevölkerung wurden lediglich die Aufenthaltstitel bis Jahresende verlängert, häufig jedoch nach Urlaubsabbau massive Gehaltskürzungen verhängt. Mit einer Konkurswelle und folgenden Kündigungswelle wird gerechnet, die erstmals auch die einheimische Bevölkerung betrifft. Vielen Ausländern bleibt mangels Arbeitslosengeldes nur das Verlassen der VAE. Ein Bevölkerungsschwund von bis zu 10 % wird für 2021 erwartet.

[3] GTAI Germany Trade & Invest – Wirtschaftsausblick | Vereinigte Arabische Emirate: Wirtschaftliche Erholung lässt auf sich warten.

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