Rz. 5

Auch bei der Gebühr nach VV 2102 ist eine Anrechnung vorgesehen (Anm. zu VV 2102). Soweit der Anwalt also Rechtsmittelauftrag erhält, ist die Prüfungsgebühr auf die entsprechende Verfahrensgebühr des nachfolgenden Rechtsmittelverfahrens anzurechnen.

 

Beispiel: Der Anwalt ist beauftragt, die Aussicht einer Berufung gegen das Urteil des Schöffengerichts zu prüfen und hierüber ein Gutachten zu verfassen. Der Anwalt rät zur Berufung und wird anschließend mit dem Berufungsverfahren beauftragt und nimmt an der Hauptverhandlung teil.

I. Prüfung der Erfolgsaussicht

 
1. Prüfungsgebühr, VV 2102   210,00 EUR
2. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 230,00 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   43,70 EUR
Gesamt   273,70 EUR

II. Revisionsverfahren

 
1. Grundgebühr, VV 4100   220,00 EUR
2. Verfahrensgebühr, VV 4130   676,50 EUR
3. gem. Anm. zu VV 2102 anzurechnen   – 210,00 EUR
4. Terminsgebühr, VV 4133   451,00 EUR
5. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 1.157,50 EUR  
6. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   219,93 EUR
Gesamt   1.377,43 EUR
 

Rz. 6

Soweit der Rechtsmittelauftrag später nur eingeschränkt erteilt wird, muss entsprechend den Grundsätzen bei Wertgebühren anteilig angerechnet werden. Es ist dann zu ermitteln, welcher Anteil auf die Beratung derjenigen Verfahrensgegenstände entfällt, hinsichtlich der das Rechtsmittel nicht eingelegt worden ist. Dieser Anteil verbleibt dem Anwalt dann anrechnungsfrei.

 

Beispiel: Der Angeklagte ist wegen Diebstahls und Betruges verurteilt worden. Er beauftragt seinen Verteidiger, zunächst die Erfolgsaussicht einer Revision zu prüfen. Der Anwalt kommt zu dem Ergebnis, dass eine Revision gegen die Verurteilung wegen Betruges aussichtslos ist und empfiehlt nur, wegen des Diebstahls Revision einzulegen, was dann auch geschieht.

Ausgehend davon, dass sich die Prüfung auf zwei Taten erstrecht, soll hier von einer überdurchschnittlichen Gebühr (300 EUR) ausgegangen werden, wobei ferner davon ausgegangen werden soll, dass die Prüfung für beide Taten den gleichen Umfang hatte, so dass die Hälfte der Prüfungsgebühr anzurechnen wäre.

I. Prüfung der Erfolgsaussicht

 
1. Prüfungsgebühr, VV 2102   300,00 EUR
2. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 320,00 EUR  
3. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   60,80 EUR
Gesamt   380,80 EUR

II. Strafverfahren

 
1. Verfahrensgebühr, VV 4130   676,50 EUR
2. gem. Anm. zu VV 2102 anzurechnen   – 150,00 EUR
3. Postentgeltpauschale, VV 7002   20,00 EUR
  Zwischensumme 546,50 EUR  
4. 19 % Umsatzsteuer, VV 7008   103,84 EUR
Gesamt   650,34 EUR

Anzurechnen ist auch hier nur auf die jeweiligen Verfahrensgebühren, nicht auf sonstige Gebühren, also auch nicht auf eine Grundgebühr oder eine Terminsgebühr.

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