Zusammenfassung

 
Überblick

Der anhaltende Trend zu Bewegung und Sport bis ins hohe Alter äußert sich in der freien Landschaft als hoher Erholungsdruck. Es sind ja nicht nur vereinzelte oder in losen Gruppen auftretende Wanderer, Geocacher oder Bergsteiger, Radfahrer oder Reiter sowie im Winter Skifahrer oder Schlittenfahrer, die in der freien Landschaft Erholung suchen. Hinzu kommen zunehmend kommerziell organisierte Outdoor-Aktivitäten, seien es Mountainbike-Ralleys über lange Distanzen oder Waldläufe mit vielen Teilnehmern.

Bei allen diesen Aktivitäten wird manchmal nicht bedacht, dass es die freie Landschaft im Sinne einer frei verfügbaren oder "rechtsfreien" Landschaft bei uns gar nicht gibt. Praktisch ist jeder Quadratmeter unseres Hoheitsgebiets katastermäßig erfasst und grundbuchmäßig einem bestimmten Rechtsinhaber zugeschrieben. Das bedeutet, dass letztlich jeder Schritt in die freie Landschaft ein Schritt auf fremden Grund und Boden ist, dessen Eigentum bekanntlich verfassungsrechtlich geschützt ist.

 
Gesetze, Vorschriften und Rechtsprechung

Der Schutz von Natur und Landschaft aufgrund ihres eigenen Werts und als Grundlage für Leben und Gesundheit des Menschen liegt im öffentlichen Interesse. Es handelt sich nach ständiger Rechtsprechung um ein Schutzgut von hohem Rang, das auch im Rahmen der Erholung in der freien Natur beachtet werden muss. Jeder Schritt in die freie Landschaft ist ein Schritt auf fremden Grund und Boden, dessen Eigentum nach Art. 14 Abs. 1 Satz 1 GG verfassungsrechtlich geschützt ist.

Angesichts der unterschiedlichen und durchaus auch gegenläufigen Interessen der Erholungssuchenden untereinander, der Erholungssuchenden im Verhältnis zu den Grundeigentümern, deren Grundstücke sie nutzen und dem öffentlichen Interesse am Schutz von Natur und Landschaft bedarf es gesetzlicher Regelungen, um den Erholungsverkehr in geordnete Bahnen zu lenken. Zu diesem Zweck hat der Bundesgesetzgeber im Bundesnaturschutzgesetz (BNatSchG) ein bundesweit geltendes und für alle sechzehn Bundesländer verbindliches Recht zum Betreten der freien Natur in § 59 Abs. 1 BNatSchG geregelt, um so einer weiteren Rechtszersplitterung in den Bundesländern vorzubeugen.

1 Recht zum Betreten der freien Landschaft

Auf Bundesebene ist das Betreten der freien Landschaft auf Straßen und Wegen sowie auf ungenutzten Grundflächen zum Zwecke der Erholung nach § 59 Abs. 1 BNatSchG jedermann gestattet. Gleiches gilt für das Betretungsrecht der Wälder, das in § 14 Bundeswaldgesetz geregelt ist. Die Bundesländer regeln das Betretensrecht ebenfalls.

Übersicht zu den Regelungen der Bundesländer

 
Bundesland Gesetzliche Regelung
Baden-Württemberg §§ 43 ff. NatSchG Baden-Württemberg[1]
Bayern Art. 27 ff. BayNatSchG[2]
Berlin §§ 41 ff. NatSchG Bln[3]
Brandenburg §§ 22 ff. BbgNatSchAG[4]
Bremen §§ 28 f. BremNatG[5]
Hamburg §§ 17 f. HmbBNatSchAG[6]
Hessen § 27 HAGBNatSchG[7]
Mecklenburg-Vorpommern §§ 25 ff. NatSchAG M-V[8]
Niedersachsen §§ 23 ff. NWaldLG[9]
Nordrhein-Westfalen §§ 57 ff. LNatSchG NRW[10]
Rheinland-Pfalz § 26 LNatSchG[11]
Saarland § 11 SNG[12]
Sachsen § 27 SächsNatSchG[13]
Sachsen-Anhalt § 22 LWaldG[14]
Schleswig-Holstein § 30 LNatSchG[15]
Thüringen § 21 ThürNatG[16]
[1] Gesetz des Landes Baden-Württemberg zum Schutz der Natur und zur Pflege der Landschaft (Naturschutzgesetz – NatSchG) v. 23.6.2015 GBl. 2015, 585, zuletzt geändert durch Art. 8 des Gesetzes v. 17.12.2020 (GBl. S. 1233, 1250).
[2] Gesetz über den Schutz der Natur, die Pflege der Landschaft und die Erholung in der freien Natur (Bayerisches Naturschutzgesetz – BayNatSchG) v. 23.2.2011 (GVBl. S. 82), zuletzt geändert durch § 1 des Gesetzes v. 23.6.2021 (GVBl. S. 352).
[3] Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege von Berlin (Berliner Naturschutzgesetz – NatSchG Bln) v. 29.5.2013 (GVBl. 2013, 140), zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes v. 27.9.2021 (GVBl. S. 1166).
[4] Brandenburgisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (Brandenburgisches Naturschutzausführungsgesetz - BbgNatSchAG) v. 21.1.2013 (GVBl.I/13 [Nr. 21]) zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes v. 25.9.2020 (GVBl.I/20, [Nr. 28].
[5] Bremisches Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege (BremNatG) v. 27.4.2010 (Brem.GBl. S. 315), zuletzt geändert durch Art. 1 des Gesetzes v. 30.3.2021 (Brem.GBl. S. 300).
[6] Hamburgisches Gesetz zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes (HmbBNatSchAG) v. 11.5.2010 (HmbGVBl. S. 350), zuletzt geändert am 24.1.2020 (HmbGVBl. S. 92).
[7] Hessisches Ausführungsgesetz zum Bundesnaturschutzgesetz (HAGBNatSchG) v. 20.12.2010, zuletzt geändert durch Art. 17 des Gesetzes v. 7.5.2020 (GVBl. S. 318).
[8] Gesetz des Landes Mecklenburg-Vorpommern zur Ausführung des Bundesnaturschutzgesetzes (Naturschutzausführungsgesetz - NatSchAG M-V) v. 23.2.2010, zuletzt geändert durch Art. 3 des Gesetzes v. 5.7.2018 (GVOBl. M-V S. 221, 228).
[9] Niedersächsisches Gesetz über den Wald und die Landschaftsordnung (NWaldLG) v. 21.3.2002, zuletzt geändert durch Art. 16 des Gesetzes v. 16.12.2021 (Nds. GVBl. S. 883).
[10] Gesetz zum Schutz der Nat...

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