Rn 8

Ein Beschl mit Dauerwirkung (das ist der Beschl, der sich über den Tag hinaus einem Punkt widmet), ist aus sich heraus auszulegen – objektiv und normativ –, ohne dass es auf die subjektiven Vorstellungen der an der Beschl-Fassung Beteiligten ankommt (exemplarisch BGH ZMR 22, 60 Rz 9; ZMR 16, 638 = NZM 16, 553 Rz 9; NJW 10, 3093 Rz 9). Maßgebend ist der objektive Inhalt und Sinn, wie er sich aus unbefangener Sicht als nächstliegende Bedeutung des Beschl-Wortlauts ergibt (stRspr, exemplarisch BGH ZMR 19, 416 Rz 18; grundlegend BGHZ 139, 288, 291 = ZMR 99, 41). Beschl sind mithin wie Vereinbarungen auszulegen. Im Zweifel ist so auszulegen, dass ein Beschl rechtmäßig ist (BGH ZMR 22, 60 Rz 12; ZMR 15, 726 = NZM 15, 544 Rz 28; ZMR 99, 834 = NZM 99, 1101, 1003). Ist die Auslegung eindeutig, kann ein davon abweichendes Auslegungsergebnis nicht damit begründet werden, der Beschl sei andernfalls rechtswidrig (BGH ZMR 22, 60 Rz 12). Rechtsmittelgerichte können einen angefochtenen Beschl selbst auslegen (BGHZ 139, 288, 292 = ZMR 99, 41). Wie auch bei anderen Rechtsgeschäften (§ 133 BGB Rn 25 ff) ist eine ergänzende Auslegung möglich (BGH ZMR 15, 726 = NZM 15, 544 Rz 28). Ein Beschl mit Einzelwirkung ist ausnw nach §§ 133, 157 BGB auszulegen (str).

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