Rn 57

Wenn ein deutsches Gericht ausl Recht anwendet, muss es so entscheiden wie ein zum selben Zeitpunkt entscheidendes Gericht des fremden Landes (authentische Anwendung). Es hat sich dabei an die ausl Praxis und Lehre zu halten (BGH NJW 03, 2685 [BGH 23.06.2003 - II ZR 305/01]; NJW-RR 02, 1359 [BGH 23.04.2002 - XI ZR 136/01]; NJW 91, 1419 [BGH 21.01.1991 - II ZR 50/90]; RIW 82, 199 und 435; NJW 76, 1581 [BGH 30.03.1976 - VI ZR 143/74]) und die ausl Rechtsquellen-, Rechtsanzeichen- und Auslegungsgrundsätze zu beachten; die vertraute Methodik der Rechtsfindung im eigenen Recht muss es dabei ggf hinter sich lassen. Bei Fallgestaltungen, die die Gerichte des Staates, dessen Recht anwendbar ist, bisher nicht entschieden haben, ist das ausl Recht aus dessen Geist und System heraus fortzuentwickeln (zB AG Charlottenburg, IPRax 83, 128). Die Vereinbarkeit ausl Normen mit der Verfassung des betreffenden Staates darf das deutsche Gericht nur prüfen, wenn auch dem ausl Gericht eine solche Prüfung gestattet ist (Kegel/Schurig § 15 III); ansonsten hat es von der Gültigkeit der zw Norm auszugehen (BayObLG IPRspr 68/69 Nr 106; BRHP/Lorenz Einl IPR Rz 85).

 

Rn 58

Seit Neufassung des § 545 I ZPO hält entgg der Rspr (BGH NJW 13, 3656 u instruktiv 14, 1244) die hL den Inhalt des ausl Rechts generell für revisibel (Hess NJW 09, 3132; Mäsch NJW-Editorial 40/09; Eichel IPRax 09, 389; krit zur aF zB Jansen/Michaels ZZP 03, 3; aA Sturm JZ 11, 74; Musielak § 545 ZPO Rz 7). Im Anwendungsbereich der §§ 73 I ArbGG (BAG RIW 75, 521) und 72 I FamFG (noch unter dem FGG: Frankf NJW-RR 94, 72 [OLG Frankfurt am Main 18.08.1993 - 20 W 264/93]; Köln WM 88, 1749; LG Frankenthal Rpfleger 81, 324) wurde die Revisibilität bereits zuvor bejaht (nunmehr abl jedoch zu § 72 FamFG BGH NJW 13, 3656 [BGH 04.07.2013 - V ZB 197/12] m krit Anm R. Magnus LMK 13, 352015).

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