Rn 10

Die Bürgschaftsurkunde muss zur Wahrung der Schriftform folgende Essentialia enthalten: (1.) den Willen, für eine fremde Schuld einzustehen (Verbürgungswille), (2.) den Gläubiger und den Hauptschuldner und (3.) die verbürgte Forderung (BGHZ 132, 119, 122; 140, 167, 171; WM 03, 1563, 1564). Die Urkunde muss dem Gläubiger im Original übermittelt werden (s BGH NJW 93, 1126; Grüneberg/Sprau § 766 Rz 4).

 

Rn 11

Die Essentialia müssen nicht unmittelbar aus dem Wortlaut der Urkunde ersichtlich sein. Außerhalb der Urkunde liegende Umstände können zur Auslegung herangezogen werden, wenn die Urkunde dafür einen zureichenden Anhaltspunkt enthält (Andeutungstheorie, BGHZ 26, 142, 146; NJW 92, 1448, 1449; ZIP 93, 102, 103; ZIP 00, 740, 741). Aus der Darstellung eines wesentlichen Merkmals lassen sich oft hinreichende Anhaltspunkte für ein anderes schließen (Staud/Stürner § 765 Rz 33; s aber zB BGH WM 89, 559, 562). Verbleibende Zweifel gehen zu Lasten des Gläubigers (BGH NJW 95, 959 [BGH 05.01.1995 - IX ZR 101/94]; 95, 1886, 1887). Ausnahme: Bei der Falschbezeichnung (falsa demonstratio) gilt das Gewollte auch ohne einen Anhaltspunkt in der Urkunde (BGH NJW 89, 1484, 1485 [BGH 02.02.1989 - IX ZR 99/88]; 95, 1886, 1887).

 

Rn 12

Diese Grundsätze gelten regelmäßig für alle Rechtsgeschäfte, die unter § 766 1 fallen (s Rn 3 ff), so zB für die Ausfüllungsermächtigung zur Vervollständigung eines Bürgschaftsblanketts (BGHZ 132, 119, 128; 140, 167, 172; NJW 00, 1179, 1180). Bei einer Vertragsergänzung (vgl Rn 6) reicht die Bezugnahme auf die Bürgschaftsurkunde aus (vgl BGHZ 26, 142, 150).

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