Rn 14

Die Abgrenzung eines Fehlers zur bloßen (ggf ortsüblichen) Unangenehmlichkeit (sog nicht erheblicher Mangel – s BTDrs 18/10822, 79), die den Wert oder die Tauglichkeit der Reise nicht mindert, sondern ersatzlos vom Reisenden hinzunehmen ist, bestimmt sich aufgrund einer Gesamtwürdigung. Auch insoweit kommt der Prospektbeschreibung entscheidende Bedeutung zu (Celle RRa 05, 205 [OLG Celle 12.05.2005 - 11 U 268/04]). IdR bloße Unangenehmlichkeit ist das Benehmen und die Kleidung Mitreisender (AG Frankfurt RRa 96, 200; AG Duisburg RRa 04, 118 [AG Duisburg 05.05.2004 - 3 C 1218/04]; zur Jodlergruppe LG Hamburg NJW-RR 93, 1465 [LG Hamburg 19.08.1993 - 302 S 18/93]; aA LG Frankfurt NJW-RR 93, 951 [LG Frankfurt am Main 19.04.1993 - 2/24 S 341/92]) und Filmarbeiten bei einer Seereise (LG Bonn 23.8.16 – 8 S 5/16). Bei Auslandsreisen ist primäres Kriterium die Ortsüblichkeit, auf die der Veranstalter aber verständlich für den nicht auslandserfahrenen Reiseinteressenten hinzuweisen hat (BGH NJW 87, 1931 [BGH 12.03.1987 - VII ZR 37/86]). Als bloße Unangenehmlichkeit wird gewertet, wenn im Ausland landestypisch ein anderer (geringerer) Standard herrscht und somit dort der deutsche Standard nicht erwartet werden darf (zB bei der Zimmerausstattung, vgl zur Busreise durch Indien AG Königstein RRa 94, 45; zum Plumpsklo als Toilette in Südschweden LG Hamburg RRa 04, 29), zB landestypisch zubereitete oder ausgewählte (Ddorf NJW-RR 96, 887; auch 98, 922) Speisen oder das Vorkommen von Insekten (LG Hamburg NJW-RR 97, 1205 [LG Hamburg 15.01.1997 - 302 S 112/96]: Stechmücken am Strand in der Karibik). Das gilt auch für den Sicherheitsstandard (§ 651a Rn 24; Ddorf NJW-RR 93, 315; München RRa 99, 174; LG Koblenz RRa 05, 27 [LG Koblenz 29.11.2004 - 16 O 364/02]). Ein Mindeststandard darf mangels abw Hinweise aber erwartet werden, wenn keine Abenteuerreise (dazu München OLGZ 84, 234; LG München I NJW-RR 94, 124) vorliegt (Frankf NJW-RR 99, 1356; RRa 09, 223: Wasserversorgung). Eine Landesüblichkeitsklausel ist unwirksam (BGH NJW 87, 1931 [BGH 12.03.1987 - VII ZR 37/86]).

 

Rn 15

IÜ ist die Haftung des Veranstalters ausgeschlossen, wenn sich der Fehler als eine Konkretisierung des allg Lebensrisikos (dazu Rodegra NJW 12, 3546) darstellt. Er haftet zB grds nicht, wenn Reisende Opfer eines nicht vorhersehbaren Terroraktes (Celle NJW-RR 05, 3647) oder außerhalb seines Einflussbereichs überfallen (LG Bremen NJW-RR 02, 919 [LG Bremen 27.02.2002 - 4 S 432/01 (b)]: bei Landgang während Kreuzfahrt; LG Frankfurt NJW-RR 09, 402 [LG Frankfurt am Main 12.09.2008 - 2-19 O 105/08]: Überfall auf einen Transfer-Bus; Frankf NJW-RR 13, 1324 f [BGH 21.02.2013 - IX ZR 52/10]: Raubüberfall mit Machete am freien Strand in der Dominikanischen Republik) oder in einer Bungalowanlage bestohlen werden (AG Hamburg NJW-RR 99, 931; München NJW-RR 04, 1698), auf unbeleuchteten (LG Düsseldorf RRa 05, 29 [AG Duisburg 10.11.2004 - 50 C 1464/03]: Hoteldisko) oder gerade gewischten Stufen einer Treppe (Frankf OLGR 01, 141; LG Düsseldorf RRa 03, 215 [LG Düsseldorf 11.03.2003 - 8 O 388/02]) oder feuchten Fliesen am Hotelpool ausrutschen (Frankf RRa 01, 243; LG Frankfurt RRa 03, 217 [LG Frankfurt am Main 08.08.2003 - 2-19 O 101/03]; LG Baden-Baden RRa 03, 162 [LG Baden-Baden 23.12.2002 - 1 S 44/02]; Ddorf RRa 12, 112, 113) oder über eine Schmutzmatte stolpern (Bambg RRa 13, 224, 226 [OLG Bamberg 15.01.2013 - 5 U 36/12]), in Südamerika an Durchfall erkranken (AG Düsseldorf RRa 94, 103), als Skischüler bei Übungen im Stand hinfallen (Celle NJW-RR 02, 559 [OLG Celle 29.11.2001 - 11 U 70/01]), am Poolrand von einem Ball bei einem angekündigten Wasserballspiel getroffen werden (Ddorf RRa 05, 21 [OLG Düsseldorf 19.08.2004 - I-12 U 49/04]), unvorhersehbar durch Tiere beeinträchtigt werden (Celle NJW-RR 03, 197: Eselbiss; LG Frankfurt NJW-RR 00, 786 [LG Frankfurt am Main 16.09.1999 - 2/24 S 433/98]: Bienenschwarm; LG Frankfurt NJW-RR 01, 52 [LG Frankfurt am Main 22.10.1999 - 2/12 O 60/99]: Ziege auf dem Hotelgelände), wenn weibliche Gäste am öffentlichen Strand belästigt werden, oder für Wetterkapriolen (Frankf RRa 01, 178, 00, 165 [OLG Frankfurt am Main 31.05.2001 - 16 U 164/00]; LG Frankfurt NJW-RR 87, 495 [LG Frankfurt am Main 26.01.1987 - 2/24 S 207/86]), wenn nicht ein bestimmtes Wetter zugesichert wurde (zB ›schneesicher‹; vgl LG Frankfurt NJW-RR 91, 879 [LG Frankfurt am Main 25.02.1991 - 2/24 S 48/89]; LG Verden RRa 97, 21: zur Windstärke). Auch berechtigt der Tod eines nahen Angehörigen nicht zum Rücktritt (Köln MDR 21, 1453 [OLG Köln 25.08.2021 - 16 U 169/20]).

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