Rn 77

Trotz Arbeitsplatzwegfalls ist die betriebsbedingte Kündigung sozial nicht gerechtfertigt, wenn der ArbN an einem anderen freien (auch bei vorübergehender oder beabsichtigter Leiharbeit: LAG Hessen BeckRS 12, 72271) geeigneten Arbeitsplatz im selben Unternehmen (§ 611 Rn 34) im Inland (BAG NZA 15, 1457 [BAG 24.09.2015 - 2 AZR 3/14]) weiterbeschäftigt werden kann (§ 1 II 2 Nr 1b KSchG; BAG NZA 18, 234 [BAG 27.07.2017 - 2 AZR 476/16]; 14, 1200 [BAG 08.05.2014 - 2 AZR 1001/12]). Der Anspruch greift idR nicht konzernweit (§ 611 Rn 35). Der ArbG muss dem ArbN eine zumutbare Weiterbeschäftigung zu gleichen oder schlechteren, nicht zu besseren (BAG aaO; aA Houben NZA 08, 851) Vertragsbedingungen anbieten und ggf durch Änderungskündigung umsetzen (BAG aaO), auch auf nach § 14 I TzBfG befristete Stellen (BAG NZA 15, 1083). Die Zumutbarkeit entfällt nur in Extremfällen (BAG 14, 1200; krit Bauer/Winzer BB 06, 266). Der ArbN muss aber dem Anforderungsprofil der freien Stelle entsprechen (BAG NZA 18, 234), das der ArbG in den Grenzen des Missbrauchs bestimmen kann (BAG NZA 08, 1180 [BAG 05.06.2008 - 2 AZR 107/07]). Konkurrieren mehrere ArbN um denselben freien Arbeitsplatz, ist wohl nach den Grundsätzen umgekehrter Sozialauswahl zuzuordnen (BAG NZA 18, 234 [BAG 27.07.2017 - 2 AZR 476/16]). Auf den Widerspruch des Betriebsrates kommt es entgegen § 1 II 2 Nr 1b KSchG nicht an (ErfK/Oetker § 1 KSchG Rz 248).

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