Rn 29

(Vor-)Vertragliche Nebenpflichten treffen den Darlehensgeber nur ausnahmsweise in Form von Aufklärungs-, Rücksichtnahme- u Treupflichten. Beratungspflichten etwa zur Finanzierung (eingehend Buck-Heeb BKR 14, 221; ZIP 18, 705 f) bestehen außerhalb von § 504a I u § 505 II 2 nur aufgrund eines gesondert (stillschweigend) geschlossenen Beratungsvertrags (BGHZ 201, 168, Rz 55; WM 14, 1621, Rz 21; 14, 1325, Rz 65), etwa wenn die Bank auf Bitte des Kunden o von sich aus in eine Beratung eintritt (BGH WM 18, 20 Rz 32 f; 09, 2360 Rz 13; 07, 876 Rz 44; Karlsr WM 11, 1219, 1222 f; Stuttg WM 10, 844). Ein Beratungsvertrag verpflichtet zur Empfehlung des für den Kunden günstigsten Darlehens, nicht aber zur Information über eine Provision für die Vermittlung einer Lebensversicherung (BGH WM 14, 1621, Rz 19) o einer eingepreisten Gewinnmarge (BGH WM 18, 268 Rz 50 f), wohl aber über eine fehlende Kündigungsmöglichkeit bei einem Zinssicherungsgeschäft (Dresd WM 15, 1191, 1192). Zu Beratungsleistungen bei Immobiliar-Verbraucherdarlehen s § 511.

 

Rn 30

Aufklärungspflichten (dazu auch § 280 Rn 78; BeckOGK/Binder Rz 168 ff; Dörr MDR 14, 571 ff), deren Verletzung schadensersatzpflichtig macht, hat der Darlehensgeber grds nur in Bezug auf die Konditionen des Darlehens sowie eine (fehlende) Kündigungsmöglichkeit bei Zinsswapverträgen (Stuttg WM 12, 1829, 1833; Dresd WM 15, 1191, 1192; aA Gottschalk/Spiegel WM 17, 2179, 2187) u die Risiken eines wechselkursbasierten Darlehens (BGH WM 18, 268 Rz 36 ff), nicht aber auf die Risiken aus der Darlehensverwendung etwa zur Finanzierung einer Eigentumswohnung o eines Fondsanteils (BGH ZIP 08, 2405 Rz 10; WM 08, 2221 Rz 14; 07, 1831 Rz 14). Eine Bank muss sich deshalb falsche Angaben von Verkäufern o Vermittlern über das finanzierte Objekt grds nicht nach § 278 zurechnen lassen (BGHZ 168, 1 Rz 63; WM 12, 924 Rz 21; Karlsr WM 13, 641, 642; 13, 166, 168; München WM 12, 131, 133). Eine darlehensvertragliche Auskunftspflicht gibt es nicht (Saarbr NJW-RR 15, 1005).

 

Rn 31

Eine Ausnahme von diesem Grundsatz gilt nach stRspr bei einem Wissensvorsprung der Bank über eine arglistige Täuschung des Darlehensnehmers über das finanzierte Objekt o dessen sittenwidrige Überteuerung (Schrottimmobilien; BGHZ 186, 96 Rz 20 ff; 168, 1 Rz 41; BGH WM 16, 2384 Rz 19; 14, 124 Rz 14 u 1440 Rz 8; 13, 924 Rz 23; BKR 13, 280 Rz 21; 12, 505 Rz 21 f; 12, 415 Rz 17; WM 12, 1389 Rz 21; 11, 499 Rz 12 f; 11, 397 Rz 10), bei Begünstigung eines besonderen Gefährdungstatbestands (BGH WM 16, 1831 Rz 32; 14, 124 Rz 27; 10, 2069 Rz 17; 08, 1394 Rz 12; 08, 1346 Rz 12), bei Überschreitung der Kreditgeberrolle (BGH WM 16, 1831 Rz 31; WM 10, 2069 Rz 17) u bei einem schwerwiegenden Interessenkonflikt (BGH WM 11, 876 Rz 7; 10, 2069 Rz 17).

 

Rn 32

Der Wissensvorsprung der Bank über eine arglistige Täuschung des Darlehensnehmers wird widerleglich vermutet, wenn die Bank u der Vertreiber o Vermittler des finanzierten Geschäfts in institutionalisierter Weise zusammenwirken, auch der Darlehensvertrag mit Hilfe dieses Vertreibers o Vermittlers zustande gekommen ist u die arglistige Täuschung durch objektiv evident grob falsche Angaben über das finanzierte Geschäft erfolgt ist (BGHZ 168, 1 Rz 52 ff; 169, 109 Rz 23; WM 11, 449 Rz 11; 11, 397 Rz 9; 10, 2069 Rz 18; 10, 1451 Rz 12; Frankf WM 14, 1089, 1090; Karlsr WM 13, 641, 642; WM 13, 462, 464; München WM 12, 131, 133).

 

Rn 33

Die darlehensgebende Bank treffen Interessenwahrungs-, Loyalitäts- (BGHZ 166, 84 Rz 38) sowie Verschwiegenheitspflichten aufgrund des Bankgeheimnisses (Nr 2 I AGB-Banken). Dieses verpflichtet Kreditinstitute kundenbezogene Tatsachen u Wertungen, die ihm aus Anlass der Geschäftsverbindung zum Kunden bekannt geworden sind, einschließlich der Darlehensvertragsbeziehung als solche geheim zu halten (BGHZ 27, 242, 246; 166, 84 Tz 35 ff). Eine Verletzung des Bankgeheimnisses stellt eine vertragliche Pflichtverletzung iSd § 280 I dar.

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