Rn 14

Beweisgeeignete Urkunden sind alle Schriftstücke iSd §§ 415 ff, also auch (Tele)Kopien. Elektronische Dokumente sind keine Urkunden, sondern Augenscheinsobjekte (§§ 371 I 2, 371a); ihr Ausdruck stellt aber eine Urkunde und damit ein zulässiges Beweismittel dar (München Prozessrecht aktiv 12, 87; Musielak/Voit/Voit § 592 Rz 12; St/J/Berger § 592 Rz 22). Das Gesetz verlangt nicht, dass der Schuldner an der Errichtung der Urkunde mitgewirkt hat (RGZ 142, 303, 306; Wieczorek/Schütze/Olzen § 592 Rz 8). Die diesbzgl in der Literatur geäußerten, insb aus Art 103 I GG abgeleiteten Bedenken (ua Musielak/Voit/Voit § 592 Rz 12) sind auch de lege ferenda nicht berechtigt (vgl Rn 3).

 

Rn 15

Schriftstücke, die lediglich einen Beweis durch Augenschein, Zeugen oder Sachverständige ersetzen sollen, stellen nach dem Sinn und Zweck des Urkundenprozesses hingegen keine beweistauglichen Urkunden dar (BGHZ 1, 218, 220 f; 173, 366 Rz 16; NJW-RR 12, 1242 [BGH 22.05.2012 - II ZR 205/10] Rz 24), weshalb Privatgutachterkosten nicht erstattungsfähig sind (Kobl NJW 12, 941 [OLG Koblenz 16.12.2011 - 14 W 734/11]); kein taugliches Beweismittel im Urkundenprozess sind deshalb auch aus anderen Verfahren stammende Sachverständigengutachten (BGHZ 173, 366 Rz 17 ff) und Zeugenvernehmungsprotokolle (Musielak/Voit/Voit § 592 Rz 12; Wieczorek/Schütze/Olzen § 592 Rz 42; St/J/Berger § 592 Rz 24). Mangels Genehmigung gem § 162 I fehlt dem Protokoll zudem die erforderliche Beweiskraft als öffentliche Urkunde (BGH WM 10, 765).

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