Rn 4

Es finden die allg Grundsätze Anwendung (vgl § 12 Rn 10 ff). Der Kl muss darlegen, dass die Streitigkeit in einem Miet- oder Pachtverhältnis über Räume wurzelt (zum Begriff s Rn 3). Die Frage, ob der der Klage zugrunde liegende Anspruch mietvertraglicher Natur ist, stellt dabei eine Rechtsfrage dar, die vom Gericht unabhängig von der Auffassung des Kl zu beurteilen ist (Brandbg ZMR 21, 699 mwN). Da es sich um eine doppelrelevante Tatsache handelt, genügt die schlüssige Behauptung eines Miet- oder Pachtverhältnisses als Grundlage der Streitigkeit (vgl § 12 Rn 10; vgl auch LG Berlin ZMR 83, 377 ff). Das Gericht kann dann im Gerichtsstand des § 29a eine umfassende Prüfung aller in Betracht kommenden Anspruchsgrundlagen durchführen, so dass neben vertraglichen Räumungsansprüchen auch die Voraussetzungen des § 985 BGB und des § 812 BGB überprüft werden können (vgl Zö/Schultzky Rz 17; Musielak/Voit/Heinrich Rz 14), sofern der Kl hierzu geeignete Tatsachen vorträgt. Dem Kl bleibt es aber anheimgestellt, seinen Sachvortrag zum Vorliegen eines Miet- oder Pachtverhältnisses fallen zu lassen (vgl KG NJW-RR 08, 1465 f [KG Berlin 06.03.2008 - 2 AR 12/08], dort auch zur Anwendung des § 261 III Nr 2 in diesem Fall) oder von vorneherein außerhalb des Gerichtsstands des § 29a seinen Herausgabeanspruch nach § 985 BGB zu verfolgen, indem er gänzlich darauf verzichtet, Vortrag zu einem Miet- oder Pachtverhältnis zu halten (vgl München MDR 77, 497; MDR 79, 939 f; Braunschw NdsRpfl 83, 225 f; Zö/Schultzky Rz 17; Musielak/Voit/Heinrich Rz 14; St/J/Roth Rz 16, 23; aA Hambg WuM 90, 526; ZMR 90, 377 f; LG München ZMR 87, 271; LG Berlin Grundeigentum 91, 575). Erhebt allerdings der Bekl in einem solchen Fall Einwendungen, die ihre Grundlage in einem Miet- oder Pachtverhältnis iSd § 29a haben, so ist der Gerichtsstand des § 29a gegeben (hM; Ddorf NZM 08, 479 [OLG Düsseldorf 08.11.2007 - I-24 U 117/07]; Wieczorek/Smid/Hartmann Rz 11; vgl auch Celle NJW 54, 1370 [OLG Celle 06.04.1954 - 10 U 82/54]; aA Zö/Schultzky Rz 17 mwN). Das steht in Einklang mit den allg Grundsätzen, da die Zuständigkeitsprüfung zwar nicht die Begründetheit vorwegnehmen, andererseits aber schon wegen der amtswegigen Prüfung den Beklagtenvortrag nicht gänzlich außer Acht lassen darf. Eine fehlerhafte Anwendung des § 29a lässt die Bindungswirkung eines Verweisungsbeschlusses nach § 281 nicht entfallen. Anderes gilt aber, wenn das Gericht die einschlägige Vorschrift übergangen hat (vgl BayObLG WuM 03, 534 f; Naumbg OLGR 02, 124 f; Jena GE 00, 56f).

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