Leitsatz (amtlich)

1. Bei unternehmensbezogenen Geschäften geht der Wille der Beteiligten im Zweifel dahin, dass der Betriebsinhaber Vertragspartner werden soll. Ein objektiv betriebsbezogenes Geschäft liegt auch dann vor, wenn der Ehemann der Inhaberin eines nicht im Handelsregister eingetragenen namensgleichen Handelsgeschäfts den Vertrag ohne Hinweis auf seine Vertreterstellung abgeschlossen hat.

2. Bei erheblichem Eigeninteresse oder Inanspruchnahme besonderen persönlichen Vertrauens kommen auch bei unternehmensbezogenen Geschäften Schadensersatz- und Freistellungsansprüche des Vertragspartners gegen den Vertreter aus Aufklärungspflichtverletzung in Betracht, wenn dieser erkannt hat oder hätte erkennen müssen, dass die von ihm praktizierte Art der Vertragsabwicklung zumindest objektiv zur Verschleierung der tatsächlichen Betriebsinhaberverhältnisse geeignet und der Vertragspartner einem hierauf beruhenden Irrtum unterlegen war.

 

Normenkette

BGB §§ 164, 249, 276, 631

 

Verfahrensgang

LG Kleve (Aktenzeichen 2 O 200/01)

 

Tenor

Die Berufung des Klägers gegen das am 31.10.2002 verkündete Urteil der 2. Zivilkammer des LG Kleve wird mit der Maßgabe zurückgewiesen, dass die Kosten des Rechtsstreits erster Instanz dem Beklagten auferlegt werden.

Die Kosten der Berufung trägt der Kläger.

Das Urteil ist vorläufig vollstreckbar.

 

Gründe

Die zulässige Berufung hat aus den zutreffenden Gründen der angefochtenen Entscheidung in der Hauptsache keinen Erfolg; die Kosten des ersten Rechtszugs fallen allerdings dem Beklagten zur Last.

1. Ein Vergütungsanspruch aus § 631 Abs. 1 BGB steht dem Kläger nicht zu, da der Beklagte nicht Besteller i.S.d. Vorschrift war.

a) Bei unternehmensbezogenen Geschäften geht der Wille der Beteiligten im Zweifel dahin, dass der Betriebsinhaber Vertragspartner werden soll; dies gilt auch dann, wenn der Inhaber falsch bezeichnet wird oder sonst Fehlvorstellungen über ihn bestehen (BGH BGHZ 62, 216 [220 f.] = MDR 1974, 913 = NJW 1974, 1191; BGHZ 64, 11 [15] = MDR 1975, 647 = NJW 1975, 1166; BGHZ 91, 148 [152] = MDR 1984, 819 = NJW 1984, 2164; BGHZ 92, 259 [268] = MDR 1985, 208= NJW 1985, 136 [138]; BGH v. 27.4.1983 – VIII ZR 328/81, MDR 1984, 43 = NJW 1983, 1844; v. 12.12.1983 – II ZR 238/82, MDR 1984, 556 = NJW 1984, 1347 [1348]; v. 28.2.1985 – III ZR 183/83, NJW 1986, 1675; v. 18.1.1996 – III ZR 121/95, MDR 1996, 455 = NJW 1996, 1053; v. 18.5.1998 – II ZR 355/95, MDR 1998, 1152 = NJW 1998, 2897; Palandt/Heinrichs, 61. Aufl. 2002, § 164 BGB Rz. 2). Diese Auslegungsregel greift allerdings nur dann ein, wenn der Handelnde sein Auftreten für ein Unternehmen hinreichend deutlich macht. Der Inhalt des Rechtsgeschäfts muss somit – gegebenenfalls i.V.m. dessen Umständen – die eindeutige Auslegung zulassen, dass ein bestimmtes Unternehmen berechtigt oder verpflichtet sein soll. Wer eine Willenserklärung im eigenen Namen abgegeben hat und sich darauf beruft, sie sei unternehmensbezogen und wirke daher gegen den mit ihm nicht personengleichen Unternehmensinhaber, hat deshalb im Streitfall die Betriebsbezogenheit des Geschäfts zu beweisen (BGH v. 15.1.1990 – II ZR 311/88, MDR 1990, 799 = GmbHR 1990, 212 = NJW 1990, 2678; v. 28.1.1992 – XI ZR 149/91, MDR 1992, 860 = GmbHR 1992, 298 = NJW 1992, 1380 [1381]; v. 13.10.1994 – IX ZR 25/94, GmbHR 1995, 377 = MDR 1995, 347 = NJW 1995, 43 [44]; v. 6.4.1995 – III ZR 52/94, NJW-RR 1995, 991; v. 11.12.1996 – IV ZR 284/95, NJW-RR 1997, 527 [528]; v. 4.4.2000 – XI ZR 152/99, MDR 2000, 840 = NJW 2000, 2984 [2985]; Palandt/Heinrichs, 61. Aufl. 2002, § 164 BGB Rz. 2 und Rz. 18). Gelingt ihm dieser Nachweis, obliegt dem Vertragspartner die Beweislast für seine Behauptung, ungeachtet der Unternehmensbezogenheit des Geschäfts sei eine eigene Verpflichtung des Handelnden gewollt gewesen (BGH v. 12.12.1983 – II ZR 238/82, MDR 1984, 556 = NJW 1984, 1347 [1348]; v. 15.1.1990 – II ZR 311/88, MDR 1999, 799 = GmbHR 1990, 212 = NJW 1990, 2678 f.; v. 24.6.1991 – II ZR 293/90, MDR 1991, 848 = GmbHR 1991, 360 = NJW 1991, 2627; v. 28.1.1992 – XI ZR 149/91, MDR 1992, 860 = GmbHR 1992, 298 = NJW 1992, 1380 [1381] m.w.N.).

b) Danach ist der Beklagte vorliegend nicht Vertragspartner des Klägers geworden.

aa) Bei der Bestellung vom 11.11.2000 (Bl. 37 GA) handelt es sich um ein objektiv unternehmensbezogenes Geschäft. Ein solches liegt vor, wenn entweder der Ort des Vertragsschlusses oder hinreichende Zusätze in Zusammenhang mit der Unterschrift auf das betreffende Unternehmen hinweisen oder wenn die Leistung vertraglich für den Betrieb des Unternehmens bestimmt war (BGH v. 13.10.1994 – IX ZR 25/94, GmbHR 1995, 377 = MDR 1995, 347 = NJW 1995, 43 [44] m.w.N.; v. 11.12.1996 – IV ZR 284/95, NJW-RR 1997, 527 [528]). Dies war vorliegend der Fall.

Die in der Vertragsurkunde erfolgte Namhaftmachung mit „V. Industriemontagen * Anlagen- und Maschinenbau * Stahl- und Rohrleitungsbau …” bezeichnete bereits eindeutig den Inhaber des Montageunternehmens als Vertragspartner. Die weiteren Umstände des Falles bestätigten d...

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