1. Unselbstständige und selbstständige Strafversprechen

 

Rz. 5

Das Klauselverbot des § 309 Nr. 6 BGB gilt sowohl für unselbstständige als auch für selbstständige Strafversprechen.

 

Rz. 6

Die §§ 339 ff. BGB regeln das unselbstständige Strafversprechen. Es dient der Sicherung einer Hauptverbindlichkeit und ist von ihr abhängig (akzessorisch).[11] Als Hauptverbindlichkeit kommen auch vertragliche Nebenpflichten oder gesetzliche Pflichten in Betracht.[12]

 

Rz. 7

Vom unselbstständigen Strafversprechen unterscheidet sich das selbstständige Strafversprechen nach § 343 Abs. 2 BGB, das für den Fall versprochen wird, dass der Schuldner eine von ihm an sich nicht geschuldete Handlung vornimmt oder dass er eine Handlung unterlässt, zu der er nicht verpflichtet ist.[13] Im Gegensatz zum unselbstständigen Strafversprechen ist das selbstständige Strafversprechen nicht akzessorisch.

[11] Beck'scher Online-Kommentar/Janoschek, BGB § 339 Rn 3; Palandt/Grüneberg, § 339 Rn 1.
[12] BGH, Urt. v. 28.1.1993 – I ZR 294/90, NJW 1993, 1786, 1787; Beck'scher Online-Kommentar/Janoschek, BGB § 339 Rn 3 m.w.N.
[13] Dazu MüKo/Gottwald, § 343 Rn 24; v. Westphalen/­Thüsing, Vertragsstrafe Rn 2 m.w.N.

2. Verfall- und Verwirkungsklauseln

 

Rz. 8

Von Verfall- oder Verwirkungsklauseln ist die Rede, wenn Bestimmungen vorsehen, dass eine Vertragspartei aufgrund einer Pflichtverletzung Rechte oder Ansprüche verliert, die ihr an sich zustehen.[14] Die Vorschriften der §§ 339 ff. BGB und somit auch § 309 Nr. 6 BGB sind auf Verfall- oder Verwirkungsklauseln zumindest entsprechend anwendbar.[15] Etwas anderes gilt für sog. "Vorfälligkeitsklauseln", durch die insbesondere bei Darlehensverträgen oder ähnlichen, langfristigen Dauerschuldverhältnissen Forderungen bei einem Verzug des Schuldners vorzeitig fällig gestellt werden. Auf Vorfälligkeitsklauseln finden die §§ 339 ff. BGB keine Anwendung.[16]

[14] BGH, Urt. v. 24.4.1991 – VIII ZR 180/90, NJW-RR 1991, 1013, 1015; BGH, Urt. v. 29.6.1972 – II ZR 101/70, NJW 1972, 1893, 1894; MüKo/Gottwald, vor § 339 Rn 36.
[15] So bereits BGH, Urt. v. 27.6.1960 – VII ZR 101/59, NJW 1960, 1568; BGH, Urt. v. 8.12.1992 – IX ZR 98/91, NJW-RR 1993, 243, 246; KG, Beschl. v. 20.3.2009 – 9 W 49/09, NJW-RR 2009, 1212, 1213; Staudinger/Coester-Waltjen, § 309 Nr. 6 Rn 8; v. Westphalen/Thüsing, Vertragsstrafe Rn 4 m.w.N.; einschränkend UBH/Fuchs, § 309 Nr. 6 Rn 19.
[16] BGH, Urt. v. 19.9.1985 – III ZR 213/83, NJW 1986, 46, 48; KG, Beschl. v. 20.3.2009 – 9 W 49/09, NJW-RR 2009, 1212, 1213; Palandt/Grüneberg, § 339 Rn 4; Erman/Schaub, vor §§ 339–345 Rn 7 m.w.N.

3. Garantieversprechen

 

Rz. 9

Mit dem Garantieversprechen soll ein bestimmtes Verhalten in der Vergangenheit oder der Eintritt eines zukünftigen Erfolgs gewährleistet werden.[17] Der Garant verspricht dem Gläubiger eine Leistung für den Fall, dass ein bestimmter, vom bisherigen (eigenen oder fremden) Verhalten abhängiger Erfolg entweder eintritt oder ausbleibt. Damit kann das Garantieversprechen – anders als das Strafversprechen – nicht als Druckmittel dienen, um den Garanten zu einem vertragsgemäßen Verhalten zu veranlassen.[18] Auch zielt die für den Garantiefall versprochene Leistung vorrangig darauf ab, den bestimmten Erfolg herbeizuführen bzw. zu beseitigen, und soll den Gläubiger nicht vom Nachweis eines etwaigen Schadens befreien. Garantieversprechen unterliegen nicht der Inhaltskontrolle nach § 309 Nr. 6 BGB, sondern sind an § 307 BGB zu messen.[19]

[17] BGH, Urt. v. 23.6.1988 – VII ZR 117/87, BGHZ 105, 24, 27 = NJW 1988, 2536, 2537; MüKo/Gottwald, vor § 339 Rn 44 ff. m.w.N.
[18] Siehe einerseits BGH, Urt. v. 23.6.1988 – VII ZR 117/87, BGHZ 105, 24, 27 = NJW 1988, 2536, 2537 (Garantieversprechen) und andererseits BGH, Urt. v. 18.12.1981 – V ZR 233/80, BGHZ 82, 398, 401 = NJW 1982, 759, 760 (Strafversprechen).
[19] Erman/Roloff, § 309 Rn 54; WLP/Dammann, § 309 Nr. 6 Rn 21–29.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge