Rz. 169

Auch im Fall der Unrichtigkeit des Grundbuchs gilt der Antragsgrundsatz (siehe § 13 GBO Rdn 3) mit allen sich daraus ergebenden Folgen. Eine Anregung auf Löschung wegen Gegenstandslosigkeit (§ 85 Abs. 1 GBO) kann als Berichtigungsantrag auszulegen sein.[405] Für das GBA besteht weder eine Amtspflicht, die Unrichtigkeit zu beseitigen, selbst wenn es sie kennt, noch eine Amtsermittlungspflicht, solange nicht die Voraussetzungen der Verfahren nach den §§ 53 Abs. 1 S. 1, 82a, 84 GBO (oder der Annexverfahren nach den §§ 9 Abs. 2, 48, 51, 52 GBO) vorliegen. Es sollte aber die Beteiligten auf eine festgestellte Unrichtigkeit hinweisen und sie zur Stellung der Anträge veranlassen.[406] Gegebenenfalls hat das GBA – unter Beachtung der Frist nach Abs. 1 S. 1 der Anm. zu Nr. 14110 KV-GNotKG – das Zwangsverfahren nach § 82 GBO einzuleiten.[407]

 

Rz. 170

Antragsberechtigt ist derjenige,

1. dessen Recht nicht oder nicht richtig eingetragen ist, also der unmittelbar gewinnende Teil, wobei es genügt, dass der Antragsteller das Vorliegen einer ihn betreffenden Unrichtigkeit schlüssig behauptet (vgl. § 13 GBO Rdn 75 f., 86;[408] bei der Berichtigung von Bodenreformgrundstücken in Anwendung des Art. 233 § 11 Abs. 2 S. 1 EGBGB gibt es insoweit keine Besonderheiten, vgl. aber insbesondere Art. 233 § 11 Abs. 5 EGBGB[409]),
2. der zu Unrecht eingetragen ist, also der unmittelbar betroffene Teil als Buchberechtigter, wenn sich der Berichtigungsanspruch gegen ihn richtet,[410] oder
3. dem nach Maßgabe des § 14 GBO ein Antragsrecht zusteht (siehe § 14 GBO Rdn 7 ff.).

Sind mehrere Personen nach Nr. 1 antragsberechtigt, kann jeder allein den Antrag auf Eintragung aller stellen (siehe § 13 GBO Rdn 78 ff.).[411] Steht das Recht ihnen allerdings zur ganzen Hand zu, insbesondere im Falle der Erbengemeinschaft, so ist die Ausübung nur zusammen möglich.[412] Im Fall der bewilligten Berichtigung muss jedoch für die Durchführung der Berichtigung die nach Abs. 2 notwendige Zustimmung sämtlicher einzutragender Berechtigter vorliegen (siehe Rdn 167); bei nachgewiesener Unrichtigkeit genügen hingegen der Antrag eines Beteiligten und der Nachweis der Unrichtigkeit. Im Fall der Pfändung eines Miterbenanteils kann nach h.M. der Pfändungsgläubiger allein die Grundbuchberichtigung durch Eintragung aller Erben und Eintragung des Pfändungsvermerks beantragen (gem. § 13 Abs. 1 S. 2 Alt. 2 GBO, nicht nach § 14 GBO), wenn er die Erbfolge (§ 35 GBO) und die Wirksamkeit der Pfändung nachweist.[413]

[405] BayObLG NJW-RR 1989, 1495, 1496; zust.: Demharter, § 84 Rn 16; siehe auch: BayObLGZ 1959, 223, 228. Zur gegenteiligen Frage vgl. OLG Hamm Rpfleger 1994, 248 = NJW-RR 1994, 271.
[406] Meikel/Böttcher, § 22 Rn 89.
[407] OLG Frankfurt Rpfleger 2002, 433 = IBRRS 2007, 1595; Dümig, Rpfleger 2002, 433, 435.
[408] BayObLG DNotZ 1991, 598, 599; OLG Frankfurt Rpfleger 1996, 403; OLG München FGPrax 2013, 64, 65; Böttcher, RpflStud 1991, 33, 38; BeckOK GBO/Holzer, § 22 Rn 14; Bauer/Schaub/Schäfer, § 22 Rn 13; a.A. (nur der wahre Inhaber des Berichtigungsanspruchs sei antragsberechtigt): BGH NJW 2014, 1593; Demharter, § 22 Rn 45.
[409] Dazu auch: Demharter, § 22 Rn 46.
[410] BayObLGZ 1969, 284, 288 = Rpfleger 1970, 26; Demharter, § 22 Rn 45.
[411] Meikel/Böttcher, § 22 Rn 90; Schöner/Stöber, Rn 360.
[412] OLG München NJW-RR 2019, 404, 405 f.; siehe auch zu einem Mitglied einer deutschrechtlichen Separationsgemeinschaft: OLG Naumburg NJW-RR 2020, 1027.
[413] Meikel/Böttcher, § 22 Rn 93; Bauer/Schaub/Schäfer, § 22 Rn 168; Stöber, Rpfleger 1976, 197; a.A. OLG Zweibrücken Rpfleger 1976, 214; nicht möglich ist die Eintragung der Verpfändung eines GbR-Anteils im Grundbuch: BGH RNotZ 2017, 28.

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