Rz. 16

Zur versicherten Heilbehandlung gehören alle Maßnahmen nach § 27 (vgl. BSG, Urteil v. 24.6.1981, 2 RU 87/80, SozR 2200 § 555 RVO Nr. 5). Erfasst sind daher diagnostische Eingriffe (BSG, Urteil v. 27.6.1982, 2 RU 20/78, BSGE 46 S. 283) und ärztliche oder zahnärztliche Behandlungen, gleich ob diese ambulant oder stationär in einem Krankenhaus oder einer Spezialeinrichtung erfolgen, weiterhin vom Arzt angeordnete und überwachte Maßnahmen wie z. B. Massagen oder psychotherapeutische Behandlung (Sturz von einer Liege nach psychotherapeutischer Behandlung: BSG, Urteil v. 24.6.1981, 2 RU 87/80, SozR 2200 § 555 RVO Nr. 5). Selbst ein ärztlich angeordneter Spaziergang erfüllt den Begriff der Heilbehandlung nach § 11 (vgl. BSG, Urteil v. 3.10.1974, III VBf 25/74, HVBG RdSchr. VB 25/75). Zu ergänzenden Leistungen nach § 39, z. B. Erholungsaufenthalte für schwer Verletzte oder Reha-Sport und Funktionstraining nach § 44 Abs. 1 Nr. 3 und 4 SGB IX, vgl. auch Keller, in: Hauck/Noftz, SGB VII, § 11 Rz. 7; Rapp, in: LPK-SGB VII, § 11 Rz. 4. Die Behandlung kann eine berufsgenossenschaftliche, kassenärztliche oder privat veranlasste sein. Sie bedarf im Gegensatz zu § 11 Abs. 1 Nr. 3 gerade keiner Anordnung (BSG, Urteil v. 24.6.1981, 2 RU 87/80, BSGE 52 S. 58, 59). Sie muss aber von dem Standpunkt des Versicherten aus bei verständiger Betrachtung geeignet sein, der Beseitigung oder Besserung von durch den Arbeitsunfall verursachten Gesundheitsstörungen zu dienen. Dies ist bei einem Sturz vom Balkon infolge Frischluftgenusses durch das BSG verneint worden (Urteil v. 22.1.1976, 2 RU 109/74, BSGE 41 S. 137 = SozR 2200 § 555 RVO Nr. 1; ebenso: LSG Schleswig-Holstein, Urteil v. 8.3.1974, L 1 U 93/72, Breithaupt 1975 S. 201).

Eine Herzmuskelschädigung als mittelbare Folge einer im Rahmen ärztlicher Heilbehandlung durchgeführten Tollwutschutzimpfung hat das Bayerische LSG (Urteil v. 14.12.1982, L 8 U 154/81, Breithaupt 1983 S. 781) als eine von § 11 unabhängige mittelbare Folge einer Berufskrankheit angesehen.

In der Gutachterliteratur ist die Behandlung des HWS-Syndroms umstritten, mit der Folge dass ein unversicherter "Therapieschaden" oder eine versicherte Unfallfolge bejaht wird (vgl. zum Therapieschaden: Ludolph, VersR 1992 S 662; zur versicherten Unfallfolge: Plagemann/Hontschik, Medizinische Begutachtung im Sozialrecht, 3. Aufl. 1996, Rz. 277; Plagemann, VersR 1999 S. 9 unter VI 3).

 

Rz. 17

Versichert sind auch alle Wege, die zur Durchführung der Heilbehandlung erforderlich sind (LSG Berlin-Brandenburg, Urteil v. 22.3.2007, L 3 U 56/03, zit. nach Juris).

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