Die Entscheidung des OLG Frankfurt ist ein Paradebeispiel dafür, dass man im Rahmen der Kostenfestsetzung zu falschen Ergebnissen kommt, wenn man nicht die Fragen des Vergütungsanspruchs und die Frage der Kostenerstattung trennt und wenn man bei mehreren Kostenerstattungsgläubigern nicht plan- und gesetzesmäßig vorgeht.

I. Die Abrechnung

Nach dem Sachverhalt war der Anwalt für insgesamt 17 Auftraggeber tätig. Soweit das Gericht in seiner Begründung von 18 Auftraggebern ausgeht, hat es sich offensichtlich verzählt.

Die Auftraggeber zu 1) und 2) waren dabei gemeinschaftlich an demselben Gegenstand mit einem Teilwert von 123.221,35 EUR beteiligt.

Die übrigen Auftraggeber waren jeweils mit einem eigenen Gegenstand beteiligt.

Für die Beklagten zu 1) und 2) ist daher außergerichtlich nur eine Geschäftsgebühr angefallen, die jedoch nach Nr. 1008 VV um 0,3 zu erhöhen war. Insoweit ist das OLG Frankfurt von einer 1,7 Geschäftsgebühr ausgegangen, deren Ansatz sich leider aus dem Sachverhalt nicht ergibt. Letztlich kommt es darauf aber auch nicht an.

Im Rechtsstreit ist dann nach zutreffender Berechnung eine 1,6-Verfahrensgebühr aus dem Teilwert von 123.221,35 EUR angefallen (Nrn. 3100, 1008 VV) und aus dem Restbetrag (996.332,01 EUR – 123.221,35 EUR =) 873.110,66 EUR eine 1,3-Verfahrensgebühr. Gem. § 15 Abs. 3 RVG durfte der Anwalt nicht mehr verlangen als eine 1,6-Gebühr aus 996.332,01 EUR, also 7.193,60 EUR.

Als Nächstes hätte sich der Anwalt zunächst einmal die Frage stellen müssen, welche Vergütung ihm jeder einzelne Auftraggeber für das gerichtliche Verfahren schuldete – wobei hier entsprechend der Rspr. des OLG Frankfurt und der des VIII. Senats des BGH davon auszugehen ist, dass sich die Verfahrensgebühr von vornherein um den anzurechnenden Betrag der hälftigen Geschäftsgebühr vermindert.

Dies hätte also für die Verfahrensgebühr folgende Abrechnung ergeben:

Kläger zu 1):

 
1. 1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV (Wert: 123.221,35 EUR) 1.860,30 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,7 aus 123.221,35 EUR – 1.001,70 EUR
  Restbetrag 858,60 EUR

Kläger zu 2):

 
1. 1,3-Geschäftsgebühr, Nr. 2300 VV (Wert: 123.221,35 EUR) 1.860,30 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,7 aus 123.221,35 EUR – 1.001,70 EUR
  Restbetrag 858,60 EUR

Zu beachten ist allerdings, dass der Anwalt insoweit nicht mehr verlangen kann als

 
1. 1,6-Verfahrensgebühr, Nr. 2300 VV (Wert: 123.221,35 EUR) 2.289,60 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,75 aus 123.221,35 EUR – 1.073,25 EUR
  Restbetrag 1.216,35 EUR

Für die weiteren Kläger konnte der Anwalt verlangen

Kläger zu 4):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 20.553,92 EUR) 839,80 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 20.553,92 EUR – 419,90 EUR
  Restbetrag 419,90 EUR

Kläger zu 5):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 240.307,20 EUR) 2.667,60 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 240.307,20 EUR – 1.333,80 EUR
  Restbetrag 1.333,80 EUR

Kläger zu 6):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 25.972,95 EUR) 985,40 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 25.972,95 EUR – 492,70 EUR
  Restbetrag 492,70 EUR

Kläger zu 7):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 86.306,08 EUR) 1.660,10 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 86.306,08 EUR – 830,05 EUR
  Restbetrag 830,05 EUR

Klägerin zu 8):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 24.746,54 EUR) 891,80 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 24.746,54 EUR – 445,90 EUR
  Restbetrag 445,90 EUR

Klägerin zu 9):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 47.959,18 EUR) 1.359,80 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 47.959,18 EUR – 679,90 EUR
  Restbetrag 679,90 EUR

Klägerin zu 10):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 6.033,25 EUR) 487,50 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 6.033,25 EUR – 243,75 EUR
  Restbetrag 243,75 EUR

Klägerin zu 11):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 39.944,69 EUR) 1.172,60 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 39.944,69 EUR – 586,30 EUR
  Restbetrag 586,30 EUR

Kläger zu 12):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 168.087,21 EUR) 2.160,60 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 168.087,21 EUR – 1.080,30 EUR
  Restbetrag 1.080,30 EUR

Kläger zu 15):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 154.389,70 EUR) 2.060,50 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 154.389,70 EUR – 1.030,25 EUR
  Restbetrag 1.030,25 EUR

Kläger zu 16):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 19.972,35 EUR) 839,80 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 19.972,35 EUR – 419,90 EUR
  Restbetrag 419,90 EUR

Klägerin zu 17):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 8.800,00 EUR) 583,70 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 8.800,00 EUR – 291,85 EUR
  Restbetrag 291,85 EUR

Kläger zu 18):

 
1. 1,3-Verfahrensgebühr Nr. 3100 VV (Wert 6.275,00 EUR) 487,50 EUR
2. gem. Vorbem. 3 Abs. 4 VV anzurechnen 0,65 aus 6.275,00 EUR – 243,75 EUR
  Restbetrag 243,75 EUR

Kläger zu 19):

 
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