Leitsatz

Fällige Beträge sind auch in einstweiligen Anordnungsverfahren den auf die Antragseinreichung folgenden Monaten hinzuzurechnen.

OLG Köln, Beschl. v. 26.6.2015 -14 WF 139/15

1 Aus den Gründen

In der Sache hat die Beschwerde nur in geringem Umfang Erfolg. Der Streitwert war gem. §§ 51 Abs. 1 S. 1, Abs. 2 S. 1, 41 S. 2 FamGKG im vorliegenden Fall auf 2.151,50 EUR (= [13 Monate x 331 EUR] / 2) festzusetzen.

Nach § 51 Abs. 2 FamFG war abweichend von der Berechnung durch das AG im vorliegenden Fall auch im Rahmen des einstweiligen Verfahrens der bereits bei Antragsstellung fällige Unterhalt für den Monat Oktober 2014 zu berücksichtigen, zumal ausdrücklich der Unterhalt ab Oktober 2014 zugesprochen worden ist.

2 Anmerkung

Regelmäßig wird übersehen, dass auch in einstweiligen Anordnungsverfahren fällige Beträge hinzuzurechnen sind.

Soweit man nur vom hälftigen Wert der Hauptsache ausgeht, ist der hälftige Wert der fälligen Beträge hinzuzurechnen.[1]

 

Beispiel

Der Anwalt reicht im August auftragsgemäß eine einstweilige Anordnung beim FamG ein, mit der ein monatlicher Unterhalt i.H.v. 500,00 EUR ab August beantragt wird. Parallel dazu wird auch die Hauptsache mit den gleichen Anträgen eingereicht. Das Gericht geht davon aus, dass für die einstweilige Anordnung nur der hälftige Wert der Hauptsache anzusetzen sei.

Der Wert der Hauptsache beträgt:

zukünftiger Unterhalt (§ 51 Abs. 1 FamGKG), 12 x 500,00 EUR = 6.000,00 EUR

bei Einreichung fällige Beträge (§ 51 Abs. 2 FamGKG) 500,00 EUR

Gesamt: 6.500,00 EUR

Die Hälfte hiervon beträgt 3.250,00 EUR.

Zutreffender Weise wäre hier, da die einstweilige Anordnung isoliert beantragt worden war, also, ohne dass auch die Hauptsache anhängig gemacht wurde, vom vollen Wert der Hauptsache auszugehen. Eine Ermäßigung kommt in diesen Fällen nicht in Betracht. Die einstweilige Anordnung hat keine geringere Bedeutung gegenüber der Hauptsache, insbesondere in Anbetracht dessen, dass hier § 49 FamFG nicht gilt, sondern gem. § 246 FamFG der Hauptsacheanspruch geltend gemacht wird.[2]

Norbert Schneider

AGS, S. 422 - 423

[1] OLG München AGS 2011, 306 = NJW-Spezial 2011, 476; OLG Köln AGS 2010, 618 = FamRZ 2011, 758 = RVGreport 2011, 114 = FamFR 2011, 15; OLG Bamberg AGS 2011, 454 = RVGreport 2011, 271.
[2] OLG Düsseldorf AGS 2010, 105 = NJW 2010, 1385 = JurBüro 2010, 305 = FPR 2010, 363 = NJW-Spezial 2010, 220 = RVGreport 2010, 158 = FuR 2010, 475; FuR 2010, 526 = Familienrecht kompakt 2010, 156; AG Lahnstein AGS 2010, 264 = NJW-Spezial 2010, 412; Schneider/Wolf/Volpert/Fölsch, FamGKG, § 41 Rn 14; a.A. OLG Köln AGS 2014, 238 = NZFam 2014, 608 = RVGreport 2014, 366: OLG Celle MDR 2012, 165 = NJW 2012, 789 = NdsRpfl 2012, 73 = FamRZ 2012, 737 = JurBüro 2012, 195 = FamFR 2012, 65 = RVGreport 2012, 235; AGS 2013, 423 = MDR 2013, 1356 = JurBüro 2013, 588 = NdsRpfl 2013, 371 = FamRZ 2014, 690 = NJW-Spezial 2013, 541 = RVGprof. 2013, 167 = FamFR 2013, 426 = FuR 2013, 663; OLG Bamberg AGS 2012, 32 = FamRZ 2012, 739 = FamFR 2012, 41 = FuR 2012, 144; OLG Stuttgart AGS 2010, 617 = FamRZ 2011, 757 = RVGreport 2011, 76 = ZFE 2011, 112 = FamFR 2011, 16.

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