Rz. 14

§ 113 S. 1 InsO durchbricht sowohl den einzel- als auch den tarifvertraglichen Ausschluss des Rechts zur ordentlichen Kündigung (BAG v. 19.1.2000, NZA 2000, 658 = NZI 2000, 339 = ZInsO 2000, 568 = ZIP 2000, 985; Uhlenbruck/Zobel, § 113 InsO Rn 71). Der mit der Anwendung des § 113 InsO auf kollektivrechtliche Kündigungsvereinbarungen verbundene Eingriff in die Tarifautonomie der Tarifvertragsparteien, Art. 9 Abs. 3 GG, ist wegen der konkurrierenden Grundrechte der übrigen Gläubiger aus Art. 14 GG gerechtfertigt (BAG v. 16.6.2005 – 6 AZR 476/04, ZIP 2005, 1842; BAG v. 16.5.2002, ZInsO 2003, 43; HaKo/Ahrendt, § 113 Rn 31; FK/Eisenbeis, § 113 InsO Rn 28). Die Durchbrechung der "Unkündbarkeit" betrifft des Weiteren Beschäftigungsgarantien ebenso wie Standortsicherungsabkommen in Kollektivvereinbarungen, und zwar auch dann, wenn die Arbeitnehmer für den durch die Standortsicherungsvereinbarung oder die Beschäftigungsgarantie eingeräumten Kündigungsschutz eine Gegenleistung in Form des Verzichts auf Entgeltbestandteile – wie z.B. Urlaubs- und Weihnachtsgeld – erbracht haben (BAG v. 17.11.2005, DZWIR 2006, 284 m. abl. Anm. Bichlmeier = ZInsO 2006, 724 = ZIP 2006, 774; zust. KPB/Moll, § 113 InsO Rn 71; Lindemann, ZInsO 2006, 697, 698; Thüsing/v. Medem, EWiR 2006, 499, 500).

 

Rz. 15

Die gesetzliche Regelung erfasst schließlich auch tarifliche Kündigungserschwerungen, welche die Zulässigkeit einer ordentlichen Kündigung ggü. ansonsten "unkündbaren" Arbeitnehmern an die Zahlung einer Sozialplanabfindung knüpfen, denn mit der Zielsetzung des § 113 InsO ist eine Unterscheidung zwischen (absolutem) Kündigungsausschluss und (finanziellen) Kündigungserschwerungen nicht zu vereinbaren (LAG Hamm v. 26.11.1998 – 8 Sa 1576/98, EWiR 1999, 467 m. Anm. Moll = KTS 2000, 85 = ZInsO 1999, 302; LAG Hamm v. 14.1.1999, ZInsO 1999, 544).

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