Rz. 732

Ob sich eine Partei überhaupt auf das anspruchsausschließende Argument der Verjährung beruft, steht nicht nur im Prozess grundsätzlich zu ihrer alleinigen Disposition. Es besteht daher auch keine Verpflichtung zum unverzüglichen Geltendmachen.[701]

 

Rz. 733

Abzuwägen ist beim Gesamtschuldnerinnenausgleich auch zum (u.U. ebenfalls interessengeprägten) gesamtschuldnerischen Außenverhältnis. Ob die Nicht-Erhebung eines Verjährungseinwandes im Anspruchsverhältnis (und anschließend vor allem aber auch im Hinblick auf einen späteren Gesamtschuldausgleich)[702] beachtlich ist, ist eine Frage des Einzelfalls.[703]

 

Rz. 734

Die Zumutbarkeit der Einredeerhebung orientiert sich vor allem daran, ob die Einrede sich als treuwidrig oder sittlich anstößig darstellt.[704]

 

Rz. 735

Ist dem Geschädigten die Erhebung der Verjährungseinrede gegenüber seinen Gläubigern zumutbar, ist sein Schadenersatzanspruch gegenüber einem (weiteren) Ersatzpflichtigen wegen Verstoßes gegen § 254 BGB ausgeschlossen.[705]

[701] BGH v. 25.11.2009 – IV ZR 70/05 – BB 2010, 65 = BRAK-Mitt 2010, 72 = FamRZ 2010, 286 = IBR 2010, 79 = JR 2011, 31 = MDR 2010, 310 = NJ 2010, 296 = NJW 2010, 435 = VersR 2010, 397 = VRS 118, 146 = WM 2010, 720 = zfs 2010, 251 (Anm. Diehl) (Ein auf Ausgleich nach § 426 Abs. 1 S. 1 BGB in Anspruch genommener Gesamtschuldner kann dem nicht entgegenhalten, der ausgleichsberechtigte Gesamtschuldner hätte mit Erfolg die Einrede der Verjährung gegenüber dem Gläubiger erheben können); BGH v. 19.10.2005 – IV ZR 89/05 – SP 2006, 295 = zfs 2006, 153; OLG Hamburg v. 24.2.2000 – 6 U 213/98 – VersR 2001, 1430 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 26.10.2000 – I ZR 84/00) (Es ist im Rahmen vertraglicher Beziehungen allein Entscheidung des Vertragspartners, sich gegenüber dem anderen auf Verjährung zu berufen).
[702] Siehe dazu Stiefel/Maier-Jahnke, Kraftfahrtversicherung, 19. Aufl. 2017, § 116 VVG Rn 76.
[703] LG Stuttgart v. 6.4.1979 – 6 S 227/78 – DAR 1979, 1021 = MDR 1979, 756 = r+s 1979, 229 = VersR 1979, 1021.
[704] OLG Hamm v. 24.5.1995 – 12 U 159/94 – NJW-RR 1996, 1338; LG Würzburg v. 14.5.1997 – 42 S 75/97 – NJW 1997, 2606 (Pflicht zur Schadenminderung durch Erhebung der Verjährungseinrede gegenüber Autovermietung).
[705] BGH v. 28.6.2007 – VII ZR 81/06 – BauR 2007, 1564 = BGHZ 173, 83 = JR 2008, 195 = MDR 2007, 1251 = NJW 2007, 2695 = openJur 2011, 8646 = WM 2007, 2019 (Der Nachunternehmer wäre gegebenenfalls zwecks Minderung des Schadens zur Erhebung der Verjährungseinrede gehalten); BGH v. 12.3.1984 – II ZR 82/83 – VersR 1984, 580 = VRS 67, 109 (juris Rn 23) (Zwar erlischt eine Forderung nicht, wenn sie verjährt [vgl. § 222 Abs. 1 BGB a.F.]. Vielmehr bleibt sie erfüllbar. Indes ist der Fall, in dem der Gläubiger des Schuldbefreiungsanspruchs der gegen ihn gerichteten Forderung seines Gläubigers die Einrede der Verjährung entgegensetzen kann, grundsätzlich nicht anders zu behandeln als jener, in dem die Forderung nicht besteht. Das folgt aus dem – auch für den Gläubiger des Freistellungsanspruchs erkennbaren und zu berücksichtigen – Interesse des Schuldners, diesen nur insoweit von seiner Schuld befreien zu müssen, als er auf deren Erfüllung in Anspruch genommen werden kann.); OLG Hamm v. 24.5.1995 – 12 U 159/94 – NJW-RR 1996, 1338; LG Würzburg v. 14.5.1997 – 42 S 75/97 – NJW 1997, 2606 (Pflicht zur Schadenminderung durch Erhebung der Verjährungseinrede gegenüber Autovermietung). A.A.: OLG Hamburg v. 24.2.2000 – 6 U 213/98 – VersR 2001, 1430 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 26.10.2000 – I ZR 84/00) (Es ist im Rahmen vertraglicher Beziehungen allein Entscheidung des Vertragspartners, sich gegenüber dem anderen auf Verjährung zu berufen).

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge