Rz. 58

Wird der geschäftsführende Alleingesellschafter einer Kapitalgesellschaft infolge einer Unfallverletzung arbeitsunfähig und entgeht seiner Gesellschaft dadurch ein Geschäftsgewinn, kann er diesen Verlust als eigenen Schaden vom Schädiger ersetzt verlangen.[24]

 

Rz. 59

Ist der Verletzte als Geschäftsführer einer GmbH gleichzeitig Gesellschafter der Arbeitgeberin, kann er vom Haftpflichtigen Erstattung seines während der unfallbedingten Arbeitsunfähigkeit fortgezahlten Geschäftsführergehaltes nur verlangen, wenn das gezahlte Geschäftsführergehalt des Alleingesellschafters eine echte Tätigkeitsvergütung darstellt.[25]

 

Rz. 60

Ob allerdings die vertraglich zugesagte Vergütung ein echtes Arbeitsentgelt darstellt, bedarf einer besonders genauen Überprüfung,[26] insbesondere "Mondscheingehälter" sind nicht zu ersetzen. Erwirtschaftet die Gesellschaft keine ausreichenden Umsatzgewinne, um neben weiteren Geschäftskosten auch noch den Geschäftsführer zu bezahlen, fehlt es am entsprechenden Schadenersatzanspruch. Im Rahmen der Schadenregulierung vorgelegte Anstellungsverträge sind sorgfältig zu prüfen.

[24] BGH v. 13.11.1973 – VI ZR 53/72 – BGHZ 61, 380 = MDR 1974, 216 = NJW 1974, 134 = VersR 1974, 335; BGH v. 8.2.1977 – VI ZR 249/74 – MDR 1977, 568 = NJW 1977, 1283 (Anm. Hüffer NJW 1977, 2160) = VersR 1977, 374. Siehe auch OLG Bamberg v. 18.10.2007 – 1 U 85/07 – r+s 2007, 513 (Beherrschender Gesellschafter und Alleingeschäftsführer einer GmbH ist als Selbstständiger zu behandeln).
[25] BGH v. 16.6.1992 – VI ZR 264/91 – VersR 1992, 1410 (Berechnung des Anspruches bei einem für 2 Gesellschaften tätigen Alleingesellschafters); BGH v. 5.7.1977 – VI ZR 44/75 – BB 1978, 283 = MDR 1978, 43 = NJW 1978, 40 = VersR 1977, 863; BGH v. 9.3.1971 – VI ZR 158/69 – BB 1971, 494 = DB 1971, 825 = JR 71, 329 (Anm. Schwerdtner) = LM § 842 BGB, Nr. 8 = MDR 1971, 569 = NJW 1971, 1136 = VersR 1971, 570; KG v. 3.6.2004 – 12 U 357/02 – NZV 2005, 149 (Kein Verdienstausfallschaden des GmbH-Geschäftsführer/Alleingesellschafters, der wegen unfallbedingter Arbeitsunfähigkeit von der GmbH keine Bezüge erhält. Die Entlohnung des Alleingesellschafters-Geschäftsführers geht zu Lasten des Gewinns der Gesellschaft, so dass im Umfang der Beteiligung des verletzten Gesellschafters i.d.R. ein anrechnungsfähiger Vorteil für die Gesellschaft und damit für ihren Alleingesellschafter verbleibt.), OLG Hamm v. 17.11.1978 – 9 U 112/75 – r+s 1979, 215 = VersR 1979, 745 (BGH hat die Revision nicht angenommen, Beschl. v. 12.6.1979 – VI ZR 271/78 –) (Ersatzfähigkeit des im Ausfall von Tantiemen bestehenden Erwerbsschaden eines unfallbedingt arbeitsunfähigen GmbH-Geschäftsführers). Berz/Burmann-Heß/ Burmann, 30. EL, Kap. 6D Rn 90 ff.
[26] BGH v. 5.7.1977 – VI ZR 44/75 – BB 1978, 283 = MDR 1978, 43 = NJW 1978, 40 = VersR 1977, 863; BGH v. 9.3.1971 – VI ZR 158/69 – BB 1971, 494 = DB 1971, 825 = JR 71, 329 = LM § 842 BGB, Nr. 8 = MDR 1971, 569 = NJW 1971, 1136 = VersR 1971, 570. Zum (vorsichtig zu betrachtenden) Erwerbsschaden des Gesellschafter-Geschäftsführers einer 1-Mann-GmbH siehe OLG Hamm v. 8.6.1994 – 32 U 166/90 – OLGR 1995, 271 = zfs 1996, 11 (konkret keine Berechnung anhand der Geschäftsführervergütung). Siehe auch OLG Bamberg v. 18.10.2007 – 1 U 85/07 – r+s 2007, 513 (Beherrschender Gesellschafter und Alleingeschäftsführer einer GmbH ist als Selbstständiger zu behandeln. Das mit ihm vereinbarte Geschäftsführergehalt kommt nur dann als Bemessungsgrundlage für das Krankentagegeld in Betracht, wenn es mit der finanziellen und wirtschaftlichen Situation der GmbH tatsächlich vereinbar ist.). Hofmann "Der Erwerbsschaden des Gesellschafters einer Personen oder Kapitalgesellschaft" VersR 1980, 605; Küppersbusch/Höher, Rn 143 (Fn 368).

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