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Ferner zählen zu den Erbfallschulden die Nachlasskostenschulden. Das sind solche, die ursächlich durch den Erbfall, aber erst zeitlich nach dessen Eintritt entstanden sind. In Abgrenzung zu Eigenschulden bzw. Nachlasserbenschulden müssen sie ohne Zutun des Erben entstanden sein.[29] Dann kann der Erbe seine Haftung auf den Nachlass beschränken.

Zu den Nachlasskosten- bzw. Nachlassverwaltungsschulden, die als reine Nachlassverbindlichkeiten zu qualifizieren sind, zählen:[30]

die Kosten der Todeserklärung des Erblassers, § 324 Abs. 1 Nr. 3 InsO,
die Kosten der Eröffnung einer Verfügung von Todes wegen, § 24 Nr. 1 GNotKG, § 324 Abs. 1 Nr. 4 Var. 1 InsO,[31]
die Kosten der Nachlasssicherung, §§ 24 Nr. 2, 31 Abs. 2 GNotKG, insbesondere der Nachlasspflegschaft[32] und Nachlassverwaltung (§ 24 Nr. 2, 3, 5 GNotKG) inkl. der Vergütung des Nachlasspflegers (§§ 1960 ff. BGB) und der Vergütung des Nachlassverwalters, § 324 Abs. 1 Nr. 4 Var. 2 InsO sowie die durch Nachlasspfleger oder Nachlassverwalter eingegangenen Verbindlichkeiten, § 324 Abs. 1 Nr. 5 Var. 1 InsO,[33]
die Kosten der Einsetzung des Testamentsvollstreckers in sein Amt, die Vergütung und die Verbindlichkeiten, die der Testamentsvollstrecker zu Lasten des Nachlasses eingeht, § 2206 Abs. 2 BGB, § 324 Abs. 1 Nr. 5 Var. 2,[34]
die Kosten der Errichtung eines Nachlassinventars, §§ 24 Nr. 4, 31 Abs. 2 GNotKG, da der Erbe nach § 1994 BGB hierzu gezwungen werden muss und man es ihm sonst wegen § 2009 BGB stets zugestehen muss, und
die Kosten der Nachlassinsolvenz bei eröffnetem Verfahren inkl. der Vergütung des Nachlassinsolvenzverwalters[35] sowie die durch ihn eingegangenen Verbindlichkeiten, §§ 54, 55 InsO.[36]
[29] BGH, Urt. v. 5.7.2013 – V ZR 81/12, ErbR 2013, 388, m. Anm. Herzog = ZErb 2013, 245.
[30] Vgl. im Übrigen Damrau/Tanck/Gottwald, § 1967 BGB Rn 25; NK-BGB/Krug, § 1967 BGB Rn 54 f.; MüKo/Küpper, § 1967 BGB Rn 11 ff.; BeckOK/Lohmann, § 1967 BGB Rn 19; Staudinger/Kunz, § 1967 BGB Rn 131.
[32] Die Kosten der Nachlasspflegschaft sind auch dann, wenn sich die Pflegschaft nur auf einen Anteil der unbekannten Erben am Nachlass bezieht, als Erbfallschulden i.S.v. § 1967 Abs. 2 Alt. 2 BGB Nachlassverbindlichkeiten, für die die Erben gegenüber dem Nachlasspfleger in ihrer Gesamtheit haften. Die Zuordnung von Nachlassverbindlichkeiten zu einzelnen Miterben kommt anschließend allein im Innenverhältnis in Betracht, OLG Naumburg, Beschl. v. 22.11.2013 – 2 Wx 64/13 und 2 Wx 65/13, ErbR 2014, 241 = ZEV 2014, 170.
[33] RGZ 132, 138, 144; BGH, Urt. v. 5.7.2013 – V ZR 81/12, ZErb 2013, 245 = ZEV 2013, 609, m. Anm. Joachim = ErbR 2013, 388, m. Anm. Herzog.
[34] BGH, Urt. v. 5.7.2013 – V ZR 81/12, ZErb 2013, 245 = ZEV 2013, 609, m. Anm. Joachim = ErbR 2013, 388, m. Anm. Herzog.
[35] Bei überschaubaren Vermögensverhältnissen und geringer Zahl der Gläubiger ist bei der Vergütung des Insolvenzverwalters im Nachlassinsolvenzverfahren ein Abschlag zu machen, LG Münster, Beschl. v. 19.12.2017 – 5 T 598/17, ErbR 2018, 284 = ZEV 208, 165.
[36] RGZ 132, 138, 144; BGH, Urt. v. 5.7.2013 – V ZR 81/12, ZErb 2013, 245 = ZEV 2013, 609, m. Anm. Joachim = ErbR 2013, 388, m. Anm. Herzog.

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