Rz. 93

Man kann zwischen den nachfolgenden fünf grundsätzlichen Hedgefonds-Strategien[55] unterscheiden:

Long Short Equity Strategie

Die Long Short Equity Strategie ist eine sehr typische Hedgefonds-Strategie. In Erwartung einer positiven Entwicklung werden Aktien gekauft, auf negative Erwartungen folgen Aktienleerverkäufe. Für einen Leerverkauf leiht sich der Fonds die entsprechenden Wertpapiere von einem Investor aus und verkauft sie an der Börse zum aktuellen Kurs.

Zu einem späteren Zeitpunkt erwirbt der Investor diese Aktien an der Börse zurück und liefert sie wieder ins Depot des Eigentümers. Sind gemäß der Erwartung die Kurse gefallen, so ist die Differenz zwischen Verkaufs- und Wiederbeschaffungskurs abzüglich der Zinsen für das Entleihen der Gewinn, den der Hedgefonds erzielt hat. Der Einsatz von Long- oder Short-Positionen kann dabei in den verschiedensten Finanzinstrumenten aller Märkte (Aktien, Anleihen, Währungen, Rohstoffe und/oder entsprechende Derivate) erfolgen.

Arbitrage-Strategie

Ziel der Arbitrage-Strategie ist es, systematische Risiken (Marktrisiken) auszuschalten oder zu minimieren. Hierzu werden Preisunterschiede und -ineffizienzen zwischen gleichen und ähnlichen Anlagen genutzt. So werden zum Beispiel bei einem Zeit-Arbitrage-Geschäft temporäre Wertabweichungen zwischen voneinander abhängigen Anlageinstrumenten (z.B. Wandelanleihen/Aktien oder Stamm-/Vorzugsaktien etc.) ausgenutzt. Kauft der Fondsmanager Wertpapiere in New York, um sie Sekunden später zu einem höheren Preis in Frankfurt wieder zu verkaufen, spricht man von einer Raum-Arbitrage-Geschäft.

Event Diven Strategie

Die Event Driven Strategie setzt auf die zum Teil heftige Kursbewegungen, die von erwarteten oder angekündigten Unternehmensereignissen wie Übernahmen, Fusionen, Restrukturierungen, Sanierungen oder Spin-offs ausgelöst werden. Solche Chancen sind nicht ungewöhnlich, da entsprechende Ereignisse ziemlich häufig auftreten.

Systematic Trend Followers

Bei dieser Strategie werden unter systematischer Verwendung von mathematisch klar definierten Anlagemodellen Trends erkannt und Kauf- und Verkaufssignale gesetzt (Systematic Trend Followers). Das Engagement reicht von Rohwarenmärkten wie Sojabohnen oder Schweinebäuchen über Währungen und Edelmetallen bis zu Aktienindizes und Zinsprodukten.

Die Umsetzung der Strategie erfolgt in sehr liquiden Märkten über den Einsatz von Futures, Termingeschäften (unbedingte Termingeschäfte/bedingte Termingeschäfte) und Optionen. Gleichzeitig dient ein Risikomanagement-System dazu, größere Verluste zu vermeiden. Für den Erfolg dieser Strategie ist dementsprechend die Qualität der verwendeten oft komplexen Systeme entscheidend. Maßgebend ist aber auch, dass Trends tatsächlich vorhanden sind. Allerdings ist dies nicht in allen Märkten und zu jedem Zeitpunkt der Fall.

Global Macro Strategie

Hier setzt der Hedgefonds-Manager auf die gesamtwirtschaftlichen Entwicklungen verschiedener Märkte und Branchen. Er versucht, mit Hilfe von Analysen und Prognosen makroökonomischer Daten Käufe und Verkäufe gewinnbringend zu tätigen. Beispielsweise werden Long- oder Short-Positionen in Aktien oder Aktienmärkten, Zinsprodukten, Währungen oder Rohstoffen eingenommen. Historisch gesehen gehört die Global Macro-Strategie zu den erfolgreichsten, aber auch zu den Hedgefonds-Strategien mit der höchsten Volatilität.

[55] Kornau, Ein gescholtenes, aber wichtiges Anlagemedium in diversifizierten Portfolien. Hedgefonds, Beraterbrief, Erben und Vermögen 10/2010, 337.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge