Rz. 338

 

Zum Thema

Burmann/Heß/Jahnke/Janker-Jahnke, 23. Aufl. 2014, § 249 BGB Rn 358 ff., § 842 BGB Rn 26.

aa) Immaterieller Schaden

 

Rz. 339

Nicht jede Vermögenseinbuße stellt einen erstattungsfähigen Schaden dar. Verlust an Freizeit ist schadenrechtlich nicht zu ersetzen.[419] Die Einbuße einer Freizeitmöglichkeit als solche stellt keinen erstattungsfähigen Vermögensschaden dar, weil der Freizeit kein Vermögenswert zukommt.[420] Einbußen von Freizeit – mit der Freiheit, die eigene Freizeit in einer subjektiv für sinnvoll gehaltenen Weise zu nutzen – sind immaterieller Natur: Freizeit wird nicht erkauft, sie ist vielmehr schlicht vorhanden; ihr Verlust stellt keinen Vermögensschaden dar.[421]

 

Rz. 340

Nennenswerte Freizeiteinbußen können allenfalls im Rahmen des immateriellen Ersatzes (Schmerzensgeld) Berücksichtigung finden, wobei eine noch engere Betrachtung als bei der Urlaubseinbuße[422] (siehe Rn 310 ff.) gilt.

 

Rz. 341

Dass dem Verletzten die Freuden des Betriebsausfluges entgangen sind, hat ideellen Charakter und kann nur bei der Bemessung des Schmerzensgeldes Berücksichtigung finden.[423]

[419] BAG v. 24.8.1967 – 5 AZR 59/67 – BAGE 20, 48 = BB 1967, 1376 (Anm. Becker BB 1976, 746) = DB 1967, 1944 = MDR 1968, 80 = NJW 1968, 221; BGH v. 29.4.1977 – V ZR 236/74 – BauR 1978, 218 = BB 1977, 1018 = BGHZ 69, 36 = DB 1977, 1455 = JR 1977, 503 = JZ 1977, 512 = MDR 1977, 1007 = NJW 1977, 1446 = WM 1977, 943; OLG Celle v. 21.11.1963 – 5 U 104/63 – VersR 1964, 756 (Der bloßen Freizeiteinbuße eines freiberuflich Tätigen bei einem Kfz-Unfall Verletzten kommt kein messbarer Vermögenswert zu); OLG Köln v. 29.6.1981 – 24 U 21/81 – VersR 1982, 585 = zfs 239 unter Berufung auf BGH v. 28.2.1969 – II ZR 154/67 – MDR 1969, 554 = NJW 1969, 1109 = VersR 1969, 437; OLG Stuttgart v. 19.10.2006 – 7 U 60/06 – FamRZ 2007, 1242 = NJW-RR 2007, 88 = OLGR 2007, 120 = VersR 2007, 1524; LG Mönchengladbach v. 21.10.1987 – 5 S 89/87 – (Zeitaufwand für Ummeldung beim Straßenverkehrsamt); LG München v. 6.6.1984 – 17 O 1130/84 – VersR 1985, 1150 = zfs 1986, 43 (Kein Ersatz wegen des mit der Schadenabwicklung – Aufklärung des Sachverhalts, Bestellung eines Sachverständigen, Werkstattbesuche, Telefonate – verbundenen Zeitaufwandes); Bamberger/Roth-Grüneberg § 249 Rn 85, 77; Erman-Ebert, § 249 Rn 50 m.w.N.; Jauernig-Teichmann vor §§ 249–253 Rn 16.
[420] OLG Oldenburg v. 6.2.2008 – 5 U 34/07 – SVR 2010, 57 = VersR 2009, 797 (Dass dem Kläger die Freuden des Betriebsausfluges entgangen sind, hat ideellen Charakter und kann nur bei der Bemessung des Schmerzensgeldes Berücksichtigung finden).
[421] BGH v. 22.11.1988 – VI ZR 126/88 – BGHZ 106, 28 = MDR 1989, 343 = VersR 1989, 188; BGH v. 10.10.1974 – VII ZR 231/73 – BGHZ 63, 98 = JZ 1975, 249 = NJW 1975, 40 = VersR 1975, 82 (Es ist zweifelhaft, ob die Freizeiteinbuße überhaupt einen Schaden darstellen kann); OLG Frankfurt v. 21.5.1999 – 24 U 150/97 – VersR 2000, 607 (Einbußen an ihrer Freizeit, die Eltern eines gesundheitlich schwer beeinträchtigten Kindes durch dessen Betreuung erleiden, sind materiell nicht zu entschädigen).
[422] OLG Oldenburg v. 6.2.2008 – 5 U 34/07 – SVR 2010, 57 = VersR 2009, 797 (Dass dem Kläger die Freuden des Betriebsausfluges entgangen sind, hat ideellen Charakter und kann nur bei der Bemessung des Schmerzensgeldes Berücksichtigung finden).
[423] OLG Oldenburg v. 6.2.2008 – 5 U 34/07 – SVR 2010, 57 = VersR 2009, 797.

bb) Rechtsgutverletzung

 

Rz. 342

Muss jemand unfallbedingt im unfallkausal entstandenen Stau warten und hat er deswegen Gewinneinbußen und Erwerbsminderung, stellt sich dieses letztlich als mittelbarer Schaden dar. Auch aus dem Aspekt des Eingriffs in den eingerichteten und ausgeübten Gewerbebetrieb gibt es keinen Ersatz[424] (ergänzend siehe Rn 23 ff., Rn 25).

 

Rz. 343

Der durch eine polizeiliche Unfallaufnahme und etwaig anschließende Zeugenaussage im Strafverfahren[425] entstehende reine Vermögensschaden durch Zeitverlust ist nicht zu ersetzen.

 

Rz. 344

Bei notwendiger Wahrnehmung eines Gerichtstermins während des bezahlten Urlaubs besteht kein Anspruch auf Verdienstausfall.[426]

 

Rz. 345

Eine ungerechtfertigte Strafanzeige, die zum (vorübergehenden) Verlust der Fahrerlaubnis führt, kann Schadenersatzansprüche nach § 823 II BGB i.V.m. § 164 StGB und § 826 BGB auslösen.[427] Für Ansprüche gegen einen Haftpflichtversicherer ist § 103 VVG zu beachten.

[424] AG Achim v. 22.3.2006 – 10 C 632/05 – SP 2006, 273 (Marktbeschicker verlangte vergeblich Ersatz für Erwerbseinbußen, nachdem er wegen eines unfallkausal gebildeten Stau zu spät auf den Markt kam).
[425] AG Waiblingen v. 24.1.1977 – III C 1111/76 – VersR 1977, 922 (Anm. Schmalzl VersR 1977, 1137); siehe auch LG Erfurt v. 11.1.2005 – 3 O 242/04 – NZV 2006, 44 (Kosten der Strafverfolgung gegen den Geschädigten sind als dem Schädiger grundsätzlich nicht zurechenbar zu behandeln [BGHZ 27, 137], weil sie auf der Durchsetzung des originären dem Staat zustehenden Strafverfolgungsanspruch beruhen, der eine andere Quelle als das schädigende Ereignis hat. Konkret: Kein Ersatz von Mietw...

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