Rz. 7

Dieser Auskunftsanspruch des Kindes gegen seine Mutter auf Benennung seines Vaters ergibt sich nach der Rechtsprechung des BVerfG aus seinem allgemeinen Persönlichkeitsrecht gemäß Art. 2 Abs. 1 i.V.m. Art. 1 Abs. 1 GG. Denn das verfassungsrechtlich geschützte allgemeine Persönlichkeitsrecht umfasst als Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit auch das Recht des Kindes auf Kenntnis der eigenen Abstammung. Umgekehrt begründet das allgemeine Persönlichkeitsrecht das Recht eines Mannes auf Kenntnis davon, ob ein Kind von ihm abstammt.[14] Die Grundrechte des Kindes überwiegen hierbei das einer Auskunftspflicht auf Seiten der Mutter entgegenstehende allgemeine Persönlichkeitsrecht, Art. 2 Abs. 1 GG.[15] Als Anspruchsgrundlage kann hier § 1618a BGB – Beistandspflicht – angesehen werden.[16] Dieser Auskunftsanspruch ist gerade im Hinblick auf das seit 1.4.1998 bestehende volle gesetzliche Erbrecht des nichtehelichen Kindes an seinem Vater von besonderer Bedeutung.[17]

Die Mutter kann auch verpflichtet sein, dem Kind Auskunft über Namen und Anschrift eines bestimmten Anschlussinhabers für eine Handynummer zu erteilen.[18]

Aber die Gerichte haben zwischen dem Anspruch des Kindes auf Benennung des Vaters und dem Interesse der Mutter auf Geheimhaltung einen weiten Abwägungsspielraum.[19] Ist eine Verurteilung der nichtehelichen Mutter auf Auskunft über die Person des natürlichen Vaters erfolgt, so wird das Urteil nach § 888 ZPO vollstreckt; der Anordnung des Beugezwanges steht § 888 Abs. 3 ZPO nicht entgegen.[20]

 

Rz. 8

Exhumierung des Vaters zur Klärung der Abstammung:

OLG München:[21] "Das Recht des Kindes auf Kenntnis seiner Abstammung hat Vorrang vor der Achtung der Totenruhe; soweit zur Feststellung der Abstammung erforderlich, haben die Berechtigten der sog. Totenfürsorge daher eine Exhumierung zur Entnahme von Gewebeproben zu dulden."

Seit 1.4.2008 besteht die Möglichkeit, unabhängig von einem Vaterschaftsanfechtungsverfahren die Vaterschaft klären zu lassen.[22]

Das am 1.9.2009 in Kraft getretene FamFG regelt in §§ 47, 169 ff. FamFG das Verfahren in Abstammungssachen neu als FG-Verfahren.

[14] BVerfGE 117, 202 = BVerfG FamRZ 2007, 441 = NJW 2007, 753 = JuS 2007, 472.
[15] BVerfG NJW 1988, 3010; LG Münster FamRZ 1990, 1031.
[16] LG Münster FamRZ 1990, 1031; LG Passau NJW 1988, 144.
[17] Siehe im Einzelnen Lorenz, JuS 1995, 569, 572.
[18] AG Bonn, Urt.v. 8.2.2011 – 104 C 593/10, FamFR 2011, 286 = RDV 2011, 254 = ZD 2011, 40.
[19] BVerfG, Beschl. v. 6.5.1997 – 1 BvR 409/90, BVerfGE 96, 56 = NJW 1997, 1769 = FamRZ 1997, 869 = JZ 1997, 777; vgl. zur Restitutionsklage gem. § 641i ZPO: BGH, Urt. v. 18.9.2003 – XII ZR 62/01, NJW 2003, 3708 = NJW-RR 2004, 216; AG Düsseldorf NJW 2005, 1519.
[20] BGH, Beschl. v. 3.8.2008 – I ZB 87/06, FamRZ 2008, 1751 = NJW 2008, 2919; HansOLG Bremen JZ 2000, 314.
[21] OLG München, Beschl. v. 19.1.2000, FamRZ 2001, 126.
[22] Gesetz zur Klärung der Vaterschaft unabhängig vom Anfechtungsverfahren vom 26.3.2008, BGBl I S. 441, in Kraft getreten am 1.4.2008. Vgl. hierzu Wellenhofer, Das neue Gesetz zur Klärung der Vaterschaft unabhängig vom Anfechtungsverfahren, NJW 2008, 1185; Löhnig, Das Gesetz zur Ergänzung des Rechts zur Anfechtung der Vaterschaft, FamRZ 2008, 1130.

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