Rz. 148

Sehen die Versicherungsbedingungen einer Schadensversicherung ein Sachverständigenverfahren vor,[426] das auf Verlangen jeder der beiden Parteien ohne Zustimmung der anderen zur Ermittlung der Schadenshöhe durchzuführen ist und mit verbindlichen Feststellungen für die Parteien des Versicherungsvertrages endet, wenn nicht nachgewiesen wird, dass die Feststellungen offenbar von der wirklichen Sachlage erheblich abweichen (§ 84 VVG), so steht weder ein Streit über die Höhe des Schadens (siehe oben Rdn 127) noch dessen bereits mögliche Bezifferung und damit denkbare Verfolgung im Wege der Leistungsklage ­einem Feststellungsbegehren, das sich – unter Ausschluss der Anspruchshöhe – auf den Haftungsgrund beschränkt, entgegen. Denn zum einen ist trotz unentschieden gelassenen Streites über die Höhe der versicherten Schäden ein weiterer Prozess zur Höhe der zu leistenden Entschädigung dann nicht die typische Folge eines Feststellungsurteils. Und zum anderen müsste sich der Versicherte sonst des Rechts begeben, das vereinbarte Sachverständigenverfahren durchzuführen.[427] Etwas anderes gilt nur dann, wenn der Versicherungsnehmer auf die Durchführung des Sachverständigenverfahrens verzichtet hat.[428]

 

Rz. 149

Eine Feststellungsklage auf Gewährung von Versicherungsschutz ist trotz Möglichkeit einer Leistungsklage auch dann zulässig, wenn der Versicherer eine geleistete Abschlagszahlung zurückverlangt, weil er schon dem Grunde nach leistungsfrei sei.[429]

[427] Vgl. – Wohngebäudeversicherung – BGH, Urt. v. 16.4.1986 – IVa ZR 210/84, NJW-RR 1986, 962; OLG Dresden, Urt. v. 12.5.2020 – 4 U 2047/19, BeckRS 2020, 12043 Rn 4; – Kfz-Kaskoversicherung – OLG Karlsruhe, Urt. v. 1.4.1999 – 12 U 284/98, VersR 2000, 176; – Einbruchdiebstahlversicherung – OLG Hamm, Urt. v. 15.11.1991 – 20 U 117/91, NJW-RR 1992, 362 und – Feuerversicherung – OLG Hamm, Urt. v. 24.9.1986 – 20 U 62/86, VersR 1988, 173, a.A. – Hausratsversicherung – OLG Frankfurt, Beschl. v. 2.5.2018 – 3 U 244/16, VersR 2018, 1323 (1323 f.).
[428] BGH, Urt. v. 16.4.1986 – IVa ZR 210/84, NJW-RR 1986, 962; OLG Karlsruhe, Urt. v. 1.4.1999 – 12 U 284/98, VersR 2000, 176.
[429] OLG Hamm, Urt. v. 15.11.1991 – 20 U 117/91, NJW-RR 1992, 362.

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