Rz. 56

Die Zuständigkeit am Begehungsort ist unabhängig davon gegeben, wer als Kläger den deliktischen Anspruch verfolgt.[85] Der Gerichtsstand ist daher nicht nur für den Anspruch des Gläubigers gegen den Schuldner und für den Direktanspruch gegen dessen Versicherer (§ 115 Abs. 1 S. 1 VVG)[86] begründet, sondern auch für den Rückgriff des Kraftfahrzeug-Haftpflichtversicherers gegen den Versicherten (§ 117 Abs. 5 VVG)[87] und die Inanspruchnahme des Schädigers durch den Sozialversicherungsträger (§ 116 SGB X)[88] oder den Arbeitgeber des Verletzten (§ 6 Abs. 1 EFZG). Ebenso kann ein den Gläubiger befriedigender Gesamtschuldner dessen auf ihn übergegangenen Anspruch aus unerlaubter Handlung gegen die übrigen Schuldner (§ 426 Abs. 2 BGB) im deliktischen Gerichtsstand geltend machen.[89] Ob der – interne – Anspruch auf Gesamtschuldnerausgleich (§ 426 Abs. 1 BGB) eine solche Zuständigkeit begründet, wenn Anlass seiner Entstehung eine unerlaubte Handlung war, ist umstritten.[90] Beruft sich der Kläger auf beide Ansprüche (§ 426 Abs. 1 und 2 BGB), handelt es sich jedenfalls um einen einheitlichen Streitgegenstand, der am Gerichtsstand der unerlaubten Handlung verfolgt werden kann.[91]

 

Rz. 57

Beklagte können im Gerichtsstand der unerlaubten Handlung Alleintäter, Mittäter, Anstifter, Gehilfen (§ 830 Abs. 1 und 2 BGB)[92] und deren Rechtsnachfolger[93] sowie Personen, die für unerlaubte Handlungen anderer einzustehen haben (insbesondere nach §§ 831, 832, 834 BGB),[94] sein.

[86] Vgl. – zu § 3 Nr. 1 PflVG a.F. – BGH, Beschl. v. 3.3.1983 – I ARZ 682/82, NJW 1983, 1799.
[87] Vgl. – zu § 158f VVG a.F. – OLG München, Urt. v. 28.10.1966 – 10 U 1667/66, VersR 1967, 144.
[90] Bejahend: OLG Celle, Urt. v. 22.3.1990 – 5 U 129/88, VersR 1991, 234; Zöller/Schultzky, § 32 Rn 14 f.; Spickhoff, VersR 2003, 665 (666); offengelassen OLG Stuttgart, Beschl. v. 7.12.2005 – 5 U 71/05, NJW-RR 2006, 1362; verneinend: Musielak/Voit/Heinrich, § 32 Rn 9; MüKoZPO/Patzina, § 32 Rn 17.
[93] BGH, Beschl. v. 1.2.1990 – I ARZ 882/89, NJW 1990, 2316; Zöller/Schultzky, § 32 Rn 16.
[94] BGH, Urt. v. 28.2.1989 – XI ZR 70/88, WM 1989, 1047.

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge