Rz. 20

Das Unternehmertestament bildet nur einen von mehreren Bestandteilen einer ganzheitlichen und generationenübergreifenden Unternehmensnachfolgeplanung.[21] Neben dem Unternehmertestament sind im Rahmen der Nachfolgeplanung u.a. auch folgende Aspekte mit zu berücksichtigen:

Umstrukturierung des Unternehmens (z.B. durch einen Rechtsformwechsel, die Begründung oder Beendigung einer Betriebsaufspaltung, die Errichtung einer stillen Beteiligung oder einer Unterbeteiligung),
Abstimmung des Gesellschaftsvertrages mit der Nachfolgeregelung (z.B. Art und Höhe der Abfindungen, erbrechtliche Regelungen, Zulässigkeit einer Testamentsvollstreckung),
Ehevertrag des Unternehmers und des Nachfolgers,
Pflichtteilsverzichtsverträge (ggf. gegen eine Abfindung in Bar- oder Sachwerten, deren Art, Höhe und Fälligkeit von den Beteiligten privatautonom bestimmt werden),
Vollmachten (z.B. postmortale bzw. transmortale Vollmachten, Generalvollmachten oder Vorsorgevollmachten),
Lebensversicherungen,
Verträge zugunsten Dritter,
Stiftungslösungen,
Steuerbelastung (insbesondere Erbschaftsteuer und Einkommensteuer).
 

Rz. 21

Neben den rechtlichen und steuerlichen Fragen sind im Rahmen der Nachfolgeplanung stets auch betriebswirtschaftliche, unternehmerische, finanzielle, familiäre und psychologische[22] Aspekte mit einzubeziehen. Die Planung und Gestaltung der Unternehmensnachfolge ist kein punktueller Vorgang, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Um die Verwirklichung des Willens des Unternehmers sicherzustellen, ist die Nachfolgeplanung und deren vertragliche Umsetzung daher in regelmäßigen Zeitabständen zu überprüfen und ggf. an veränderte persönliche, wirtschaftliche oder rechtliche Rahmenbedingungen anzupassen ("Testaments-TÜV"). Dies gilt in besonderem Maße für das Testament eines Unternehmers, bei dem der Abstimmung des Testaments mit den äußeren Umständen (wie bspw. dem Gesellschaftsvertrag und den steuerrechtlichen Rahmenbedingungen) besondere Bedeutung zukommt.

[21] Grundlegend dazu Reimann, ZEV 1997, 129. – Speziell zu Familienunternehmen siehe Hennerkes, Die Familie und ihr Unternehmen, 2004 (siehe auch www.familienunternehmen.de); Kirchdörfer/Lorz/Wiedemann (Hrsg.), Familienunternehmen in Recht, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft, FS Hennerkes, München 2009; Mutter, Vermögensmanagement für Familienunternehmer, 2. Aufl. 2011. – Zum Unternehmensverkauf als Alternative zu einer Nachfolgeregelung instruktiv Pöllath/Greitemann/S. Viskorf, in: FS Rödl, 2008, S. 301 ff.
[22] Siehe dazu den eindrucksvollen Erfahrungsbericht von Nagel, Chefsache Unternehmensnachfolge – Ein Vater, ein Sohn und die fast gelungene Vernichtung eines Unternehmens, München 2004.

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