§ 22 Familienstrategie und Unternehmensnachfolge / d) Die Organisation der Unternehmerfamilie

Rz. 80

Mit zunehmender Komplexität der Familie und des Vermögens wächst die Vielfalt der Themen, denen sich die Unternehmerfamilie stellen will und muss. Analog einem Unternehmen helfen auch ihr Strukturen für Arbeitsteilung und Koordination. Funktionen in der Unternehmerfamilie werden definiert, um Aufgaben zu bewältigen und Ziele zu erreichen.

Verantwortlichkeiten für die Angelegenheiten der Familie, für die Koordination von Familie und Unternehmen, für Vermögensfragen jenseits der unternehmerischen Beteiligung und/oder für die Umsetzung gemeinnütziger Interessen der Familie können auf unterschiedliche Schultern verteilt werden. So können sich verschiedene Familienmitglieder mit unterschiedlichen Qualifikationen für gemeinsame Themen einbringen.

Rz. 81

Die Familie profitiert insbesondere von einer eigenen Organisationsstruktur, um ihren Einfluss im Unternehmen zu wahren. Die Bindung untereinander und zum Unternehmen reicht als Koordinationsmechanismus oft nicht mehr aus. Folgende Strukturen für die Unternehmerfamilie^[31] haben sich bewährt:

Strukturen in der Unternehmerfamilie
Plenum	Koordination, Diskussion und Entscheidung der Angelegenheiten der Familie, z.B. Besetzung des Familienrats oder weiterer Funktionen der Familie; delegiert Aufgaben ggf. auf den Familienrat oder andere Institutionen (z.B. Stiftung, Family Office)
Familienrat	Koordination von Familienangelegenheit, ggf. koordinierende Schnittstelle zwischen Familie und Unternehmen
Stiftung	Koordination gemeinsamer wohltätiger, kultureller oder gesellschaftlicher Interessen etc.
Familienbüro/Family Office	Koordination von Vermögens- und/oder Familienangelegenheiten als Dienstleister. Anders als im Familienrat wird die Tätigkeit meist vergütet; häufig familienfremde Mitarbeiter.

Rz. 82

Ein Familienrat oder Family Board koordiniert die Angelegenheiten der Familie. Gegebenenfalls ist er Ansprechpartner oder Koordinator der Plattformen.^[32] Er kann auch als Schnittstelle zwischen Familie und Unternehmen ausgestaltet werden. In einer Stiftung bündelt die Familie gemeinnützige Interessen, sie entfalten oft ebenso starke Identifikation wie das Familienunternehmen. In einem Family Office verwaltet die Familie gemeinsames oder getrenntes Vermögen und nutzt so Größenvorteile. Darüber hinaus schafft sich die Unternehmerfamilie idealerweise Plattformen, die der Begegnung und Kommunikation dienen und eine gemeinsame Weiterentwicklung unterstützen.

[31] Ähnlich Fritsch, in: Beckervordersandfort, Gestaltungen zum Erhalt des Familienvermögens, § 14 Rn 49.

[32] Wird diese Funktion nicht von einem Gremium, sondern von einem einzelnen Familienmitglied ausgefüllt, findet sich auch die Bezeichnung "Familienmanager".