Rz. 44

Es ist längst nicht jedem Übergeber oder Übernehmer bewusst, welche Themenkomplexe im Zuge der Nachfolge zu bedenken sind: Beteiligung, Führung, Mitarbeit von Familienmitgliedern, das Zusammenwirken von Familie und Unternehmen, die Organisation der Familie usw. Die Ahnung von der Komplexität genügt oft schon, um das Ganze zu vertagen. Besonders die Abhängigkeiten zwischen den Fragestellungen machen die Lage oft unübersichtlich. Zeit braucht es und Konzentration und häufig auch zusätzliche Informationen, um vorausschauend gestalten zu können.

Die Frage, "Wie geht es weiter in der nächsten Generation?" beschäftigt jede Unternehmerfamilie. Oftmals geht es um die Sorge, dass es in der nächsten Generation schlechter werden könnte: die zweite Generation, die sich nicht grün ist; der auserkorene Nachfolger, der sich mehr auf seine Herkunft als auf seine Qualifikation stützt; die Vettern und Cousinen, die kein rechtes Interesse erkennen lassen. In anderen Fällen sieht man Hoffnung, Stammeskonflikte zu befrieden, da sich die nächste Generation bisher unbelastet und konstruktiv zeigt, oder dem Erfolg des Unternehmens durch eine besser ausgebildete nächste Generation zu Nachhaltigkeit zu verhelfen.

Sorge richtet sich auch auf die Altersvorsorge, Rückzahlung von Gesellschafterdarlehen usw. In manchen Unternehmen bedeutet Nachfolge, dass über einen langen Zeitraum der Lebensunterhalt mehrerer Generationen zu finanzieren ist.

 

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Unternehmensnachfolge ist mehr als der Austausch des Geschäftsführers. Die Familienstrategie hilft, den größeren Zusammenhang herzustellen und die vielfältigen Themen zu behandeln, ohne sich zu verzetteln. Dabei leiten sich die Lösungen nicht aus Ängsten und Sorgen ab. Der Fokus liegt nicht auf dem Vermeiden. Es geht vielmehr darum, auf der Basis tatsächlicher Gegebenheiten Zukunft zu gestalten. Aktuelle und potentielle Eigentümer vergegenwärtigen sich gemeinsam ihre Prioritäten, festigen ihr gemeinsames Fundament, klären ihre gemeinsame Perspektive. Das schafft die nötigen Voraussetzungen, um die Verantwortlichkeiten im Generationenübergang und für die neue Generation festzulegen: Personen, Strukturen und Prozesse – auf die Situation der Familie und des Unternehmens angepasst und in sich stimmig, ergänzt um Plattformen und Regeln, die die Familie in ihren Aufgaben und in ihrer weiteren Entwicklung unterstützen.

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