Rz. 706

 

Hinweis

Siehe auch Rdn 791, 882 ff.

 

Rz. 707

Die Abfindung umfasst regelmäßig auch einen Verzicht auf alle Ansprüche gegen jeden weiteren gesamtschuldnerisch haftenden Dritten (§ 422 BGB).[575]

 

Rz. 708

Zweck einer solchen Regelung ist, auch formal zu verhindern, dass der Haftpflichtversicherer nach Zahlung der Abfindungssumme mit Ausgleichsansprüchen Dritter konfrontiert wird.[576] Sollte (z.B. bei ärztlichem Kunstfehler nach einem Verkehrsunfall, den ein Pkw-Fahrer im Verhältnis zum Geschädigten nur teilweise mit zu verantworten hat) hiervon ausnahmsweise im Einzelfall abgewichen worden sein, muss dieses zur Klarstellung auch eindeutig (schriftlich) festgehalten werden.

 

Rz. 709

Anzumerken ist, dass gegenüber mehreren Ersatzpflichtigen bzw. Ersatzberechtigten (§ 428 BGB) die Entscheidung für eine Kapitalisierung nur einheitlich erfolgen kann.[577]

 

Rz. 710

Werden vom Drittleistungsträger auch gegenüber anderen am Haftpflichtgeschehen Beteiligten Regressansprüche (nach Rechtslage oder Teilungsabkommen) verfolgt, ist dieses ungefragt offen zu legen. Ansonsten sind spätere Streitigkeiten vorprogrammiert.

[575] Vgl. auch MüKo/BGB-Bydlinski, 7. Aufl. 2016, § 422 BGB Rn 1 und MüKo/BGB-Fetzer, 7. Aufl. 2016, § 364 BGB Rn 8. Siehe ergänzend auch: OLG Düsseldorf v. 11.5.2000 – 8 U 105/99 – NZV 2001, 470 = VersR 2002, 54 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 13.2.2001 – VI ZR 236/00 –) (Abfindungsvergleich zwischen Unfallverursacher und dem Unfallverletzten kann auch Ansprüche des Verletzten gegenüber dem die Unfallverletzungen behandelnden Arzt abgelten), OLG Hamm v. 1.9.1994 – 6 U 71/94 – MedR 1996, 83 = NJW 1996, 789 = NZV 1995, 446 = r+s 1995, 340 = SP 1996, 45 (nur Ls.) (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 11.7.1995 – VI ZR 337/94 –) (Zum Gesamtschuldnerausgleich zwischen Unfallverursacher und den Verletzten falsch behandelndem Arzt), OLG Köln v. 17.12.1993 – 19 U 135/93 – VersR 1994, 991 = zfs 1994, 356 (Wirkung des Erlasses gegenüber einem Gesamtschuldner für die Mit-Gesamtschuldner).
[576] Siehe ergänzend Geigel-Kolb, Der Haftpflichtprozess, 25. Aufl. 2008, Kap. 40 Rn 55 sowie Geigel-Bacher, Der Haftpflichtprozess, 27. Aufl. 2015, Kap. 40 Rn 88.
[577] BGH v. 13.7.1972 – III ZR 107/69 – BGHZ 59, 187 = DB 1972, 1868 = NJW 1972, 1711 = VersR 1972, 1017, RG v. 27.5.1908 – VI 328/07 – RGZ 68, 429; Erman-Schiemann, 14. Aufl. 2015, § 843 BGB Rn 19; Wussow-Dressler, Unfallhaftpflichtrecht, 15. Aufl. 2002, Rn 1629. Siehe auch BGH v. 18.7.2001 – IV ZR 24/00 – NZV 2002, 29 = NVersZ 2001, 472 = r+s 2001, 499 = SP 2001, 430 = VersR 2001, 1150 = zfs 2001, 508 (Der die Führung des Haftpflichtprozesses übernehmende Privat-Haftpflichtversicherer verletzt seine Interessenwahrungsverpflichtung, wenn er einen dem Versicherungsnehmer günstigen Vergleich widerruft, obwohl er beabsichtigt, die Deckung zu verweigern).

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