Rz. 282

Trifft den Verstorbenen, dessen Tod die Schäden und Einbußen beim ersatzberechtigten mittelbar Geschädigten auslöste, eine Mitverantwortlichkeit zum Grund (Mitverschulden, aber auch Verantwortlichkeit für eine Betriebsgefahr oder Gefahrenquelle) und/oder zur Höhe (z.B. Nichtanlegen des Gurtes, vorwerfbare mangelnde gesundheitliche Versorgung) des entstandenen Schadens, ist der Anspruch des betroffenen Angehörigen/Anspruchsberechtigten entsprechend dieser Mitverantwortlichkeit zu mindern (§§ 846, 254 BGB).[220]

 

Rz. 283

Mitverschulden des Verstorbenen mindert den Anspruch.

 

Rz. 284

Hat lediglich die Betriebsgefahr eines Kfz mitgewirkt oder geht es um Ansprüche aus der Gefährdungshaftung (§ 10 StVG) und um eine Abwägung nach § 17 StVG, ist § 846 BGB analog anwendbar[221] Dieser Einwand setzt keine Verschuldensfähigkeit voraus, da ein Verschulden nicht haftungsbegründend vorausgesetzt wird.

 

Rz. 285

Ist der Unterhaltsberechtigte mit dem Schadensersatzpflichtigen identisch (z.B. Ehemann als Fah­rer führt den Tod seiner im Fahrzeug mitfahrenden Ehefrau herbei), steht ihm auch unter dem Aspekt der Direktklagemöglichkeit (§ 115 VVG) kein Ersatzanspruch zu: § 844 BGB (ebenso die Tatbestände in den Haftungsnebengesetzen, z.B. § 10 StVG) setzt die Tötung durch eine dritte Person voraus (3-Personen-Verhältnis: Schädiger – Unterhaltspflichtiger Getöteter – unterhaltsberechtigte Anspruchsteller).

 

Rz. 286

Auch ein eigenes mitwirkendes Verschulden des Hinterbliebenen kann (u.U. zusätzlich[222] zur Mitverantwortung des Verstorbenen) zur Anspruchskürzung führen.[223]

[220] BGH v. 16.1.2001 – VI ZR 381/99 – BB 2001, 543 = MDR 2001, 448 = NJW 2001, 1431 = NZV 2001, 167 = SP 2001, 142 = VersR 2001, 874 = zfs 2001, 305; OLG Frankfurt v. 11.3.2004 – 26 U 28/98 – zfs 2004, 452 (Anm. Diehl); OLG Hamm v. 18.8.2003 – 6 U 198/02 – r+s 2004, 80. Einzelheiten Jahnke, Unfalltod und Schadenersatz, 2. Aufl. 2012 § 2 Rn 367 ff., 533 ff., 604 ff., § 6 Rn 14 ff.
[221] BGH v. 22.3.1983 – VI ZR 67/81 – MDR 1983, 923 = NJW 1983, 2315 = VersR 1983, 726; BGH v. 27.6.1961 – VI ZR 205/60 – BB 1961, 1103 = BGHZ 35, 317 = FamRZ 1962, 60 = MDR 1961, 1009 = NJW 1961, 1966 = VersR 1961, 918; LG Essen v. 7.8.2003 – 4 O 27/01; Geigel-Münkel, Der Haftpflichtprozess, 27. Aufl. 2015, Kap. 8 Rn 105.
[222] OLG Köln v. 16.10.1990 – 15 U 46/90 – VersR 1992, 894 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 25.6.1991 – VI ZR 376//90).
[223] OLG Karlsruhe v. 7.12.1977 – 1 U 85/77 – VersR 1978, 575 (Aufsichtspflichtverletzung, die zum Tod des eigenen Kindes führte); OLG Köln v. 16.10.1990 – 15 U 46/90 – VersR 1992, 894 (BGH hat Revision nicht angenommen, Beschl. v. 25.6.1991 – VI ZR 376//90).

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