Rz. 441

Die ursprünglich nur unter Kaufleuten geltenden Regeln über das Schweigen[397] auf ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben werden von der Rechtsprechung mittlerweile auch auf Nicht-Kaufleute angewendet, die ähnlich einem Kaufmann am Geschäftsleben teilnehmen und von denen erwartet werden kann, dass sie nach kaufmännischer Weise verfahren, also dem Bestätigungsschreiben, soweit nötig, widersprechen.[398]

 

Rz. 442

Der Widerspruch muss unverzüglich (§ 121 BGB) erfolgen, wobei ein Widerspruch mehr als eine Woche nach Empfang der Bestätigung regelmäßig zu spät ist.[399]

 

Rz. 443

Die Wirkungen des Schweigens auf ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben treten dann nicht ein, wenn sich der Inhalt der Bestätigung vom Inhalt des wirklichen Verhandlungsergebnisses soweit entfernt, dass der Bestätigende verständlicherweise nicht mit dem Einverständnis der anderen Partei rechnen kann. Die Beweislast hierfür trifft den Empfänger des Bestätigungsschreibens.[400]

 

Rz. 444

Die Grundsätze über das Schweigen auf ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben können auch eingreifen, wenn der Empfänger des Schreibens ein Rechtsanwalt ist. Allerdings gelten bei Regulierungsverhandlungen zwischen Geschädigtem und Haftpflichtversicherer die Grundsätze über das Schweigen auf ein kaufmännisches Bestätigungsschreiben nicht schon deshalb, weil der Geschädigte anwaltlich vertreten ist.[401]

[397] Zum "Schweigen als Willenserklärung" siehe: BGH v. 24.10.2006 – X ZR 124/03 – BauR 2007, 375 = BGHReport 2007, 190 = WM 2007, 303 (Welche Bedeutung dem Schweigen auf ein Schreiben, das kaufmännische Vereinbarungen wiedergibt, beizumessen ist, wenn um Gegenbetätigung gebeten wurde, lässt sich nicht allgemein entscheiden, sondern ist im Einzelfall zu prüfen); BGH v. 14.2.1995 – XI ZR 65/94 – NJW 1995, 1281 = VersR 1995, 839; BGH v. 18.3.1964 – VIII ZR 281/62 – NJW 1964, 1269; OLG Hamm v. 16.9.1994 – 20 U 11/94 – VersR 1995, 819 (Berufung auf Rechtsfolgen verfristeter Klageerhebung [§ 12 III VVG a.F.] erst in 2. Instanz bedeutet keinen stillschweigenden Verzicht). Präve, Schweigen als Zustimmung?, r+s 1998, 441; Palandt-Ellenberger, 76. Aufl. 2017, vor § 116 BGB Rn 10, § 147 BGB Rn 8 ff.
[398] OLG Hamm v. 15.11.1999 – 18 U 38/99 – VersR 2001, 1240.
[399] OLG Hamm v. 15.11.1999 – 18 U 38/99 – VersR 2001, 1240.
[400] BGH v. 20.3.1974 – VIII ZR 234/72 – NJW 1974, 991; OLG Hamm v. 15.11.1999 – 18 U 38/99 – VersR 2001, 1240.
[401] BGH v. 6.5.1975 – VI ZR 120/74 – NJW 1975, 1358 = VersR 1975, 902.

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