Rz. 92

Werke der Baukunst sind ausdrücklich in § 2 Abs. 1 Nr. 4 UrhG aufgeführt. Der BGH[131] hat schon früh erkannt, dass auch Wohnhäuser, Gemeinschaftsheime usw. und selbst ausgesprochen technische Zweckbauten, wie z.B. Brücken, in gleicher Weise wie Erzeugnisse des Kunstgewerbes kunstschutzfähig sind, wenn und soweit sich in ihnen ein künstlerisches Schaffen in der Leistung des Architekten offenbart. Dies gilt für Verwaltungs- und Bürogebäude bei besonderer Gestaltung, die auf ästhetischen Eindruck hin ausgerichtet ist.[132] Auch bei Wohngebäuden können etwa besonders aufgegliederte Giebelseiten und geschmackvolle Proportionen[133] Urheberrechtsschutz begründen, dies übrigens schon für die zugrunde liegenden Entwürfe (also auch schon für das Entwurfsstadium) und eventuell sogar auf gewisse Teile bezogen (etwa besonderer Schutz der Fassade).[134] Sowohl einem Kirchenschiff als auch der Kirchen-Innenraumgestaltung[135] wurde Urheberrechtsschutz zuerkannt.

[131] BGH v. 29.3.1957 – I ZR 236/55, BGHZ 24, 55, 62 f.; BGH v. 5.6.2003 – I ZR 192/00, GRUR 2003, 1035 (Hundertwasser-Haus).
[132] Vgl. Fromm/Nordemann/A. Nordemann, Urheberrecht, § 2 Rn 165.
[133] BGH v. 8.2.1980 – I ZR 32/78, GRUR 1980, 853 (Wohnhaus).
[134] RG v. 28.5.1913 – I 435/12, RGZ 82, 333 (Fassadengestaltung).

Das ist nur ein Ausschnitt aus dem Produkt Deutsches Anwalt Office Premium. Sie wollen mehr?

Anmelden und Beitrag in meinem Produkt lesen


Meistgelesene beiträge