Rz. 249

Bei den unechten Auslandsgesellschaften (Scheinauslandsgesellschaften) muss an Stelle der englischen Kapitalgesellschaft eine deutsche Personengesellschaft bzw. ein Einzelunternehmen in das Grundbuch eingetragen werden.

 

Rz. 250

Die englische Kapitalgesellschaft und die deutsche Personengesellschaft sind ein und derselbe Rechtsträger (siehe Rdn 99 ff.). Eine Auflassung (§§ 873, 925 BGB, §§ 19, 20, 29 GBO) ist somit nicht erforderlich. Ausreichend (aber notwendig) ist ein Antrag auf Grundbuchberichtigung (§§ 13, 19, 29 GBO). Die neue Rechtsform des unveränderten Rechtsträgers muss in grundbuchmäßiger Form angegeben (§ 15 Abs. 1 GBV) und nachgewiesen (§§ 29, 32 GBO) werden.

 

Rz. 251

Bei der Umqualifizierung in ein Einzelunternehmen ist die Grundbucheintragung aufgrund der Gesamtrechtsnachfolge zu beantragen (siehe Rdn 99 ff.). Eine Auflassung ist gleichfalls nicht erforderlich.

 

Rz. 252

Dem Antrag auf Grundbuchberichtigung sind entsprechende Nachweise beizufügen (§§ 29, 32 GBO). Als Nachweis kommt ein aktueller (chronologischer) Handelsregisterauszug (samt entsprechender Handelsregisteranmeldung) in Betracht (siehe Rdn 149 ff.), und zwar sowohl hinsichtlich der (bisherigen) Eintragungen in Abteilung B als auch hinsichtlich der (neuen) Eintragungen in Abteilung A.

 

Rz. 253

Der Antrag auf Grundbuchberichtigung ist dem zuständigen Finanzamt Grunderwerbsteuerstelle anzuzeigen (nach §§ 18 bis 20 GrEStG).[140]

 

Rz. 254

Dem Grundbuchamt ist eine steuerliche Unbedenklichkeitsbescheinigung vorzulegen (§ 22 GrEStG). Dies gilt auch dann, wenn der Vorgang tatsächlich nicht der Grunderwerbsteuer unterliegt.

Bei einer Mehrpersonen-Limited kommt es zu einer Umqualifizierung in eine Personengesellschaft. In diesem Fall sind die Rechtsträger identisch. Es fehlt damit schon an einem Erwerbsvorgang (i.S.v. § 1 GrEStG).
Bei einer Einpersonen-Limited kommt es dagegen zu einer Gesamtrechtsnachfolge bei dem alleinigen Gesellschafter (§ 738 BGB analog). Die Anwachsung kann der Grunderwerbsteuer unterliegen (§ 1 Abs. 1 Nr. 3 GrEStG). Die Steuerbegünstigungen für die Gesamthand (§§ 5, 6 GrEStG)[141] und für Umstrukturierungen (§ 6a GrEStG)[142] sollten insoweit aber entsprechend gelten.[143]
[140] Zur Grunderwerbsteuer bei Gesellschaften aus Drittstaaten siehe BFH, Beschl. v. 8.1.2019, II B 62/18, BFH/NV 2019, 293 = NotBZ 2019, 235 = GmbHR 2019, 304 = GmbH-StB 2019, 67 mit Anm. Böing/Groll = DNotZ 2019, 788 = DStRK 2019, 92 mit Anm. Haberkamp/Meinert (zu einer Gesellschaft von den Seychellen bzw. den British Virgin Islands). Zur Verletzung der steuerlichen Anzeigepflichten (nach §§ 19, 20 GrEStG) bei dem mittelbaren Erwerb von Gesellschaftsanteilen mit inländischem Grundbesitz durch eine britische Limited siehe BFH, Urt. v. 27.9.2017, II R 41/15, BStBl II 2018, 667 = DB 2018, 361 = NZG 2018, 360.
[141] Zu möglichen Auswirkungen des (geplanten) Gesetzes zur Modernisierung des Personengesellschaftsrechts (Personengesellschaftsmodernisierungsgesetz – MoPeG), BR-Drucks 59/21 vom 22.1.2021, auf das Grunderwerbsteuerrecht, insbesondere §§ 5, 6 GrEStG, siehe Behrens/Seemaier, DStR 2021, 644; Heinze, DStR 2020, 2107. – Zum Steuerrecht siehe auch die Nachweise oben in Fn. 58, 85, 102 und 123.
[142] Der BFH hat jüngst in mehreren Grundsatzentscheidungen allgemein zu § 6a GrEStG Stellung genommen (ausführlich dazu u.a. Behrens/Seemaier, DStR 2020, 1411; Broemel/Mörwald, DB 2020, 1029; Broemel/Tigges, DStR 2020, 2342; Brühl, GmbHR 2020, 528; Loose, DB 2020, 919; Loose, in: Festschrift für Dieter Mayer, 2020, S. 221 ff.; Märker, BB 2021, 605; H.-U. Viskorf, DB 2020, 421; Wälzholz, MittBayNot 2021, 12; Wälzholz, DNotZ 2020, 310; Wälzholz/Bayer, GmbH-StB 2020, 195 und 217). Siehe dazu auch "Gleich lautende Erlasse der obersten Finanzbehörden der Länder – Anwendung des § 6a GrEStG nach den Urteilen des Bundesfinanzhofs vom 21. und 22.8.2019" vom 22.9.2020, BStBl I 2020, 960 = DB 2020, 2269 = DStR 2021, 164, und dazu u.a. Broemel/Mörwald, DStR 2021, 140; Brühl, GmbHR 2021, 126; Märker, BB 2021, 605.
[143] Zu den Änderungen des Grunderwerbsteuergesetzes durch Art. 33 Jahressteuergesetz 2020 (JStG 2020) vom 21.12.2020 (BGBl I 2020, 3096 = BStBl I 2021, 6) im Hinblick auf den Brexit (u.a. von §§ 5 Abs. 3, 6 Abs. 3 und 23 Abs. 7 GrEStG) siehe allgemein u.a. Geck/Messner, ZEV 2021, 88; Halaczinsky, ErbStB 2021, 86 und 54; Liebernickel, DB 2020, 2606.

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